Ehre, wem Ehre gebührt, oder: Das war aber auch allerhöchste Zeit! Dem Musiker und Produzenten Mick Ronson aus dem nordenglischen Hull wurde Zeit seines Lebens leider nie die Anerkennung zuteil, die ihm zweifellos zustand. Auch in den ersten Dekaden nach seinem Ableben blieb es ziemlich ruhig, was sich nun aber zum Glück geändert hat. Der Regisseur und Filmemacher Jon Brewer hat nach intensiver Arbeit den Streifen "Beside Bowie – The Mick Ronson Story" fertiggestellt, der nun also zum 25-jährigen Todestag des Engländers erschienen ist.
Der Schlagzeuger John Cambridge machte Ende der sechziger Jahre seinen Bandleader David Bowie auf Mick Ronson aufmerksam, der dann auch prompt von Bowie eingeladen wurde, nach London zu kommen. Gesagt – getan und der junge Gitarrist war erst mal glücklich, wenn alles auch noch nicht ganz so lief, wie er sich das vorstellte. Als die Aufnahmen für Bowies drittes Album ("The Man Who Sold The World", 1971) anstanden, hatte der frisch verheiratete Sänger allerdings keine große Lust auf die Aufnahmesessions und kam lediglich gegen Ende dieser hinzu, um seinen Gesang aufzunehmen. Somit blieb die gesamte Arbeit am Produzenten und Bassisten Tony Visconti sowie dem noch sehr jungen Ronson hängen. Für den Gitarristen zahlte es sich jedoch aus, da er während der Arbeit sehr viel über den Aufnahme-Prozess sowie die Produktion einer Platte lernte, was ihm später noch zugute kommen sollte. Danach passierte aber zunächst nicht viel, das Album war nur mäßig erfolgreich und das Geld mehr als knapp. Ronson fuhr zusammen mit John Cambridge wieder zurück nach Hause. Bis ihn ein paar Monate später David Bowie wieder kontaktierte und mitteilte, dass er ein neues Management habe und eine neue Platte anstehen würde. 'Ronno' (wie ihn seine Freunde nannten) müsse unbedingt und außerdem sofort wieder nach London kommen und ihm zur Seite stehen.
Und dann ging es Schlag auf Schlag: Zunächst erschien 1972 die sehr starke Scheibe "Hunky Dory" und noch im selben Jahr wurden Ziggy Stardust und seine Spiders From Mars geboren. Der absolute Durchbruch für David Bowie, der natürlich sämtliche Songwriting-Credits für The Rise And Fall Of Ziggy Stardust And The Spiders From Mars (ein absolutes Klassiker-Album!) für sich beanspruchte, selbst wenn Ronson mit überdurchschnittlich viel Rat und Tat zur Seite stand, als es um die Songs sowie auch die Arrangements der einzelnen Nummern ging. Nach einer Mammut-Welttournee und den weiteren Bowie-Alben Aladdin Sane sowie "Pin-Ups" erklärte dieser sowohl Ziggy als auch die Spiders From Mars für beendet. Mick Ronson schloss sich zunächst der in den letzten Zügen liegenden Band Mott The Hoople an, es kam jedoch nur noch zur Aufnahme einer Single ("Saturday Gigs"), bevor endgültig Schicht im Schacht war. 'Ronnos' musikalischer Weg führte ihn in die Band von Ian Hunter (ebenfalls Ex-Mott The Hoople), allerdings auch zu der groß angelegten 'Rolling Thunder Revue', einer Tour von Bob Dylan, für die er vom Meister persönlich eingeladen wurde und die sich über viele Monate hinstreckte.
In der zweiten Hälfte der Siebziger und darüber hinaus konzentrierte er sich vor allem auf die Arbeit als Produzent, wobei er unter anderem mit Lou Reed (allerdings schon 1972 für dessen Album "Transformer"), Roger McGuinn (für dessen beste Soloplatte "Cardiff Rose", 1976) oder John Cougar-Mellencamp ("American Fool" mit der Hit-Single "Jack And Diane", 1982) arbeitete. Dazwischen spielte er immer wieder auch mit Ian Hunter (die Alben You’re Never Alone With A Schizophrenic, 1979, Welcome To The Club, 1980 , Short Back 'N Sides (1981) oder "Yui Orta", 1989) zusammmen und auch bei dem Rockpalast-Auftritt von Ian Hunter stand Ronson tatkräftig an dessen Seite. Mitte der Siebziger hatte er die beiden (wenig erfolgreichen) Soloplatten "Slaughter On 10th Avenue" sowie "Play Don’t Worry" veröffentlicht. Leider war ihm nicht mehr vergönnt, die Arbeiten an seinem letzten Werk "Heaven And Hull" fertig zu stellen (was dann befreundete Musiker für ihn erledigten). Mick Ronson starb am 29. April 1993 im Alter von nur 46 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
In diesem sehr gut gemachten Film kommen nun viele alte Weggefährten wie Mike Garson, Tony Visconti, Joe Elliott, Mick Rock, Rick Wakeman, Cherry Vanilla, Lou Reed, Earl Slick, Glen Matlock, Roger Taylor sowie viele weitere zu Wort, selbstverständlich auch seine Witwe Suzi Ronson und Angie Bowie. David Bowie taucht in älteren Fernseh- und Video-Ausschnitten auf und meldet sich per Voice Over zu Wort. Besonders wertvoll ist natürlich, dass hier auch Interview-Sequenzen mit Mick Ronson selbst enthalten sind, die diesen Spitzenmusiker wieder etwas lebendiger werden lassen. Der Soundtrack zum Film ist übrigens auch auf CD, Vinyl und digital erschienen.
Somit ist "Beside Bowie – The Mick Ronson Story" eine Supergeschichte sowie auch eine Würdigung an einen unglaublich talentierten Musiker sowie Produzent geworden, die er mehr als verdient hat. Tolle Geschichte und dicke Empfehlung!
Mitwirkende:
Rick Wakeman
Joe Elliott
Angie Bowie
Mike Garson
'Whispering' Bob Harris
Suzi Ronson
David Bowie
Cherry Vanilla
Tony Visconti
Dana Gillespie
Ian Hunter
Lou Reed
Earl Slick
Lulu
Glen Matlock
Roger Taylor
u. v. m.
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