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Michael van Merwyk / Blues Everywhere I Go – CD-Review

Michael van Merwyk / Blues Everywhere I Go

Auf dem Cover ist ein auf einem Sessel sitzender, völlig entspannter Künstler zu sehen, der sich in guter Gesellschaft befindet, denn zu seiner linken lehnt seine Resonator-Gitarre. Bald wird zu hören sein, dass er dieser wundervolle Klänge entlocken wird. Dazu komme ich jedoch später.

Er hat auch allen Grund, entspannt zu sein, denn bereits im April diesen Jahres durften wir verkünden, dass "Blues Everywhere I Go" mit Platz 34 den Einstieg in die Deutschen Albumcharts geschafft hat. Ein schöner Erfolg für den zwei Meter großen, mehrfach ausgezeichneten Bluesman, der in diesem Jahr sein 40-Jähriges Bühnenjubiläum feiert. Da ist die Veröffentlichung der Platte das sogenannte Tüpfelchen auf dem i.
Außerdem hat sich Timezone aus Anlass des Jubiläums noch etwas ganz Besonderes für alle van Merwyk-Fans einfallen lassen: Das Album gibt es sowohl als CD als auch als farbiges Vinyl. Und für die ganz beinharten Fans gibt es auch eine Fanbox-Veröffentlichung mit einer extra Akustik-CD mit sechs Tracks, fünf Postkarten, einem Flaschenöffner, zwei Stickern und einer Folie.

Acht der sich auf der mir vorliegenden CD befindenden Songs stammen aus Michael van Merwyks Feder, lediglich "Cool Down" ist ein Cover von Phillip T. Wiggins.
Eingespielt wurde der Silberling an zwei verschiedenen Tagen in zwei verschiedenen Studios mit unterschiedlichen, aber erfahrenen Musikern. Für die Hamburg-Session konnte van Merwyk den großartigen Abi Wallenstein gewinnen, während ihn bei den Bielefeld-Sessions sein langjähriger Wegbegleiter Ollie Gee für drei Songs am Bass unterstützt.

Kommen wir zur Musik auf der Platte. Diese ist geprägt nicht nur von van Merwyks furiosem Gitarrenspiel, sondern auch von seinem tief rauen, eindringlichen und oftmals ordentlich unter die Haut gehenden Gesang, teils auch den Texten geschuldet. So erzählt der Eröffnungs-Track darüber, wie die »äußeren Umstände das Leben der Menschen auf der ganzen Welt bestimmen.«
Überall hat die Bevölkerung mehr und mehr damit zu kämpfen, um zu überleben, um den Kochtopf zu füllen, um Rechnungen zu bezahlen. Doch am Ende verbreitet der Künstler Zuversicht mit seiner Slide-Gitarre und fordert die Zuhörer dazu auf, positiv zu denken. Ein gelungener Einstieg.

Gut gemischt wurden die Stücke auf der Platte verteilt. Es wird gewechselt zwischen ruhigen und druckvollen Songs.
So stammen die raueren, ordentlich nach vorn treibenden Tracks wie der Titeltrack, "All Because Of You" oder "Abi’s Boogie" aus der Hamburger Session. Letzterer ist übrigens eine Hommage an die Legende Abi Wallenstein, hier übernimmt dieser auch persönlich die Slide-Gitarre. Aufhorchen lässt ebenfalls der von Georg Schroeter mit dem Piano veredelte "Bye Bye Blues", in welchem Marc Breitfelder ein feines Harp-Solo einfließen lässt.

Die Bielefelder Sessions kommen entschleunigter, sind deshalb jedoch nicht weniger eindrucksvoll.
Für mich ist das basslastige, über siebenminütige "Raise Your Voice" das absolute Higlight dieser Platte. Hier wird ein intensiver, unter die Haut gehender Slow-Blues zelebriert, mit dem van Merwyk ein weiteres Ausrufezeichen setzt. Diese eindringliche Stimme, diese coole Slide-Gitarre – man ist fast geneigt, den Atem anzuhalten… und festzustellen: Peter Green hätte es wirklich nicht besser machen können. Und die Rhytmus-Franktion in Gestalt von Ollie Spanuth (Schlagzeug) und Olli Gee (Bass) hält sich stark zurück und setzt nur ganz dezent Akzente.
Michael van Mervyk gehört nicht zu den Posern und Shredderern auf der Gitarre. Er braucht keine Effekthascherei und keinen Firlefanz, jede Note ist pur und wird perfekt gespielt, sitzt dort, wo sie hingehört. Sein Spiel hat einfach nur Seele.

"Feel Like Going Home" besticht durch van Merwyks Lap-Steel-Klänge und die wunderbar passenden Background-Vocals von Jennifer und Andreas Grove. Man wird unweigerlich zum Mitwippen und Fingerschnippen animiert.
Das wiederum sehr von Marc Breitfelders heulender Harp dominierte und mit wunderschönen Piano-Klängen verzierte "Liars & Fools" ist ein würdiger Abschluss für ein Album, das man so schnell nicht mehr aus dem Player bekommt, das verspreche ich euch!


Line-up Michael van Merwyk:

Michael van Merwyk (vocals, slide guitar, resonator guitar, rhythm guitar, G# guitar)

Hamburg-Session:
Abi Wallenstein (guitar – #1,7,9; slide guitar – #5,6)
Martin Röttger (drums – #1,5,6,7,9)
Georg Schroeter (piano – #1,6,7,9)
Marc Breitfelder (harp – #1,6,7,9)
Recorded at HOME-Studios, Hamburg

Bielefeld – Session:
Ollie Gee (bass – #2,3,8)
Ollie Spanuth (drums – #2,3,8)
Jennifer Grove (background vocals – #4,8)
Andreas Grove (background vocals – #4,8)
Recorded at Watt Matters Studio, Bielefeld

Tracklist "Blues Everywhere I Go":

  1. Blues Everywhere I Go
  2. I Never Really Thought About Evil
  3. Raise Your Voice
  4. Cool Down
  5. Abi´s Boogie
  6. All Because Of You
  7. Bye Bye Blues
  8. Feel Like Going On
  9. Liars & Fools

Gesamtspielzeit: 42:32, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ilka Heiser

Hauptgenres: Classic Rock, Blues Rock, Heavy Rock
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