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Mit dem UFO in den Rockhimmel – Zum Tode von Pete Way

Barry Goldberg am 22. Januar 2025 verstorben

Und wieder ist ein Musiker, der mich durch mein gesamtes musikalisches Leben begleitet hat, in die Ewigen Jagdgründe der Rockmusik eingegangen. Am 14. August 2020 verstarb der englische Bassist Pete Way an den Folgen eines Unfalls, den er vor zwei Monaten erlitten hatte. Er wurde 69 Jahre alt.

Seine erfolgreichste Zeit hatte Pete, als er im zarten Alter von 18 Jahren, zusammen mit Phil Mogg, Andy Parker und Mick Bolton die Band Hocus Pocus gründete, die sich nach kurzer Zeit in UFO umbenannte und sofort steil durchstartete. Bereits auf dem gleichnamigen Plattendebüt (1970) befand sich mit "C’mon Everybody" ein erster Achtungserfolg, der auf mehr hoffen ließ. Und so kam es dann auch. UFO wandelte musikalisch zunächst auf den Spuren des Space- bzw. Psychedelic Rock, was besonders beim zweiten Longplayer "Flying" (1971) deutlich wurde, auf dem die Songs fast ausschließlich Überlänge haben.

Pete Way

Pete Way

Das zeigt auch die Tatsache, dass die reine Spielzeit eine knappe Stunde aufwies. Mit dem Album UFO Live erfolgte dann ein Wechsel in Richtung Boogie und Hard Rock. Die Songs wurden eingängiger und UFO entwickelte sich zu einem Top Act in Sachen Liveauftritte. Der Rest der Story von UFO ist bekannt und würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Jedenfalls war Pete Way bis ins Jahr 1982 ununterbrochen an allen Alben der Band beteiligt und war gleichzeitig durch seine intensive Bühnenshow neben Phil Mogg der zweite Frontmann eines jeden UFO-Auftritts. Mit dem Eintritt des deutschen Gitarristen Michael Schenker begann die wohl erfolgreichste Phase von UFO. Gleichzeitig sorgte der als schwierig bekannte Schenker aber auch für ein Auseinanderdriften des Bandgefüges. Obwohl alle Alben sowohl mit als auch ohne Schenker (der sich 1978 mit Phil Mogg überwarf und ausstieg) weiterhin kommerziell erfolgreich waren, stieg Pete Way im Jahr 1982 aus.

Sehr schnell fand Pete neue Tätigkeitsfelder. Zunächst ging er für einige Konzerte mit Ozzy Osbourne auf dessen "Diary Of A Madman"-Tour auf die Bühnen und gründete parallel dazu mit dem ehemaligen MotörheadMitglied Fast Eddie Clarke die Band Fastway. Der gute Pete musste allerdings sehr bald schon feststellen, dass er nicht aus dem Vertrag mit seinem aktuellen Label heraus kam und verließ Fastway, noch bevor er einen einzigen Ton für deren gleichnamiges Debütalbum einspielen konnte. Es folgte die Gründung von Waysted, bei der Pete Way auch wieder auf seinen Ex-UFO-Kollegen Paul Raymond traf. Bis ins Jahr 1987 blieb Pete der Band treu und spielte mit ihr drei Alben ein.

Pete Way

Pete Way

Dann folgte eine Rückkehr zu seiner Stammband. Doch UFO war noch immer zerstritten und löste sich im Jahr 1989 auf. Die folgenden drei Jahre wurde es still um den englischen Bassmann, und er tauchte erst 1992 bei der Reunion wieder auf. Wieder gab es Einspielungen von mehreren Studioalben, doch die interne Unruhe im Bandgefüge blieb bei UFO, bei denen in dieser Zeit nur noch Mogg und Way als Originalmitglieder dabei waren, immer ein Thema. Zahlreiche Personalwechsel waren die Folge, und so entschlossen sich Phil Mogg und Pete Way 1997 und 1999 zur Aufnahme von zwei Alben unter der Firmierung Mogg/Way, die beim Publikum ziemlich gut ankamen.

Das Jahr 2000 war dann eines der aktivsten von Pete Way. Neben den Produktionen mit UFO stand auch sein erstes Soloalbum "Amphetamine" auf dem Plan und auch die Wiedervereinigung von Waysted fand statt und brachte in diesem Jahr gleich zwei Alben auf den Markt. 2002 wurde dann ein Livealbum mit der Pete Way Band veröffentlicht. Zusätzlich versuchten er und Michael Schenker erneut, das Siebziger-Line-up zu reaktivieren, was aber sehr schnell wieder aufgegeben wurde. Dafür kam der amerikanische Gitarrist Vinnie Moore in die Band. Auch mit Waysted ging es mit zwei neuen Alben weiter.

Im Jahr 2006 nahm Way die dicken Saiten für die Michael Schenker Group in die Hand, aber auch jetzt stand seine Arbeit mit UFO weiterhin im Vordergrund. Doch 2008 kam das Ende der Zusammenarbeit. Pete Way verließ UFO aus gesundheitlichen Gründen. Jahrelange Drogen- und Alkoholprobleme zeigten ihre Wirkung und ließen ein weiteres Mitwirken nicht mehr zu.

Im Jahr 2011 gab es beim Album Temple Of Rock noch einmal eine Zusammenarbeit von Schenker und Way, was auch zu einigen Liveauftritten führte. Zwei Jahre später wurde bei ihm Prostatakrebs festgestellt, den er anscheinend besiegt zu haben schien. So plante er, nun endlich sein zweites Soloalbum aufzunehmen. Doch ein Herzinfarkt hinderte ihn im Jahr 2016 daran.

Nun ist Pete Way für immer von uns gegangen.

Rest in peace, Pete.

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Mario

    Eine traurige Nachricht, aber offenbar wieder einer der Musiker, die trotz ihres nicht gerade gesunden Lebensstils immerhin fast 70 geworden sind. Mir geht es ähnlich wie dem Redakteur, die erste LP von UFO konkurrierte damals mit den Erstlingen von Uriah Heep, Black Sabbath und Deep Purple in Rock – die beiden letztgenannten gewannen, die anderen kamen aber später. Im Frühjahr 1971 waren UFO im Fördehochhaus in Kiel noch eine der ersten bekannten Rockgruppen, die ich auf einer – kleinen! – Bühne sah. Auch nach fast 50 Jahren und vielen vielen weiteren Konzerten bleibt es für mich einer der beeindruckendsten Auftritte, sie waren einfach nur gut. Eine Kassettenaufnahme davon existiert noch, die Tonqualität ist schauderhaft, aber die Musik ist und bleibt außergewöhnlich. UFO kreuzten meinen Weg dann immer mal wieder und bei einer Gelegenheit in Hamburg traf ich einen sehr freundlichen Pete Way, der Plattenhüllen und meine Fotos von einem Auftritt in London 1974 signierte. So behalte ich ihn in Erinnerung als einen Bassisten, der mit seinem Instrument richtig gut umgehen konnte und Aufnahmen hinterlassen hat, die auch mein musikalischen Leben begleitet haben und auch weiterhin werden.

    Mario

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