Modern English / After The Snow – LP-Review

Modern English damals und heute.
Wie so einige andere Künstler/Bands ist Modern English mit wenigen Unterbrechungen auch noch im Jahr 2021 aktiv.
Auf der Band-Website liest man, dass Modern English 1979 in Coldchester, Essex gegründet wurde, sich 1991 trennte und mit anderen Musikern 1995 wieder an Start ging.

Dann:
»[…] The original members reformed in 2009 and are currently recording and touring. […]«
Nach einer ersten Single "Drowning Man/Silent World" 1979 »[…] the band signed to 4AD the following year, with two further singles released, and a session for John Peel recorded before the band’s debut album, Mesh & Lace, in 1981, the band in the early days showing a strong Joy Divison influence. […]«
Folgendermaßen geht es in der Band-Biografie weiter:
»[…] Grey and Conroy along with Modern English worked with This Mortal Coil before re-forming Modern English with Mick Conroy and Aaron Davidson for a new album in 1990, Pillow Lips, now on the American TVT label. […]«

Der biografische Schlussspurt:
»[…] After reforming with original band members and extensive touring, Modern English released their first new album in 30 years, "Take Me To The Trees" was finally released in 2016. In 2020 The band had planned to tour and play their 40th Anniversary Tour Worldwide, but the global pandemic had different plans. […] 2021 looks exciting, as Modern English are in the studio working on brand new material. […]«

Der Tonarm senkt sich … knister, knister und schon sind wir mittendrin im Geschehen.
"I Melt With You" führte die Combo mehrmals zum Erfolg.
Als ausgekoppelte Single der vorliegenden Platte wurde "I Melt With You" – auch auf der anderen Seite des großen Teiches – zu einem ansprechenden Hit.
Nicht nur bei dieser Nummer geht Modern English flott ab. Robbie Greys Stimme mag man und die passt schon sehr gut zum New Wave beziehungsweise Synthie Pop.
Wie auf Degenerates von The Passage und ihrem "XoYo" gibt es auf "After The Snow" nicht viele Ähnlichkeiten, was zum Beispiel die Eingängigkeit angeht. Mithalten können andere Tracks da nur phasenweise.
Bezüglich ihrer ersten Platte wird Modern English weiter oben mit Joy Divison verglichen. Für "After The Snow" zieht man Parallelen zu Duran Duran oder den Simple Minds. Aus meiner ganz persönlichen Sicht trifft das auch nur auf bestimmte, ganz wenige Teile der Lieder zu.

Bassist Michael Conroy mag den typischen Klang des Tieftöners von Peter Hook, der sowohl bei Joy Division als auch der Folge-Band New Order die dicken Saiten zupft.
Modern Engish integriert eine Vielfalt von unterschiedlichen Keyboard-Sounds in ihr Gesamt-Arrangement. Allerdings stammen die Flötentöne in "Carry Me Down" von Faith.
Modern English schafft es, Songs so zu strukturieren, dass sie verdammt vertrackt klingen. Klänge werden quasi organisch ineinander gewoben. Klasse!

"Life In The Gladhouse" darf man als ein Post Punk-Highlight der Langspielplatte ansehen.
Hier wirkt Modern English geradezu experimentell. Aus einem sehr perkussiven Rhythmus von Richard Brown isoliert sich Gary McDowell mit sehr gut gesetzten Riffs. Ja, "After The Snow" beeindruckt durch diverse Keyboard-Fantasien. Super!
"Face Of Wood" ist der Track, der seinerzeit die exponierte Stellung der Combo fixierte. Mit "Dawn Chorus" hat man dann noch so etwas wie eine epische Ballade in der Tracklist.

"After The Snow" ist ein tolles Album und darf auf keinen Fall nur auf "I Melt With You" reduziert werden.
2017 kam "Take Me To The Trees" in Zusammenarbeit mit Martyn Young von Colourbox als zusätzlichem Keybaorder/Co-Produzent auf den Markt.
Dort hat Modern English nichts an Kreativität eingebüßt.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up Modern English:

Robbie Grey (vocals)
Gary McDowell (guitar)
Stephen Walker (keyboards)
Michael Conroy (bass, violin)
Richard Brown (drums, percussion)

Additional Musicians:
Hugh Jones (keyboards, backing vocals)
Faith (flute – Side 2 – #3)

Tracklist "After The Snow":

Gesamtspieltzeit: 20:35 (Side 1), 17:41 (Side 2), Erscheinungsjahr: 1982