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Modern Stars / Silver Needles – CD-Review

Modern Stars / Silver Needles – CD-Review

Zweimal Andrea und eine Barbara. Allerdings ist das mitnichten ein Frauentrio, denn die Band Modern Stars kommt aus Italien und dort heißen bekanntlich auch Männer Andrea. Und diese beiden Musiker sind seit geraumer Zeit im Underground der Region Latium bekannt. Nun haben sie sich mit der »lyrischen Sopranistin« Barbara Margani zusammengetan und ihr Debütalbum "Silver Needles" über MiaCameretta Records veröffentlicht.

Die Informationen über den Dreier sind mehr als spärlich. Wer was spielt, bzw. welche Instrumente eingesetzt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Vielleicht steht etwas auf der Rückseite des Booklets, aber mit rosa Schrift auf rosa Hintergrund habe ich meine Probleme …

Es klingt ziemlich indisch, eine Sitar zieht des Öfteren die Kreise um schamanenhaft wirkenden gesanglichen Output. Es hat Gitarren, Drums, Gitarren und allerlei anders Zubehör. Ich tippe auf Synthesizer und auch auf einen Drum-Computer. Im Prinzip ist das aber nachranging, denn das Album begeistert auf ganz eigene Art. Primal Scream werden als Einfluss genannt. Und natürlich auch Spacemen 3, deren "Hey Man" als Coversong auf der mit 28 Minuten doch recht kurzen Platte dargeboten wird. Mir war das Stück unter dem Namen "Amen" aus dem  Film "Lilien auf dem Felde" von Ralph Nelson bekannt.

Die Modern Stars-Version hat ihren ganz eigenen Charme, indem der Gesang – zart weiblich und heiser männlich – wie unter einem wabernden Nebelschleier zu stoischer, aber rhythmischer  Geräuschkulisse dahin treibt. Überhaupt ist der Gesang ein wichtiger Aspekt auf der durchaus als Konzeptalbum zu sehenden Platte. Da ist zum einen die klare und engelhaft wirkende weibliche Stimme, der man zum anderen als Kontrast ein raues, männliches Pendant zur Seite gestellt hat. Um diese Stimmen findet das musikalische Geschehen statt, dem hier und da auch eine Spur der genial minimalistischen, aber spannend packenden  Spielweise einer Band wie Velvet Underground innewohnt.

Thematisch geht es um die Entwicklung des Lebens, beginnend mit der Geburt und schnellem Herzschlag in "Lord I’m Ready". Es folgen weitere Stationen des Lebens in der doch chaotischen Gegenwart bis eben hin zu "Hey Man" bzw. "Amen". Neben dem spannenden und begeisternden Einsatz der beiden Kontrastimmen ist das typische Ungerdround-Flair hervorzuheben und auch das spirituell wirkende indische Raga-Umfeld markiert tolle Momente. Auch wenn stellenweise die Gitarre zu hören ist, liegt der Fokus doch eher auf dem dichten, organisch wirkenden Konglomerat aus psychedelischem Space Rock mit der gewissen Was-gehen-mir-Trends-am-Arsch-vorbei-Attitüde.

"Silver Needles" ist eine interessante Scheibe, der man relaxt und entspannt folgen kann. Schön wäre es, wenn man die Lyrics abgedruckt hätte. Und auch ein Wer-spielt-was hätte ich begrüßt. Aber das tut der musikalischen Seite keinen Abbruch. Zumal ich davon ausgehe, dass es nicht bei dem Debüt bleibt.


Line-up Modern Stars:

Andrea Merolle
Barbara Margani
Andrea Sperduti

Tracklist "Silver Needles":

  1. Lord I’m Ready
  2. I Hope I Go To Heaven
  3. She Comes Now
  4. Space And Time
  5. Jesus Walks Alone
  6. Side By Side
  7. Hey Man (Spacemen 3 Cover)

Gesamtspielzeit: 28:20, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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