"Heavy Metal" ist das einzige, was man auf dem Cover lesen kann. Heavy Metal und eine Handvoll Typen mit akustischer Gitarre, einer halbakustischen E-Gitarre sowie Bass, Schlagzeug und ein paar Blasinstrumenten… wie jetzt??? Oder soll, so wie sich die Bandmitglieder schon auf dem Cover kaputtlachen, der Titel vielleicht nur eine kleine Finte sein? Genau diesen Verdacht bestätigen Miles Nielsen And The Rusted Hearts dann tatsächlich sehr bald mit den ersten Tracks. Nielsen – der nun auch schon mehr als zehn Jahre im Geschäft ist – agierte anfangs solo, veröffentlichte sein gleichnamiges Debütalbum im Jahr 2009, bevor 2012 mit "Miles Nielsen And The Rusted Hearts" nachgelegt wurde. Ein erstes Zeichen für Zusammenarbeit also und dass sich hier ein echtes Team gefunden hat beweist die Tatsache, dass es die Combo nicht nur immer noch gibt, sondern in diesem Frühling mit "Heavy Metal" sogar eine weitere Platte vorgelegt wurde.
Also keine Nietenarmbänder, Kutten und Headbanging, sondern lupenreiner Americana sowie rootsiger Rock sind es, die hier vorgelegt werden. Und dabei gehen die sieben Musiker (plus Gäste) mit Hauptsitz in Rockford, Illinois recht sparsam hinsichtlich der Instrumentierung bzw. Arrangements zu Werke. Es ist zwar alles da, was man sich wünscht, dennoch klingen die Songs wunderbar locker, abgespeckt und angenehm von unnötigem Ballast befreit. Wenn sowas dann funktionieren soll, dann müssen gute Songs am Start sein, was der Bandleader mit seinen Kompositionen auch gut auf die Reihe bekommen hat. Dieses Album ist so unprätenziös, fast schon zurückhaltend, dass der Hörer allerdings erst mal ein paar Durchläufe benötigt, um auf des Pudels Kern zu kommen.
Wenn die Stücke (wie etwa das ein wenig an Steve Earle erinnernde "Simple Times", der eröffnende Titelsong oder das fast schon poppige "This Is Love") dann aber so richtig im Ohr angekommen sind, dann mag man sie mit jedem weiteren Durchlauf mehr. Beispielsweise bohrt sich das flotte "Preacher Man" plötzlich felsenfest in den Gehörgängen fest, "Strangers" wird von einem harten Beat und coolen Saxofon bestimmt und "Tongue Tied" erinnert anfangs gar etwas an britischen Alternative Pop/Rock der späten achtziger Jahre. So ganz nebenbei erfährt man dann auch noch, dass Miles Nielsen ein enger Verwandter von dem Rick Nielsen ist, der mit seiner Band Cheap Trick lange Jahre fett durchgestartet war. Als Gast ist dieser auf "Sarah" zu hören, einer melancholisch-poppigen Nummer mit Tiefgang. Sehr schöne, dichte Atmosphäre und einer meiner Favoriten.
Deutlich Pluspunkte sammeln kann auch "Is This Life", das – wie auch "Sarah" – schon fast leicht psychedelische Elemente in sich trägt. Sehr schön und wunderbar gelungen ebenso der Rausschmeißer "Shine Your Light", der ein insgesamt schön-unspektakuläres Album mit ruhigen, aber sehr feinen Melodien beschließt.
Dieses komplette Werk ist also alles andere als ein 'Reißer', eine Scheibe die den Hörer beim ersten Mal umhaut und die er nach spätestens vier Wochen (wegen 'Überhörung') wieder in die Tonne 'kloppt'. "Heavy Metal" von Miles Nielsen And The Rusted Hearts ist vielmehr ein zartes Pflänzchen, das etwas Zuneigung und Aufmerksamkeit benötigt, um dann aber in voller Pracht zu glänzen. Wer den Versuch wagt und sich die Zeit nimmt, wird auch belohnt werden.
Line-up Miles Nielsen And The Rusted Hearts:
Miles Nielsen (acoustic guitars, lead vocals)
Daniel James McMahon
Adam Plamann
Jeff Werckle
Dave McClellan
Darren Garvey
Bill 'Skicat' Olson
With:
Rick Nielsen (guitar – #8)
Coralie Townie (vocals – #2,4,5,9)
Daxx Nielsen (piano – #1, percussion – #7)
Nathan Swanson (strings – #4,5,10)
Tracklist "Heavy Metal":
- Heavy Metal
- Is This Life
- Simple Times
- Tongue Tied
- Honeybee
- Strangers
- This Is Love
- Sarah
- Preacher Man
- Shine Your Light
Gesamtspielzeit: 34:10, Erscheinungsjahr: 2016
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