Mitch Ryder lässt uns wissen, dass dieses Doppel-Album während einer Deutschland-Tournee anlässlich seines 75. Geburtstages entstanden ist. Das Alter spiele für ihn keine Rolle, denn »was die Musik angeht, ist das Alter völlig irrelevant«, so seine Worte.
Mit den auf den Aufnahmen zu hörenden Musikern arbeitet Ryder seit vielen Jahren zusammen. So begleitet die 1975 in Ostdeutschland gegründete Band Engerling Mitch Ryder seit 1994 auf seinen Europa-Tourneen. Hier sind Wolfram 'Boddi' Bodag, Manne Pokrandt und Heiner Witte mit an Bord.
Gitarrist Gisbert Piatkowski spielte bei den ostdeutschen Klosterbrüdern (später Gruppe Magdeburg) sowie u.a. auch mit City und Renft.
Lassen wir Mitch aber noch einmal zu Wort kommen: »Die meisten Musiker, die ihr auf dem Album hört, kenne ich schon sehr lange. Seit unserer ersten Probe in einem kommunistisch geführten Jugendzentrum in Ost-Berlin vor vielen Jahren sind wir in Sachen Integrität, Power, Selbstachtung und Leistung immer weiter zusammengewachsen.«
Die Band Engerling ist zum Beispiel auch an CD-Produktionen beteiligt: "Rite Of Passage" (1994), "The Old Man Springs A Boner" (2003), "A Dark Caucasian Blue" (2004), "The Acquitted Idiot" (2006), You Deserve My Art (2008).
Ihn, den Mann mit der whiskygetränkten Stimme, kann man ohne Weiteres als musikalische Legende bezeichnen. Auch wenn die Anfangsjahre seiner Karriere nicht vom durchschlagenden Erfolg gekrönt waren, schaffte er am Ende den absoluten Durchbruch mit seinem alkohlgeschwängerten "Full Moon"-Auftritt 1979 im WDR-Rockpalast.
Der kleine Mann aus Detroit liebt und lebt den Rock und Blues. Wenn man ihm zuhört hat man stets das Gefühlt, die Songs kommen aus seiner tiefsten innersten Seele. Seine Live-Auftritte sind immer wieder ein Erlebnis, davon konnte ich mich selbst mehrfach überzeugen.
Auf dem mir vorliegenden Album "The Roof Is On Fire" befinden sich Songs aus allen Karrierephasen des Protagonisten, darunter Coverversionen von "Tuff Enuff" (Fabulous Thunderbirds), "Heart Of Stone" (Rolling Stones), "Soul Kitchen" (The Doors) und "From A Buick 6" sowie "Subterranean Homesick Blues" (Bob Dylan).
Sämtliche Aufnahmen wurden in den Jahren 2019 und 2020 in verschiedenen Clubs mitgeschnitten. Von den insgesamt 15 Tracks hören wir sieben aus der Kulturbrauerei Berlin und sechs aus der Tante Ju Dresden. Lediglich zwei aus der Bonner Harmonie schafften es verteilt auf beide Scheiben, die übrigens aufgeschlüsselt wurden in "Tuff" und "Soft".
Wie die Bezeichnung "Tuff" schon vermuten lässt, geht es auf dieser Platte mit viel Power zur Sache. Wir hören einen richtig gut aufgelegten Mitch Ryder der uns beweist, dass er selbst mit 75 Jahren noch rocken kann wie ein Jungspund. Auch seine soulige Stimme ist nach wie vor sehr kraft- und ausdrucksvoll.
Bereits mit dem Opener "Betty’s Too Tight" zeigt er sowohl dem Publikum in den Clubs als auch dem Hörer am Player sehr eindrucksvoll, wo der 'rockende Hammer' hängt.
Schön zu hören beim slidegetränkten, über sechsminütigen "Tough Kid", dem von Wolfram 'Boddi' Bodag mit Harp-Einspielungen veredelten "Tuff Enuff" oder auch dem Stones-Cover "Heart Of Stone", wie Ryder und seine ausgezeichnete Band sich in Top-Form präsentieren. Bei "Heart Of Stone" singen die Fans den Refrain lauthals mit.
Das fetzige "Ain’t Nobody White (Can Sing the Blues)" gehört übrigens seit vielen Jahren schon zum festen Engerling-Repertoire und ist natürlich ebenfalls Bestandteil des Albums.
Man spürt, dass alle Akteure richtig Spaß am musizieren haben und die Fans goutieren das auch gern mit ihrem Applaus.
Soft soll die zweite Scheibe sein, das ist wohl in erster Linie dem Einsatz der Akustik-Gitarre 'geschuldet', die Songs sind dennoch sehr druckvoll. Nach wie vor beeindruckend ist Mitch Ryders präsente Stimmgewalt, der man sich einfach nicht entziehen kann. Wenn er, wie in "Freezin In Hell" all seine Emotionen ins Mikro kreischt, gibt es viel Szeneapplaus vom Publikum.
Unverkennbar ist das Doors-Cover "Soul Kitchen" und doch macht die Band diesen zu ihrem gannz eigenen Song.
Apropos Band: An der Qualität der 'Engerlinge', die sich übrigens seit ihrer Gründung dem Blues verschrieben haben, gibt es nichts zu deuteln. Sie sind eine Klasse für sich. Bass und Drums bilden das Fundament für alle Kompositionen, die von den Gitarren und dem Keyboard regelrecht umschmeichelt werden. Und mit der Harp oder dem Saxofon werden die richtigen Akzente gesetzt.
Mitch Ryder – der Mann ohne Verfallsdatum. Möge er uns noch viele Konzerte bescheren und – gerne auch mit dem einen oder anderen neuen Album beglücken.
Line-up Mitch Ryder:
Mitch Ryder (vocals, tambourin)
Gisbert 'Pitti' Piatkowski (guitar right channel, acoustic guitar – #10, backing vocals – except #11,13)
Heiner Witte (guitar left channel, backing vocals)
Manne Pokrandt (bass, backing vocals)
Tobias Ridder (drums, backing vocals)
Wolfram 'Boddi' Bodag (piano, org, keys, baking vocals, harp – #2,3,4,9,11,12,15)
Rene Decker (keys, sax, harp, backing vocals – #1,5,6,7,8,10,13,14,15)
Tracklist "The Roof Is On Fire":
CD 1 "Tuff":
- Betty’s Too Tight (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
- Tough Kid (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- Subterranean Homesick Blues (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- Bang Bang (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- Ain’t Nobody White (Live At Harmonie, Bonn, Germany 2020)
- Tuff Enuff (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
- From A Buick 6 (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
- Heart Of Stone (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
CD 2 "Soft":
- Freezin In Hell (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- All The Fools It Sees (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
- If You Need The Pain (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- Many Rivers To Cross (Live At Tante Ju, Dresden, Germany 2019)
- Star Nomore (Live At Harmonie, Bonn, Germany 2020)
- Red Scar Eyes (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
- Soul Kitchen (Live At Kulturbrauerei, Berlin, Germany 2020)
Gesamtspielzeit: 41:47 (CD 1), 44:32 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024
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