Bassist und Sänger Mick Paul wird Freunden des Prog Rocks natürlich bekannt sein als Mitglied der Band von David Cross. Dieser gibt auf dem ersten Soloalbum des Protagonisten dann auch mit seiner Violine ein kleines Gastspiel auf einem Song.
Mittels Crowdfunding wurde "Parallel Lives" erfolgreich auf den Weg gebracht. Vierzehn relativ kurze Songs präsentieren den Sessionmusiker nun einmal als Frontmann, nicht nur mit dem Bass, sondern auch als Gitarrist. Bis auf die Songs vier, neun und zehn, die Paul gemeinsam mit der Keyboarderin Sheila Maloney komponiert hat, stammen die übrigen alle von ihm allein.
Es geht los – "Your Days" – sofort mittendrin mit wattigen Keyboards und prägnantem Gesang von Jinian Wilde, und dann klingt es irgendwie nach Yes, wenn der Synthie quirlt. Aber auch Assoziationen zu Asia und ähnliche Prog Rock-Bands kann das bei mir auslösen. Dieser Prog Rock ist ein sehr weicher, ein sehr zurückhaltender, nicht vorpreschend und nicht sehr druckvoll, vielmehr wird mit Klangtexturen gearbeitet, die sich breitflächig aus den Keyboards und der Gitarre von Paul ausbreiten. Dazu grummelt sein Bass eher gemütlich, aber melodieführend und verbindend dazu.
Erst "No Horizon" hebt zu einem schnelleren Tempo an, klingt aber letztlich auch recht verspielt, und das besondere Schmankerl ist sicher der Einsatz der Violine von David Cross, der mich hier ein wenig an Jerry Goodman mit seiner Spielweise erinnert. Der Song ist hinsichtlich des Arrangements gut aufgebaut, enthält Unterbrechungen und Wechsel, die für mich laut danach rufen, das man ihn gut und gern hätte länger ausufern lassen können als sich lediglich auf vier Minuten und drei Sekunden zu beschränken und einzuengen.
Man erwartet hinsichtlich des Backgrounds von Paul und der Gastmusiker, dass sich Eigenarten der Bands Van der Graaf Generator und King Crimson eingeschlichen hätten. Doch weder Cross noch der auf dem Instrumental "Swallows" anwesende David Jackson bringen das entsprechende besondere Feeling dieser Bands ein. Dazu bleibt die Musik hinsichtlich ihrer Kompositionen und der Arrangements zu sehr einheitlich und steht als Gesamtbild fest verankert in der Verantwortlichkeit von Mick Paul. Und das ist auch gut so, vollbringt er es doch, mit "Parallel Lines" ein sehr angenehmes Prog Rock (oder Art Rock?)-Album abzuliefern, dass sich meines Erachtens durchaus behaupten kann in diesem großen Meer von entsprechenden Veröffentlichungen des Genres.
Mithin – es mag kein Meisterwerk geworden sein, aber letztlich ist es sehr unterhaltend mit seiner lässig ruhigen Art von Musik, in der sich der Leader eingliedert in den Gesamtsound und nur gelegentlich seinen Bass ein wenig prägnanter in den Vordergrund stellt. Und, nachzutragen ist natürlich, dass David Cross nicht bei Track vier, sondern beim dritten Titel, "No Horizon" an der Violine zu hören ist. Das ist wohl beim Druck verwechselt worden.
Line-up Mick Paul:
Mick Paul (bass, guitar, vocals – #4)
Sheila Maloney (keyboards, synthesized sound design)
Steve Roberts (drums, gongs)
Jinian Wilde (vocals)
Craig Blundell (drums – #2, 4)
David Cross (violin – #3)
David Jackson (flutes & whistles – #9)
Paul Clark (guitar (LOUD) – #12, 14)
Dennis Mahon (vocals – #12)
Geoff Winkworth (guitar – #6)
Tracklist "Parallel Lives":
- Your Days (6:14)
- Light Of Silence (4:55)
- No Horizon (4:03)
- Parallel Lives (5:25)
- Beneath The Gate (4:27)
- Uncharted Course (4:18)
- One Way Converstion (5:02)
- Cypher (2:35)
- Swallows (3:23)
- Comfort Zone (5:39)
- Frozen Perspective (4:00)
- Name On You (4:28)
- Consigned To Reality (4:42)
- Morning Skyline (4:32)
Gesamtspielzeit : 63:50, Erscheinungsjahr: 2021
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