Mouse Rat? Nie gehört … okay, scheinbar eine neue Band aus England. Einfach mal reinhören … Eine einsame Akustik-Gitarre, darauf folgt rauer Gesang, und nach der ersten Strophe bzw. mit dem ersten Refrain wird das Tempo zu einer gut ins Ohr gehenden Gesangsmelodie angezogen. Dass die Nummer als Hymne geplant war, wird spätestens an dem Punkt klar, wenn der Sänger Andy Dwyer (aka Chris Pratt) zwischen zwei Refrains das Kommando »Everybody sing it now!« erteilt. Bei "The Pit" geht es um Löcher (im Boden), in die man besser nicht fallen sollte. Hmm, seltsam … Dabei haben die Tracks an sich alle einen ziemlich sympathischen Pub Rock-Touch. Wobei mit dem plakativen "Catch Your Dreams" offensichtlich die nächste Hymne ansteht. Die Strophen kommen eigentlich ziemlich gut, aber der Refrain passt wohl kaum noch in Clubs oder kleinere Hallen. Da muss schon mindestens das Münchener Olympiastadion oder die Arena auf Schalke her, um dem Stück gerecht zu werden.
Immer wieder stellt man fest, dass es auf dieser Scheibe in etwa soviele Widersprüche wie gute oder zumindest coole Ideen gibt. Der Gesang (wie auch der eine oder andere Song) erinnert zeitweise sogar an den guten Tyla, Ex(?)-Frontmann der legendären Band Dogs D’Amour. Was den Rezensenten dagegen immer wieder mal die Stirn runzeln lässt, sind die (glücklicherweise nicht allzu oft vorkommenden) breitmalerischen Refrains sowie die oft etwas … sonderbaren Texte. Aber irgendwann hat es dann auch beim Verfasser dieser Zeilen geklickt. Denn diese ganze Geschichte kann nicht hundertprozentig ernst gemeint sein. Und dann der typisch englische Humor … plötzlich erscheint die Scheibe in einem ganz anderen Licht. Nach einigen Recherchen im weltweiten Netz stellt sich dann auch schnell heraus, dass es sich bei Mouse Rat (alleine der Name ist schon ein Hinweis!) scheinbar um die Protagonisten einer mehrfach preisgekrönten englischen Fernseh-Serie (nämlich "Parks & Recreation") handelt. Aha, alles klar!
Nun ergeben auch die Texte mehr Sinn, die – würde man die Serie kennen – wahrscheinlich noch offensichtlicher wären. Dennoch braucht man sich nicht unbedingt auf die Suche nach Filmschnipseln oder ganzen Episoden zu machen, um "The Awesome Album" auch genießen zu können. Die Songs sind zwar recht simpel, kommen aber immer kompakt und – von den bereits genannten Hymnen mal abgesehen – mit recht guten Melodien daher. Es ist nicht alles perfekt hier, aber von genau dieser Unperfektheit lebt die Platte auch. Genau daher kommt der Charme. Und wenn man sich so ansieht, dass insgesamt 16 Tracks in 35 Minuten gepresst wurden, kann man sich die Länge der einzelnen Stück auch ausrechnen.
Also – letzten Endes alles nicht so ganz bierernst gemeint und mit einem dicken Augenzwinkern versehen. Dennoch ganz nette Songs, an denen – so wird gemunkelt – auch ein gewisser Jeff Tweedy (Ex-Uncle Tupelo, Ex-Wilco) unter dem Pseudonym Scott Tanner mitgewirkt hat. Kennern von "Parks & Recreation" waren natürlich von Anfang an eingeweiht und freuen sich über "The Awesome Album", ansonsten würde ich erstmal zum Anchecken raten.
Line-up Mouse Rat:
Andy Dwyer (lead vocals)
Scott Tanner (acoustic guitars, vocals)
Blaze Maxxxx (lead guitars)
Fredrick Spaghetti (rhythm guitars)
Ricky Nygard (bass)
Don Swanson (drums)
With:
Duke Silver (saxophone)
Susan Gleever (keyboards)
Chance Frenlm (background vocals)
Denise Yermley (background vocals)
Tracklist "The Awesome Album":
- 5,000 Candles In The Wind
- The Pit
- Sex Hair
- Catch Your Dream
- Two Birds Holding Hands
- Ann Song
- The Way You Look Tonight
- Menace Ball
- Remember
- I Get A Kick Out Of You
- Let’s Call The Whole Thing Off
- Lovely Tonight
- I’ve Got You Under My Skin
- I Only Have Eyes For You
- Pickled Ginger
- Cold Water
Gesamtspielzeit: 35:01, Erscheinungsjahr: 2021
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