Mombasa, ach ja, diese Band hatte ich einst auch live erleben dürfen, das muss so etwa im Jahre 1975 gewesen sein, denn die damals, auf dem Label Spiegelei erschienene Platte, "African Rhythms & Blues", hatte ich mir alsbald gekauft. Die mir nun vorliegende Veröffentlichung bildet ein Konzert vom 2. September 1976 ab, aufgenommen in Osterholz-Scharmbek, in Stagge’s Hotel, diesem Anziehungspunkt der Jugend im norddeutschen Raum. Einige der dort stattgefundenen Konzerte wurden bereits auf CD veröffentlicht, Sireena Records hat sich nun auch dieses Ereignisses angenommen. Und ein Ereignis war es sicher allemal, das kann ich angesichts meines Live-Erlebnisses versichern. Möglicherweise hatte sich die Besetzung bereits leicht verändert, doch der Frontmann, der Posaunist Lou Blackburn, war natürlich dabei.
Lou Blackburn lernte ich dann später, als ich tiefer in die Geschichte des Jazz einstieg, hinsichtlich seiner Jazz-Vergangenheit noch näher kennen. Doch bei der Musik von Mombasa ging es um Fusion, eine erregende Mischung aus afrikanischen Rhythmen, Jazz, Folklore, Blues, Spirituals und Worksongs, von Lou Blackburn schlicht und ergreifend als »Mombasa-Musik« bezeichnet.
Gut, angesichts dessen, dass diese Aufnahmen wahrscheinlich nie für eine Veröffentlichung geplant waren, ist die Klangqualität nicht auf hohem Niveau, aber beileibe weit entfernt von Bootleg-Qualität. Alle Instrumente sind gut ortbar, der Bass schnurrt gut hörbar, das Schlagzeug mag etwas laut abgebildet sein, und der Sound klingt nicht unbedingt voll, sondern es fehlt hörbar etwas.
Doch dafür entschädigt die eingefangene Stimmung vollends, und über dem wirbelnden Rhythmus-Teppich können sich Lou Blackburn an der Posaune und Doug Lucas an Trompete und Flügelhorn bestens austoben. Und ich fühle mich zurückversetzt in diese brodelnde Konzert-Atmosphäre. Das Konzept von Mombasa scheint hierbei recht einmalig gewesen zu sein, denn von ähnlichen, bekannt gewordenen Konstellationen ist mir jedoch nichts bekannt.
Nicht im Line-Up aufgeführt ist das Blasinstrument, das auf dem neunten Song, "Kenia", verwendet wird, ich schätze, es handelt sich hier um ein 'African shawn', das dem Titel eine ganz exotische Atmosphäre mit gar leichter asiatischer Ausrichtung verleiht.
Line-up Mombasa:
Lou Blackburn (trombone, percussion, vocals)
Bob Reed (congas, percussion)
Alan Tatham (drums)
Don Ridgway (electric bass)
Doug Lucas (trumpet, flugelhorn)
Tracklist "Live At Stagge’s Hotel 1976":
- Soletho Part I (5:49)
- Soletho Part II (2:25)
- Soletho Part III (3:18)
- Soletho Part IV (4:25)
- Introduction (1:59)
- Makishi (9:58)
- Shango (11:26)
- African Hustle (12:17)
- Kenia (4:53)
- Serengeti (10:04)
- Lopalop (8:19)
Gesamtspielzeit: 74:55, Erscheinungsjahr: 2017
1 Kommentar
Hendrik
8. Februar 2021 um 0:14 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Vielen Dank, Herr Giese, für die Informationen auf https://www.rocktimes.info/mombasa-live-at-stagges-hotel-1976-cd-review/ !
Der Einschätzung
>> ich schätze, es handelt sich hier um ein 'African shawn'
stimme ich zu: es handelt sich um eine afrikanische Schalmei (auf englisch: ’shawm', mit 'm', veraltete englische Schreibweise: ’shalm').
Gute Gesundheit wünscht, mit vielen Grüßen,
__Hendrik Decker