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Moon Letters / Until They Feel The Sun – CD-Review

Moon Letters / Until They Feel The Sun

Moon Letters ist eine US-amerikanische Prog-Band aus Seattle. "Until They Feel The Sun" ist ihr Debütalbum. Fast schon hatte ich die Vermutung, dass sich die Musik in Richtung keltischer Klänge orientieren könnte, unter Hinweis auf den Titel des Eröffnungssongs, "Skara Brae". Denn das ist eine jungsteinzeitliche Siedlung auf Orkney in Schottland. Doch hierhin geht die Fahrt keinesfalls, denn mich erwartet ein Sound, der mich gedanklich weit zurück in die Siebziger transportiert.

Die Siebziger und Prog Rock, klar, dann könnte man rasch zu Assoziationen in Richtung Yes, Genesis, King Crimson oder Camel kommen. Es mag ja zutreffen, dass sich die eine oder andere Orientierung ergibt, jedoch wird jene Zeit grundsätzlich zitiert und man könnte nun versuchen, Moon Letters in diese Zeit zu verfrachten, um festzustellen, dass sie vielleicht eine dieser Formationen wären, die damals tonangebend gewesen sind. Dann würde ich sie jedoch nicht unbedingt in die erste Reihe mit den genannten Bands stellen, allenfalls in die zweite. Denn solche Innovationen wie von Spitzenbands jener Ära kann man von Moon Letters nicht erwarten.

Also bleibt noch, ihre Musik als gutgemeinten Versuch von Retro Prog zu werten. Und das machen sie zwar gar nicht so schlecht, aber auch nicht zu einhundert Prozent überzeugend. Denn vieles wirkt nicht wirklich tief, sondern eher an der Oberfläche orientiert, hübsch, nett, harmonisch, aber das war es dann auch. Zuweilen gerät der Gesang sehr holprig, wie speziell beim überwiegend a cappella gesungenen "What Is Your Country". Im Übrigen betrachte ich den Sänger auch als kleine Schwachstelle in einigen Passagen der Songs.

Interessanter wird es dieses Erachtens dann, wenn man von melancholischer und zu melodischer Grundstimmung in kraftvolleres Fahrwasser gerät, wie bei "Beware The Finman". Zwar ebenfalls ein Rückblick auf die Siebziger, aber hier mit wesentlich individuellerem Anstrich im Arrangement versehen. Ansonsten ist die Musik recht ordentlich gespielt, auch hinsichtlich der Absicht, vertrackte und verschachtelte Songs zu gestalten. Doch fehlt mir der letzte Schliff, auch hinsichtlich des Gespürs für ungezügelte Leidenschaft. Mitunter wirkt die Musik akademisch und nüchtern-sachlich, wie aus dem Lehrbuch nachgespielt, gelegentlich sogar etwas weniger geschmeidig und wenig fließend, oftmals eher stolpernd.

Jedoch sollte man die Flinte nicht zu früh ins Korn werfen, denn angesichts einiger guter Ansätze und Anknüpfungspunkte – und ich sehe hier besonders die härter gespielten Songs – könnte zukünftig noch Besseres entstehen, vielleicht ja auch verbunden mit meiner anfänglichen Hoffnung eines keltischen Anstrichs.


Line-up Moon Letters:

John Allday (keyboards, vocals, trumpet)
Mike Murphy (bass, vocals, trumpet)
Kelly Mynes (drums, percussion)
Michael Trew (vocals, flute)
Dave Webb (guitars)

Tracklist "Until They Feel The Sun":

  1. Skara Brae
  2. On The Shoreline
  3. What Is Your Country
  4. Beware The Finman
  5. Those Dark Eyes
  6. Sea Battle
  7. The Tarnalin
  8. It’s All Around You
  9. The Red Knight
  10. Sunset Of Man

Gesamtspielzeit: 51:16, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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