Zwei Jahre nach The Mystery Of Waterfalls liegt nun mit "A Floating City" das achte Studialbum der Progger Nautilus vor.
Wie auf allen ihren Alben, ziehen die Musiker um Ur-Mitglied Martin Ludwig ihre Inspiration aus den Werken des französischen Schrifstellers Jules Verne. Vorliegendem Album liegt der Roman "Une ville flottante" aus dem Jahr 1871 zugrunde, der 1875 auch in deutsch unter dem Namen "Eine schwimmende Stadt" veröffentlicht wurde.
In dem Roman schildert Jules die Erlebnisse (tatsächliche, als auch erfundene) während der Überfahrt auf der Great Eastern in die Vereinigten Staaten.
Die Wurzeln der Elektronik Duo-Vergangenheit haben immer noch Austriebe, sind aber bereits beim Eröffnungstrack mit einer süchtig machenden elektrischen Gitarre duchzogen. Absolut erkennbar sind sie allerdings in "Departure", dem Track der stark in Richtung des Ursprungs von Nautilus schielt. Ein Schifsshorn eröffnet und dann fließt es angenehm elektronisch durch die Minuten.
Ganz anders dann "Great Eastern" – schöner, ’süßlicher' Prog mit stark sphärischem Gitarrenspiel. Der Gesang kommt angenehm und mit toller Stimme. Das Stück hält einen gefangen und die akustische Gitarre leitet die Akkorde von Dur nach Moll und umgekehrt. Das sind vierzehn Minuten Hammer-Genuss. Wie ein Fluss schlängelt sich das Thema In Richtung eines psychedelischen Horizonts; unaufhaltsam und den Hörer auf sanftem Wellengang mitnehmend.
Generell ist die Balance von akustischer und elektrischer Gitarre auf der Platte perfekt austariert und sollte jemand 'Angst' vor elektronischer Musik haben, will ich die gerne nehmen: Die Gründertage der Band sind lange vorbei und was an Elektronik zu hören ist, geht eher in die Richtung Tangerine Dream. Eher ist es so, dass wir hochmelodischen Prog oder auch Art Rock hören, der in Verbindung mit etwas Elektronik perfekt ins Ohr geht.
Ja, hoch melodiös ist das Album. Schönes Beispiel "Unguilty" mit starken Gitarren und einer sehr relaxten Atmosphäre. Das Gitarrenspiel geht gar in die Richtung der Flatmänner und verströmt einen Hauch southern style. Auch "Moondance", eigentlich ein forscher Trance-Ritt sowie eine gekonnte Symbiose aus Elektronik und Prog, gemahnt beim Saitenspiel an Flatman.
Vielfalt ist für die Besatzung von Nautilus kein Fremdwort; so gibt es bei "Autumn Light" ein leich klassisches Gitarren-Intro, das mich an Dirk Michaelis' "Als ich fortging" (kennt ihr sicher von Karussell) erinnert. Die 'Great Eastern' schippert durch ruhigen Wellegang, der sich langsam steigert, aber nie zum Sturm mutiert. "In Mother" eröffnen Kirchturmglocken und im Anschluss schwirrt eine Bluesharp über das Deck. Das Gitarrenspiel ist nah an Gilmour (mit einem Spritzer Knopfler) und im weiteren Verlauf erzählen zwei elektrische Gitarren miteinander, während am Horizont die Sonne rötlich schimmert. Starke Stimmung!
So in der Art geht es weiter und am Ende des Album hat der Hörer fast selbst eine Schiffsreise hinter sich. Eine Reise, die perfekt von Alltagshektik und Stress ablenkt und einen Eintauchen lässt in die Phantasien eines Jules Verne. Die Texte der drei Stücke mit Gesang sind abgedruckt, sodass man beim Hören mitlesen kann. Allerdings spricht die Musik selbst genug und da Meister Eroc für den Sound verantwortlich zeichnete, tut sie das in bester Qualität.
Nautilus hat mit "A Floating City" wieder ein schönes Stück Art Rock geschrieben, das mit sanften Tasten und begeisterndem Saitenspiel irgendwo zwischen Prog und leichter Elektronik zu begeistern weiß. Weiter so, der gute Jules hat noch jede Menge Literatur …
Line-up Nautilus:
Jürgen Dürrbeek (synthesizer & sequenzer)
Martin Ludwig (keyboards, synthesizer, acoustic guitar, vocals)
Meiko Richert (vocals, bass, keyoards)
Wernder Sträz (guitars, harmonies)
Katja Weigel (backing vocals)
Tracklist "A Floating City":
- Waiting Room (5:53)
- Departure (6:05)
- The Great Eastern (14:16)
- Unguilty (4:07)
- Moondance (6:44)
- Autumn Light (5:03)
- Mother (4:49)
- Silver Ways And Rainbows (9:55)
- The Fall (4:30)
- Last Signals On Endless Sea (5:42)
Gesamtspielzeit: 67:30, Erscheinungsjahr: 2022
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