Der Bandname Mocha stammt von der kleinen Insel Mocha Island, die durch den weißen Wal Mocha Dick bekannt wurde, den der Schriftsteller Herman Melville in seinem Roman "Moby Dick" verewigt hatte. Von diesem Buch ließen sich die drei in Nürnberg ansässigen Musikerinnen und Sängerinnen Silvia Cuesta, Micha Ködel und Gisela Lipsky dann auch zu ihrem Debütalbum inspirieren. Nun haben sie mit "What If It Ends?" den Nachfolger am Start, ihrem Stil sind sie jedoch treu geblieben. Und dabei handelt es sich um (Modern) Folk sowie die Sparte Singer/Songwriter, die zwar sparsam instrumentiert, dafür aber sehr effektiv umgesetzt wurde.
Der Gesang zu den ruhigen und nachdenklichen Stücken kommt zumeist mehrstimmig, während bei den Instrumenten neben Gitarre, Bass und Percussion auch noch eine Violine, ein Piano sowie eine schöne Flöte zum Einsatz kommen. Das Label der Band spricht von »Zauberschwestern«, von denen eine mit der Heißklebepistole näht, die zweite neben Shakespeare zitieren auch gut mit der Motorsäge umgehen kann und die dritte alle Dinge nach Farben sortiert und dazu Schneckenhäuser sowie schräge Träume sammelt. Ooooookayyyy … schwenken wir doch direkt mal zur Musik:
Die zwölf hier versammelten Tracks kommen dann doch sehr eigenständig rüber und erstaunen teilweise mit unvorhersehbaren oder zumindest ungewohnten Harmoniefolgen, die immer wieder für Überraschungen sorgen. Trotz einer fast durchgängig anzutreffenden Melancholie (bezüglich der die Flöte natürlich wunderschöne und atmosphärische Beiträge leisten kann) finden sich aber auch immer wieder Momente der Hoffnung, sozusagen das Licht am Ende des Tunnels wird nie aus den Augen verloren. Zu den zehn eigenen Kompositionen gesellen sich lediglich zwei Covers, von denen das eine, "Just As The Tide Was Flowing", ein irisches Traditional ist.
Cover Numero Due ist das Stück "Fuck Was I" von Jenny Owen Young, bei dem dann tatsächlich eine andere, vielleicht sogar etwas wütendere Atmosphäre herrscht. Dennoch eine sehr coole Ergänzung zu den eigenen Stücken. Bezüglich der Melodien und auch Arrangements darf man hier natürlich nicht in Pop-, Rock- oder auch Folk-Strukturen denken, die einem klaren Strophe-Refrain-Strophe-Schema folgen, denn dafür sind die drei Ladies von Mocha dann doch zu eigenwillig und eigenständig unterwegs. Klar, auch hier sind Strukturen zu erkennen, aber die werden eben auch mal durchbrochen, wenn der Sinn danach steht. Respekt.
Zugegebenermaßen ist "What If It Ends?" nicht unbedingt eine Scheibe zum Nebenbeihören, vielmehr sollte man sich Zeit dafür nehmen, bestenfalls mit den Texten beschäftigen und es sich im Sessel (oder wahlweise woanders) gemütlich machen. Ungewöhnliche Tracks in eigenwilligen Arrangements mit richtig schönen Melodien treffen hier auf guten mehrstimmigen Gesang. Vielleicht nicht unbedingt für einen gestandenen und ausgehungerten Headbanger geeignet, dafür eventuell aber reiner Balsam für die ruhigeren Stunden zwischen Metal und Punk Rock.
Line-up Mocha:
Silvia Cuesta (bass, percussion, vocals)
Micha Ködel (guitars, violin, vocals)
Gisela Lipsky (concert flute, piano, vocals)
Tracklist "What If It Ends?":
- Springride
- Ishmael
- The Writer
- Venus And Adonis
- Jacob
- Come And Trip
- Balance
- Love’s Labour’s Lost
- At A Gallop
- Fuck Was I
- Companions
- Just As The Tide Was Flowing
Gesamtspielzeit: 45:39, Erscheinungsjahr: 2019
2 Kommentare
Micha Ködel
11. Juli 2019 um 16:08 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Lieber Markus, gerade eben haben wir das Review unserer CD gelesen… Wunderschön! Du hast uns eine große Freude mit deinem Feedback gemacht. Wirklich sehr sehr sehr schön geschrieben. Ein herzliches Dankeschön – auch dafür, dass du uns herausgepickt hast, um uns quasi "mit der (Musik-)Welt zu teilen". Wir freuen uns mega!!! Es grüßen dich die drei Zaubertanten 🙂 aus dem Irgendwo zwischen der ruhigen Stunde eines Sommerabends und dem frischen Morgentau eines neuen Tages… (oder halt einfach "aus dem Frankenland" :-)))))) ) So long, Mocha
Markus
15. Juli 2019 um 16:52 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hi Micha,
vielen Dank für die Blumen!
Beste Grüße,
Markus