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Monsternaut / Monsternaut – CD-Review

Denk ich an Finnland, kommen mir wilde, bärtige Gestalten in den Sinn. So in etwa wie Wikinger, auch wenn die eigentlich eher bei den Nachbarn im Westen zuhause waren. Sie heißen Lasse und Pimme und Olle, brennen Schnaps in den Wäldern und irgendwie sind sie alle ein bisschen verrückt. Und wenn der Fusel verzehrt ist und gejagt wird, dann schießt Pimme schon mal auf Olle, weil er ihn für einen Elch gehalten hat. Mann, in welche Schublade hab ich da gegriffen? Sehr wahrscheinlich sind nicht alle Finnen so wie die Leningrad Cowboys, deren geniale Filme mich fast bis zur Atemlosigkeit getrieben haben – vor Lachen. Diese Typen sind einfach unschlagbar. Doch die einzigen Finnen, die ich mal persönlich kennenlernen konnte, waren die Musiker von Circle. Nun ja, ganz so mainstreamig sind die jetzt aber auch wieder nicht, ich bin wohl ein Opfer eines sehr einseitigen Finnland-Kontaktes.

Harter Stoner Rock, na das verspricht doch was und von Gordeon Music Promotion habe ich schon früher sehr schöne Alben aus dem skandinavischen Raum auf den Tisch bekommen. Was soll ich sagen, irgendwie scheinen sich die Vorbemerkungen sogleich zu erfüllen, wenn zum Auftakt der Scheibe ein imaginärer Motorrad-Fahrer die Kiste anwirft und in einem wilden Exkurs hinaus in die Weite der finnischen Wälder brettert. Und dann geht die Post ab. Knorrige Riffs und ein gnadenlos drauflostreibender Rhythmus erweckt in Dir das Gefühl, mit der Kettensäge über unschuldige Baumgestalten herzufallen. Martialisch, ja, aber genau so kommt das Cover daher, mit Hackebeil und Morgenstern ähnlichem Gerät am Griff und ich möchte mal inständig hoffen, dass diese archaisch Gewalt signalisierende Symbolik ein augenzwinkernd ironisches Element darstellt, etwa im Sinne der Herren Tarantino oder Rodriguez – dann wär’s mir recht. Irgendwie finnisch eben.

Was uns der Auftakt verspricht, das bewahrheitet sich auf dem gesamten Album. Wir werden drangsaliert und weich geklopft in bester Stoner-Mentalität, gelegentliche Streifzüge eingeschlossen in Richtung von so etwas wie eine Art 'Metal Boogie', man lausche den Klängen von "Volcanos" und der metallene Unterton wird sofort in "Mean Machine" weiter entwickelt. Aber irgendwo sind die Rhythmen bei aller Härte und Konsequenz fast schon ein wenig gefällig, "Mountain Doom" wäre so ein Beispiel dafür. Die Breaks sind hart gesetzt, aber der Flow des Songs treibt gar nicht so böse, wie es das brachiale Outfit gerne vermitteln mag.

Insgesamt bleibt die Orientierung aber sehr viel näher bei den düsteren Sounds des klassischen Wüstenrocks, wobei ich dem Promoter Recht geben muss, dass es dabei eigentlich nie besonders Retro zugeht. Die Jungs von Monsternaut haben durchaus einen eigenständigen Weg gefunden, sich durch die staubigen Ebenen der einst von Kyuss beschriebenen Pfade zu bewegen. Sie nennen Fu Manchu und Queens Of The Stone Age als ihre primären Wurzeln, und das macht absolut Sinn.

Ich möchte nicht so weit gehen und von ungewöhnlich virtuosen Momenten in den Songs sprechen, und die anarchische Elektrizität der ebenfalls im höheren Norden beheimateten Truckfighters werden auch nicht ganz erreicht, doch die Songs grooven gut und nehmen immer wieder ordentlich Fahrt auf, wenn zum Beispiel in "Mexico" die Lead-Gitarre fast ein wenig bluesrockig daher kommt.

Oh ja, und bei "Black Horizon" bringen uns Monsternaut eine sehr schöne Alliteration auf Black Sabbath. Deren früher Sound spiegelt sich hier richtig gut wieder. Ein echter Pluspunkt und Freudenspender, mein Favorit auf dem gesamten Album.

Alles in allem liefern Monsternaut ein für den Stoner-Fan absolut hörenswertes Album mit krachenden Songs voller Drive und Power, dreckig genug für die nächste Ausfahrt Richtung Wüste. Die Aufnahmen zu dem vorliegenden Werk entstanden in zwei verschiedenen Sessions, die schon in 2012 und 2014 entstanden. Auf jeden Fall machen die Jungs mächtig Party, auf der Bühne muss das ziemlich gut abgehen.


Line-up Monsternaut:

Tuomas Heiskanen (guitar, vocals)
Perttu Härkönen (bass)
Jani Kuusela (drums)

Setlist "Monsternaut":

  1. Dog Town
  2. Back For More
  3. Mountain Doom
  4. Caravan
  5. Black Horizon
  6. Volcanos
  7. Mean Machine
  8. Mexico
  9. Dragons

Gesamtspielzeit: 34:49 , Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Michael Breuer

Hauptgenres: Gov´t Mule bzw. Jam Rock, Stoner und Psychedelic, manchmal Prog, gerne Blues oder Fusion

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