Gerade mal zehn Tage war das neue Jahr alt, als am 10.01.2024 Stefan Alt verstorben ist, wie ich leider erst am 29.01.2024 erfahren habe. Wer ist Stefan Alt, wird sich so manch ein RockTimes-Leser fragen.
Stefan habe ich Anfang der 90er Jahre kennen gelernt, als ich mir damals ein Konzert in Erfurt im Gewerkschaftshaus (heute HsD) anschauen wollte. Um welches es sich handelte, ist mir leider entfallen. Jedenfalls stand ich am Bühnenrand, um die Band fotografieren zu können. Stefan, ebenfalls mit einer kleinen Kamera 'bewaffnet', stand neben mir und stellte sich mir mit den Worten »ich bin Stefan mit einem F« vor.
Dieser langhaarige Typ mit Vollbart mit seiner ruhigen und verschmitzten Art war mir auf Anhieb sympathisch. Wir merkten, dass wir uns musikalisch auf einer Wellenlänge befanden und möglichst kein Konzert versäumen durften, das uns interessierte. In der Folge entwickelte sich daraus eine langjährige tiefe Freundschaft. Es war fast selbstverständlich, dass wir uns zukünftig zu weiteren Konzerten, ob in Erfurt, Arnstadt oder Gotha verabredeten. Selbst zu einem Auftritt von Motörhead in München sind wir gemeinsam gefahren. Wir konnten stundenlang über Musik, über Bands aus Ost und West fachsimpeln. Stefans Wissen war einfach unerschöpflich, er war ein wandelndes Musik-Lexikon. Auch mein Wegzug von Thüringen in die Pfalz trübte diese Verbindung nicht.
Warum ich das alles schreibe? Nun, Stefan ist Musikfan durch und durch gewesen. Er hat zwar keine Artikel für RockTimes geschrieben, aber ich konnte ihn jederzeit kontaktieren, wenn ich Fragen, gerade in Richtung Blues/Blues Rock der Ostszene hatte.
Und was noch viel wichtiger ist – er hat sich für Musik-Clubs oder kleine Festivals immer sehr engagiert, machte Werbung oder brachte sich selbst mit ein. Jedes Club-Sterben in seinem Umkreis machte ihm zu schaffen, denn er meinte immer: »Stirbt ein Club, stirbt mit ihm die Szene.«
Immer, wenn es ihm irgendwie möglich war, war er beim Woodstock in Waffenrod zu finden. Eine tiefe Freundschaft verband ihn auch mit 'Ottos Welcome' vom Winterblues in Udestedt. Diese Veranstaltung hatte er im November vergangenen Jahres, nur wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, noch besucht wie er mir freudestrahlend am Telefon erzählte, als ich ihm gratulierte. Denn gesundheitlich hatte er in den letzten Jahren einige schwere Schläge einstecken müssen. Dennoch traf uns sein Ableben völlig unvorbereitet.
R.I.P. Stefan, nun wirst du sicherlich den einen oder anderen Blueser im Blueshimmel wiedersehen.
Bildnachweis: © 2024 | Ralf Baschinski | RockTimes
2 Kommentare
E.Nienhaus
2. Februar 2024 um 21:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Ich war sein Nachbar, ich mochte ihn und seine Art.
Mario
30. Januar 2024 um 18:53 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Liebe Ilka,
Menschen wie Stefan sind es, die das Rad am Laufen halten. Immer am Puls der Zeit.
Die stillen Helden der Szene.
Eine Geschichte, die zu Herzen geht und die leider jetzt ein trauriges Ende genommen hat.
Vielen Dank, dass Du uns an dieser außergewöhnlichen Freundschaft posthum hast teilhaben lassen.
LG Mario