Ein kleines Dorf, so viele Einwohner wie Jahre auf dem Buckel, holt für die Feierlichkeiten einen Mittelaltermarkt in den alten Dorfkern. So lange schon wollte ich mal über ein Mittelalterevent schreiben, und jetzt auch noch (fast) direkt vorm Hoftor… (… und nein, da hatte ich keine Karten im Spiel). In den letzten Wochen waren schon einige Veranstaltungen vorausgegangen: ein Bürgerempfang mit u.a. Fotoausstellung, ein Festgottesdienst, ein feierlicher Festakt am Vorabend des zweitägigen Events und als Höhepunkt schließlich der Mittelaltermarkt und Festumzug am 20. und 21. Mai 2017.
Der Markt war flächenmäßig sicher kleiner als üblich, doch wurde auf wenig Raum recht viel geboten. Neben Speis (mit und ohne Fleisch) und Trank (mit und ohne Umdrehungen) hatten sich auch Handwerker und Händler eingefunden, die nicht nur außergewöhnliche Waren zum Verkauf darboten, sondern auch Einblicke in ihre Handwerkskunst ermöglichten. Speziell für Kinder gab es Mitmachangebote. Neben Bogenschießen, böttchern, malen und Wikingerlager war das handbetriebene Riesenrad natürlich eine Attraktion. Unsere Kulinariafraktion hätte ihre helle Freude am Gewürzstand gehabt. Doch wir sind ein Musikmagazin und all das allein wäre kein Grund über ein solches Ereignis zu schreiben. Aber selbstredend gehört zu jedem Mittelalterevent auch Musik und zwar handgemacht und live. Für die beteiligten Musiker war die Aufgabe nicht gerade die dankbarste, denn das Publikum war sehr gemischt und das, was auf herkömmlichen Mittelaltermärkten eine sichere Bank ist, kann in einer solchen Umgebung nicht unbedingt als Garant gelten. Zum Glück war alles zwar durchaus professionell angelegt, aber nicht übertrieben pedantisch, so dass die Freude am Fest in den Vordergrund gestellt wurde – auch bei der Musik.
Auf der 'großen Bühne' (einem quer über die Straße gestellten Anhänger) spielte Satyrias mehrere Sets mit Traditionals, Marktmusik und eigenen Songs. Die Band aus der Rhein-Main-Region besteht aus Bastus, der neben Gesang auch für diverse Saiteninstrumente zuständig ist, Fabius 'die Ratte' an Pfeifen und Flöten und Victor 'El Marinero' am Schlagwerk. Ich hab wirklich bedauert, dass es mir nur am Samstag gelungen ist, bis zur Bühne durchzudringen, denn das, was ich aus der Ferne gehört und für relativ kurze Zeit auch aus der Nähe gesehen habe, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Eigentlich hatte ich den Mittelalterrock schon weitgehend abgeschrieben, nachdem die kommerziellen Acts sich in Richtungen entwickelt haben, die mir persönlich nicht so zusagen. Doch die Jungs machen mit Schwung und Spielfreude Mucke, die in die Füße geht und Lust auf mehr macht. Das Trio bringt mit akustischer Gitarre, Schlagzeug und Dudelsack mehr Feuer rüber als so manche Großbesetzung. Was ich an diesem Tag von Satyrias gehörte habe, hat so richtig Spaß gemacht. Die Musik hat jede Menge Bewegung in sich und erzeugt bei mir genau die Stimmung, die ich mit den schönen Seiten des Mittelalters verbinde – Lebensfreude im Hier und Jetzt. Ausgelassenes Feiern, das als Gegenpol zum damals wirklich harten Alltag diente. Vielleicht auch als Zugeständnis an das gemischte Publikum, durfte dann auch der "Drunken Sailor" anheizen, der 'trven' Mittelalterfreaks vermutlich Schweißausbrüche und Albträume bescheren würde, hier aber gepasst hat wie Arsch auf Eimer.
Das zweite musikalische Ereignis waren Petra und Dieter von Si Vinum Musica.Vermutlich können RockTimer und RockTimes-Leser nachempfinden, wie sehr Musik Verbindung schaffen kann. Dieser Moment, wenn du zusammensitzt, die Musik ist da und eine gewisse Vertrautheit stellt sich ein. Wir hatten schöne Begegnungen dieser Art mit den beiden Musikern, die überall und nirgends zwischen den Ständen und auf den Straßen unterwegs waren. Mit Akustikgitarre, Flöte, Tambourin und Gesang sorgte das Paar für Unterhaltung. Wir trafen sie mehrfach in Höfen und auf der Straße und immer wieder fanden sich Musikfreunde um sie herum ein. Auch nachdem ihr 'offizieller Auftrag' beendet war gab es noch Gespräche, Lieder, irgendeiner kam mit einem Instrument dazu und ganz außerhalb vom eigentlichen Programm war sie da: Die verbindende Kraft der Musik. Wir lernten den Ausdruck »Geheischnis« kennen, der dieses heimelige Wohlgefühl bei vertrauten Erinnerungen bezeichnet. Mehr als einmal stellte sich dieses Gefühl ein. Es waren spezielle Momente, an die ich in Zukunft bei "Whiskey In The Jar", "Jock Stuart (I’m A Man You Don’t Meet Every Day)" und manch anderem Song denken werde.Oder, um ein altes Sprichwort zu bemühen: »Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder!«
Und weil Bilder (und Musik) so viel mehr sagen, als viele Worte, hier noch ein paar Impressionen von Markt und Musik.
- Ein Blick in den Wagen mit historischen Baustoffen
- Spiel mit dem Feuer
- Eine von zwei Gewandschneidereien
- Horn
- Kissen mit Dinkel- oder Hirsefüllung
- Handgefertigte Laternen
- Schuhe und Taschen aus Leder
- Mittelalterliche Musik und Bücher
- Die edelste aller Pfeffersorten
- Pfeffer aus Indien
- Pfeffer von der Insel Java
- Satyrias – Mittelalterband
- Satyrias – Mittelalterband
- Satyrias – Mittelalterband
- Satyrias – Mittelalterband
- Satyrias
- Satyrias
- Bauchtanz – mittelalterlich interpretiert
- Spiele (das mit dem Brot war anderswo)
- Geschirr aus Holz beim Löffelschnitzer
- Getöpfertes
- Allerlei Waffen
- Sau im Weck
- Si Vinum Musica
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