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Motorama / Many Nights – CD-Review

Motorama - "Many Nights" - CD-Review

Es ist schon komisch, denn obwohl die Grenzen zum Osten bzw. zum westlichen Teil von Russland schon lange offen sind, so ist es nach wie vor eher eine Seltenheit mit Exoten-Status, dass uns mal ein Album von einer russischen Band auf den Schreibtisch segelt. Mit "Many Nights" von Motorama ist dies allerdings bei mir mal wieder der Fall. Dabei handelt es sich bereits um das fünfte Werk dieser Combo aus Rostow, die im weltweiten Netz zwar vertreten ist, dort aber nicht gerade verschwenderisch mit Informationen über sich selbst agiert. Die ersten vier Scheiben des Trios in Person von Vlad Parshin, Irene Parshina sowie Maxim Polivanov sind mir nicht bekannt, weshalb ich direkt zu "Many Nights" komme. Geboten wir hier klassischer Alternative Pop mit deutlichen (New) Wave-Einflüssen, der in erster Linie vom Beat der einzelnen Nummern lebt. Der vielleicht etwas zu sehr in den Hintergrund gemischte Gesang ist meist sehr melodisch, wenn sich die einzelnen Hooklines auch ein bisschen Zeit lassen, bis sie sich im Kurzzeit-Gedächtnis des Hörers festgesetzt haben.

Die kreierte Atmosphäre ist eher kühl, wirkt distanziert und oft auch wie Szenen aus einem Traum, der sich in einer etwas beängstigenden bzw. gespenstischen Gegend abspielt. Ganz sicher ein Stilmittel, das hier auch gekonnt eingesetzt wurde. Beeinflusst von dem Wave der achtziger Jahre ist Motorama ganz sicher, nach eigener Aussage hat die Band für diese Scheibe aber auch den Sound aktueller russischer Wave-Bands mit einfließen lassen. So lassen hier also die Keyboards, Bass, Schlagzeug und die Gitarre sowohl den Beat als auch die Feinheiten der insgesamt zehn Tracks zu Fleisch und Blut werden. Die einzelnen Stücke sind recht einfach gestrickt, dadurch allerdings auch sehr effektiv. Das Feeling, das sich eigentlich komplett durch "Many Nights" zieht, ist die Melancholie, ein grauer regenverhangener Himmel, den die Sonnenstrahlen nur gelegentlich durchbrechen können. Wobei das Ganze aus seiner Traurigkeit fast schon wieder Schönheit gewinnt. Bei "Bering Island" ist dann auch mal die Akustik-Gitarre dominanter vertreten, was für ein schönes Stück Abwechslung sorgt.

Als Manko muss die Spielzeit von nicht einmal 28 Minuten genannt werden. Zu wenig für ein Album, aber irgendwie auch zu viel (bzw. lang) für eine EP. Es mag aber sicher ebenso Fans geben, die eine halbe Stunde für genau richtig erachten, womit dieser Punkt mal wieder komplett im Auge des Betrachters liegt. Wer auf wavigen Alternative Pop mit Achtzigerjahre-Einschlag steht, sollte "Many Nights" von Motorama durchaus mal anchecken. Nummern wie "Voice From The Choir", "He Will Disappear", "Kissing The Ground" oder "You & The Others" machen relativ schnell klar, wohin die Reise mit dieser Band geht und wem die genannten Stücke gefallen, der wird auch den Rest dieser Platte mögen.


Line-up Motorama:

Vlad Parshin
Irene Parshina
Maxim Polivanov

Tracklist "Many Nights":

  1. Second Part
  2. Kissing The Ground
  3. Homewards
  4. Voice From The Choir
  5. No More Time
  6. This Night
  7. He Will Disappear
  8. You & The Others
  9. Bering Island
  10. Devoid Of Color

Gesamtspielzeit: 27:36, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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