Die Musik driftet in sanften, edlen Klangwolken in ein Glück verheißendes Nirwana, eine kurze, zutiefst zurück genommene Gesangspassage über spärlichstem Piano lässt nach gut 100 Minuten "The Similitude Of A Dream" ganz sanft ausklingen und hinterlässt mich aufgewühlt bis in die äußersten Haarspitzen und mit unverhohlenen Tränen der tiefsten inneren Berührung zurück. Es ist vollbracht. Ein Musiker, der sich meiner Bewunderung und hingebungsvollen Begeisterung seit der ersten Veröffentlichung von Transatlantic im Jahre 2001 immer sicher sein konnte, hat das krönende Werk seines Lebens abgeliefert. So sagt er selbst – und so sage ich auch. Und ich durfte daran Anteil haben, denn ich darf davon berichten. Überwältigende Freude und ein Stückchen bitter süße Melancholie werden mich dabei begleiten. Letzteres, weil ich weiß, dass ich dem unbeschreiblichen Kunstwerk mit meinen schlichten Worten niemals gerecht werden kann.
Ich habe mich oft gefragt, ob ich es wohl erkennen werde, wenn etwas Epochales geschieht, wenn um mich herum ein Meisterwerk geboren wird, wenn Geschichte geschrieben wird. Wird man bereit sein, die monumentale Bedeutung von etwas Großem zu fühlen und sich dazu zu bekennen, bevor andere ihre Wertmaßstäbe aus dem Rechenkasten holen?
Ich glaube nicht, dass mir jemals wieder das Glück zuteil wird, ein jungfräuliches Album in der Qualität von "The Similitude Of A Dream" auf den Tisch gelegt zu bekommen.
Darum verneige ich mich vor jeder weiteren Betrachtung erst einmal vor dem vorzüglichen Ensemble rund um den einzigartigen Neal Morse, das der Welt nicht weniger als ein epochales Kunstwerk geschenkt hat. Ein Album wie aus den größten Tagen der erwachenden, kreativ künstlerischen Rockmusik. Verehrte Damen und Herren, seien Sie willkommen bei der Progressiven Attacke des neuen Jahrtausends:
"The Similitude Of A Dream" oder sollte man sagen: 'The New Millennium strikes back?'
Die Siebziger hatten die großen Rockopern: "The Lamb Lies Down On Broadway", "The Wall", Tommy und Quadrophenia. Yes und Pink Floyd hatten noch das eine oder andere und als krautiger Jünger dieser epischen Musikform mag ich gerne an dieser Stelle auch an Rockpommel’s Land erinnern. Aber allen voran an Supper’s Ready.
In der Neuzeit wagte sich kaum eine Band an eine solche Mammut-Aufgabe heran. Transatlantic, eigentlich nie eine ganz offizielle Band, sondern eine Art Super-Group des Prog-Rock, die sich nur vorübergehend zusammen findet, hatten eigentlich zuletzt eine Art Monopolstellung auf solche kreativen Themen-Alben für sich reserviert.
Und Transatlantic ist ein wichtiger Teil von Neal Morse – aber eben nur einer.
Im Grunde gibt es drei wesentliche Säulen im Leben dieses großartigen Musikers. Seine prägende Zeit mit Spock’s Beard, seiner Heim-Band mit ganz viel Familie (der Bruder spielt dort Gitarre), die schon beschriebenen, wiederkehrenden Zusammenkünfte von Transatlantic und eben seine Solo-Projekte. Ein ganz und gar bedeutender Partner bei den beiden letztgenannten Aktivitäten war und ist dabei kein geringerer als der so virtuose Drummer Mike Portnoy, der mit Dream Theater Weltruhm erlangte und wie kaum ein zweiter zu der Musik von Neal passt. Gemeinsam mit Randy George, der schon seit mehr als zehn Jahren bei Neal und Mike die schweren Saiten bewegt, bilden sie das Fundament herbei. Um Neals Keyboard-Spiel wirkungsvoll zu unterstützen und zu begleiten, gehört Bill Hubauer zur Neal Morse Band, aber die für mich größte Überraschung ist der einzigartig virtuose, junge Gitarrist Eric Gilette, der sich mit traumwandlerischer Sicherheit und pointierter Präzision in allen möglichen Stilrichtungen austobt. Ausflüge ins Metal wie auch in den Jazz mit einbezogen. Und seine hier fast episch wirkende Stimme veredelt als geniale Ergänzung zu Neals einzigartigem Gesang einige der ergreifendsten Parts auf dem Album – nämlich dann, wenn das wunderschön einfühlsame Thema des Openers "Long Day" und der "Overture" im Verlauf der Geschichte immer wieder mal aufgegriffen werden. Fast so wie in einem klassischen Opus.
Das Konzept des Album basiert auf dem Buch "The Pilgrim’s Process" von John Bunyan aus dem 17.Jahrhundert und schildert in Traumform die Reise des Menschen Christ, der zur spirituellen Rettung seiner Familie aus der 'Stadt der Zerstörung', synonym für das irdische Leben in die 'Himmlische Stadt' aufbricht, dem Sinnbild des Himmels. Dabei durchlebt er zahlreiche, oft dämonisch beängstigende Episoden und begegnet allerlei allegorischen Figuren aus dem christlichen Mythos – manche, die ihn unterstützen, manche, die seine Reise scheitern lassen wollen. Helper, Mr. Wordly Wiseman oder aber Apollyon und Hypocrisy. Dabei umfasst die Handlung des Albums gerade mal einen relativ kleinen Anteil der Gesamtgeschichte, die sich über zwei Bücher verteilt und irgendwie die Vermutung nahelegt, dass die letzte Note in diesem Kontext noch nicht geschrieben wurde. So lässt gerade die letzte Zeile des Albums möglicherweise genau einen solchen prophetischen Fingerzeig vermuten:»Let the great adventure now begin…«
Den Auftakt, eine zartes Thema auf klassischen Streichinstrumenten, singt Neal mit großer Sanftheit und Melancholie. Sehr stimmig, denn das Album startet in dem Moment, wo der Protagonist seiner Familie mitteilt, dass er aufbrechen muss auf eine lange Reise ins Ungewisse. Doch die Band lässt dir gar keine Zeit, diesen eigentlich sehr dramatischen Akt vollends zu erfassen und startet in der "Overture" zu einem Parforce-Ritt durch die Themen der Geschichte, ein Schlüssel-Stück für das weitere Verständnis des Albums, werden doch die teilweise den verschiedenen Figuren zuzuordnenden Melodien und Rhythmen hier ein Stück weit schon vorweggenommen. Sozusagen der Führer durch das weitere Album.
Fasziniert hat mich, dass Neal Morse, dessen Stimme so unverwechselbar und mitreißend der modernen Progressiven Szene ein Gesicht gegeben hat, in der Folge viele Gesangsparts seinen Mitstreitern überlässt. Sogar die ebenfalls als Schlüsselstellen zu sehenden gesanglichen Zitate auf eben die ersten beiden Songs gibt er Preis, wow, das beeindruckt und zeugt von Freimut und großem Vertrauen in die Kollegen.
Ein weiteres Highlight sowohl in der Musik als auch der inhaltlichen Entwicklung der Story birgt "City Of Destruction", der Beschreibung der chaotischen, realen Welt, mit martialischen Rhythmen als böse und abweisend ziemlich eindeutig beschrieben. Nichts wie raus hier.
Hab ich erwähnt, dass sowohl im Buch als auch auf dem Album die gesamte, nun anbrechende Reise sich in einem Traum abspielt? Gibt uns das Hoffnung, dass die Realität besser ist als das, was wir in unseren Träumen erfahren?
Musikalisch erreicht unsere CD einen echten Höhepunkt in "The Slough", was ja eigentlich kein sehr angenehmes Umfeld beschreibt. Hier driftet Eric nach einem progressiv, kurzen Festival der Rhythmen in einem herrlichen, ein wenig schräg schwebenden, ausgesprochen jazzartigen Solo über dem nicht minder elegant entspannt reflektierenden Keyboard in eine Art vorüber gehende Meditation in der Suhle. Nichts anderes heißt nämlich "The Slough". Kein Wunder, dass die Fortsetzung geschmacklich einiges abverlangt: »I’m slipping in the slime« und später »I’m going back to the city where I am not alone«. Die Angst des Protagonisten vor dem, was vor ihm liegt. Irgendwie werden Erinnerungen wach an Rael, der in der Unterwelt von "The Lamb Lies Down On Broadway" ja auch eine Menge einschneidender Erlebnisse verarbeiten musste, bis hin zu seiner eigenen Kastration. Der arme Kerl.
Solche Erfahrungen bleiben Christ trotz aller Furcht und Marter aber zum Glück erspart.
Zum Ende der ersten CD – eigentlich gleicht es einem Sakrileg, diese mitreißende Geschichte auf zwei Tonträger zu verteilen, aber mehr als hundert Minuten passen halt noch immer nicht auf eine Scheibe – grooven sie noch einmal durch die verschiedenen Hauptthemen, repetieren, reflektieren, variieren. »And I’m so far gone, maybe too far gone, to ever find the way«. Selbstzweifel, die uns Menschen alle irgendwann auf unserer Reise befallen. Die Musik hingegen verfällt vorübergehend in Metal aufgeladene Ausbrüche, bremst sich dann aber ein in das Hauptthema dessen, was uns im grandiosen Finale noch erwarten wird. Ein hoffnungsvoller Ausblick auf ein gutes Ende der Geschichte, gipfelnd in dem bedeutenden Abschluss der ersten Scheibe, "The Breath Of Angels", einer unvorstellbar gefühlvoll startenden Ballade auf den Sieg der Liebe über alles Böse, die Macht der Machtlosen, der Mutmacher für jeden, der sich tragen lässt und sich den positiven Kräften verschreibt. "The Breath Of Angels" ist eine Hymne für das Gute. Neal weiß schon, wie er uns in den Bann seiner selbst erfahrenen Erleuchtung zieht. Er tut dies ohne Pomp, ohne falschen Pathos. Einfach mit unglaublich guter Musik, deren Message man sich schwerlich entziehen kann.
Schauen wir auf die Unterschiede zwischen Transatlantic und der Neal Morse Band. Sind die wirklich vorhanden und worin lassen sie sich manifestieren? Ich maße mir nicht an, die tiefen Geheimnisse dieser großen Künstler wirklich zu durchschauen, denke aber, dass Transatlantic als eine Super-Group weltweit anerkannter, herausragender Künstler besteht, deren Bestreben immer auch ein Stück weit darin gipfeln muss, persönliche Top-Leistung und Improvisation zu zeigen und zu begeistern. In der Neal Morse Band hingegen dürften die Hierarchien deutlich abgesteckt sein, selbst wenn mit Mike Portnoy ein adäquater Top-Star an der Seite des Namensgebers agiert. Ich habe das Gefühl, dass in der Neal Morse Band nichts, aber auch gar nichts der persönlichen Selbstdarstellung dient. Hier agiert ein unfassbar geniales Quintett über alle Zweifel erhabener Musiker einzig und allein im Sinne der Komposition und des Bandgefüges. Nichts zählt, außer dem Gesamtergebnis. Wir finden epochale Soli auf den Tasten und den Saiten, finden einen Bassmann, der die Saiten malträtiert wie ein Besessener, wenn es angezeigt ist – nur, um im nächsten Augenblick sphärische Atmosphären zu untermalen, sensibel und voller Gefühl. Und Mike, der wie kaum ein Zweiter den Dampf des Metal in den Prog getrieben hat, und der, man mag es kaum glauben, tatsächlich auch so zurückgenommen agieren kann. Ob es so eine Formation in der Geschichte schon einmal gegeben hat? Viele werden es nicht sein und vielleicht stehen wir vor dem Phänomen einer neuen Super-Group, die wohl selbst gar keine sein will. Nehmen wir es hoch erfreut zur Kenntnis und freuen uns über einen strahlenden Stern am Himmel der modernen Musik.
Wenn im zweiten Teil in "Shortcut To Salvation" erneut erleuchtete Vorgriffe auf den Show-Down harmonisch und mit schönem, mehrstimmigen Gesang eingestimmt wurden, fetzt uns sogleich "The Man In The Iron Cage" um die Ohren. Eine herrliche Schweineorgel groovt wie zu besten Zeiten eines Jon Lord und erinnert mich berührt an meine Jugend, als Purple noch die Welt bestimmte. Eric hat seine saitigen Kommentare dazu bereit, aber Neal führt uns sofort zurück mit spärlichem Gesang und akustischer Gitarre, bevor uns aufs neue klar wird, dass Christ, der Held unserer Geschichte, noch eine Menge Hindernisse zu überwinden hat, nicht nur den 'eisernen Käfig'.
Denn wenn er erwacht, sieht er sich den Herren Einfach und Faul gegenüber, die ihn in "Sloth" auszubremsen versuchen, einem dramatisch entschleunigten, Keyboard lastigen Werk mit wohligem mehrstimmigen Gesang. Eine Nummer, die mich ein wenig an IQ, die tollen Progger aus dem Süden Englands erinnern. Doch Vorsicht, der fiese Geselle Faul möchte Christ vom Pfad abbringen. Aber keine Sorge, in einer weiteren, zutiefst anfassenden Reprise auf den Auftakt-Song heißt es voller Zielstrebigkeit: »It’s been a long day now, but it’s time to move on.«
Eine coole Bluegrass-Nummer mit dem bezeichnenden Namen "Freedom Song" zeigt den Weg und erweckt ganz nebenbei ein wenig Erinnerungen an einen besonders geilen Song von Spock’s Beard auf ihrem letzten Neal-Album "Snow". Schon wieder so ein Flashback, der mich mitnimmt. Aber nur, um mir mit "I’m Running" eine The Who ähnliche Nummer um die Ohren zu hauen – tatsächlich. So etwas hätte ich ehrlich gesagt von Neal nicht erwartet. Mann, hier groovt der Bass, dass die Lautsprecher beben. Geil.
Und dann nähern wir uns unweigerlich dem großen Schlusspunkt unserer Geschichte. Eingeleitet wird das Finale bereits mit "The Mask", einer meiner absoluten Favoriten, der in einem wahrhaft klassischen Piano das Thema der "Overture" mit nachdenklich melancholischem Duktus aufnimmt und in ein Gänsehaut erzeugendes Zwischenspiel mit Neals hier fast zerbrechlich wirkenden Gesang leitet. Kein Wunder, hier und jetzt begegnet Christ dem Zerstörer Apollyon, was in der von Mikes Drumbeats mächtig befeuerten "Confrontation" beängstigend real zum Ausdruck kommt. Hier zeigt Eric seine prächtig metalaffine Seite, immer wieder von progressiven Breaks zerrissen. Appolyon droht, Christ zu töten, wenn er sich nicht auf die Heimreise macht und wüste Orgeln und Double Bass untermalen diese Drohung. Aber Christ weicht nicht und so kommt es zum "Battle", der großen Schlacht um Gut uns Böse, auch hier wieder großartig mit kontrastierenden stilistischen Sequenzen bedrohlich gegeneinander gesetzt, virtuose Gitarrenläufe, rhythmische Spielereien auf höchstem Konzentrationslevel und Rückgriffe auf diverse musikalische Themen des Albums. Dann bricht die Musik unvermittelt ab und noch einmal hören wir ein unglaublich zurückgenommenes klassisches Piano, nun aber irgendwie zuversichtlich, tröstlich und voller Gottvertrauen. Wir kommen unweigerlich in das für mich alles überragende "Broken Sky/The Long Day (Reprise)". In bewegenden Vocals besingt Neal so einfühlsam den Sieg aus der Schlacht. »The broken sky turn blue«. Es ist Zeit, sich auf den Weg nach Hause zu machen, zurück zu Frau und Kindern, ekstatisch auf den Punkt gebracht durch eine hymnische Einlage von Eric, wie sie ein David Gilmour nicht tiefer hätte spielen können. »Where I have seen and I have known, by setting down the road called home, the journey is to be with you, your love has make the broken sky turn to blue.« Kann man Rockmusik poetischer schreiben, emotionaler vortragen?
Und dann ist es soweit, der sanfte Opener "Long Day" findet sein alles überragendes Pendant am Ende einer langen Reise: »It’s been a long day, but this son’s coming home« – das ist der Moment, wo wirklich alle Dämme brechen und mich die Emotionen völlig übermannen. Das ist die Analogie zu meinem bislang liebsten Epos "Supper´s Ready", wenn Peter zu seiner letzten Strophe ansetzte: »Lord of Lord, King of Kings has returned to take his children home, to take them to the New Jerusalem.« Es ist die Krönung dessen, was ich im Prog-Rrog jemals gehört habe. Ist es ein Zufall, dass beide Werke sich dramatisch spiritueller Themen bedienen, um in einer unvergleichlichen Schönheit über Heimkehr und Erfüllung zu kulminieren? Ich kann es mir nicht vorstellen. Die herzzerreißende Intensität und Inbrunst, mit der diese fabelhafte Band ihr Finale zelebriert, davon haben selbst die wohl edelsten Progger immer geträumt. Aber nur, wer ohne falsches Pathos und Effekthascherei agiert, wer instrumental und stimmlich potent genug ist, der kann eine solche Hymne glaubhaft und einfühlsam inszenieren. Die Neal Morse Band sprengt mit ihrer Musik und Neals wunderbaren Texten alle Grenzen rockmusikalischer Ausdrucksform, ein Erlebnis, das in mich dringt und mich nie wieder allein lassen wird. Einzigartig, mitreißend und zutiefst bewegend.
Wenn der Abend kommt und die Dunkelheit dich gefangen nimmt, dann kommt unweigerlich die Frage auf, ob man sein Tagewerk vollbracht hat. Neal Morse hat seine Ernte eingefahren. Dieser charismatisch, hochsympathische Vollblut-Musiker weiß, dass er im sicheren Gefühl seiner spirituellen Erfüllung, seiner unvergleichlichen musikalischen Potenz und kompositorischen Genialität mit seiner vor Virtuosität und Leidenschaft sprühenden Gefolgschaft ein Album abgeliefert hat, mit dem er den Olymp der progressiven Rockmusik erklommen hat. Und das sagt er auch, denn er spricht in der Tat vom besten Album seiner Karriere. Ein machtvolles Kunstwerk, erschaffen für alle Zeiten zu zeigen, wozu Rockmusik fähig ist. Er schenkt uns Erleuchtung, die er selbst in seinem Glauben schon gefunden hat.
Einzig offen bleibt die Frage, inwieweit die Geschichte von Christ authentisch und vergleichbar ist mit der von Neal. Spiegelt sich in "The Similitude Of A Dream" womöglich seine eigene Suche nach der Nähe zu Gott wider, die ihn besonders in den letzten fünfzehn Jahren bewegt hat? Ich weiß es nicht, aber ich habe Neal gefragt und vielleicht werden wir ja demnächst genau darüber berichten können.
Das neue Jahrtausend ist nun gut sechzehn Jahre alt, endlich hat es sein Ausrufezeichen für die Ewigkeit. Den Beweis, dass kreative mitreißende Rockopern nicht nur in der stets guten alten Zeit möglich waren. Eine neue Generation hat ihr "Tommy", ihr "The Wall", ihr "Supper’s Ready". Vielleicht ja auch so etwas wie die "Ode an die Freude" in der Pop-Kultur.
Ich denke, in einigen Jahren werden sie in den Geschichtsbüchern über die Einzigartigkeit von "The Similitude Of A Dream" als ein makelloses Dokument ewig währender Rock-Kultur erzählen. Von hinreißenden Improvisationen, Melodien zum Niederknien und einem Finale, bei dem irgend ein göttlicher Beistand mitgewirkt haben muss.
Etwas Größeres hab ich jedenfalls nie zuvor gehört…
Line-up The Neal Morse Band:
Neal Morse (vocals, keyboards, electric guitars, percussion, mandolin)
Bill Hubauer (organ, piano, synthesizers, vocals)
Eric Gilette (lead & rythm guitar, vocals)
Randy George (bass & bass pedals)
Mike Portnoy (drums, vocals)
Tracklist "The Similitude Of A Dream":
- Long Day
- Overture
- The Dream
- City Of Destruction
- We Have Got To Go
- Makes No Sense
- Draw The Line
- The Slough
- Back To The City
- The Ways Of A Fool
- So Far Gone
- Breath Of Angels
- Slave To Your Mind
- Shortcut To Salvation
- The Man In The Iron Cage
- The Road Called Home
- Sloth
- Freedom Song
- I’m Running
- The Mask
- Confrontation
- The Battle
- Broken Sky / (Reprise)
Gesamtspielzeit: CD 1 – 52:00, CD 2 – 55:36, Erscheinungsjahr 2016
5 Kommentare
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Michael Breuer
7. Dezember 2016 um 18:04 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hey Roland,
Danke für die Rückmeldung, sehr schade, dass Neal nicht gelandet ist. Manchmal schlägt es wirklich erst im Nachhinein ein, das geht mir auch so. Manchmal eben auch nicht. Außerdem ändern sich die Dinge mit der Zeit. In der Jugend war für mich die einzig wahre Floyd-Platte "Wish You Were Here". Heute finde ich "Dark Side.." oder "The Meddle" stärker. Komischerweise hat mich wiederum "The Wall" nie wirklich erreicht, damals nicht und heute auch nicht.
So ist das eben. Wer weiß, wie man in ein paar Monaten, vielleicht Jahren drüber denkt.
Für die heutigen Bands ist es eh schwierig, wirklich nachhaltig in Erinnerung zu bleiben. Ich denke schon, dass der gesellschaftliche Part der Rockmusik heute ein ganz anderer ist als beispielsweise 1979, als alle Welt nur von Pink Floyds "The Wall" sprach. Heute stehen andere Ausdrucksformen im Vordergrund, sind die musikalischen Spektren viel breiter gefächert als damals. Heute kriegst Du im Leben nicht mehr die Aufmerksamkeit wie damals, allein darum hatten die alten Recken einen Riesen Vorteil.
So findet man heute die Helden oft viel eher im Underground, da gibt es oft großartige Qualität.
Hauptsache, man findet irgendwas, was einen anspringt, ganz egal wie erfolgreich oder historisch eine Platte auch immer sein wird. Wie Du schon sagst, am Ende bleibt es immer Geschmacksache!
Viele Grüße,
Michael
Franz
19. November 2016 um 10:32 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Danke für die ausführliche Kritik, die sich ja wie eine Huldigung liest.
Ich habe mir schon seit ner Eweigkeit keine CD mehr gekauft, aber vor ein paar TAgen stand ich bei Staurn und sah die neue Morse. Nun verfolge ich das Schaffen des Herrn schon lange und höre auch immer wieder einzelne Songs auf youtube nach. Trotz des unschönen Covers und der billig wirkenden Plastikverpackung habe ich mir also den Doppeldecker inkl Bonus-DVD mit Making of gekauft. Dann heim, Anlage an und mit dem Booklet aufs Sofa. Das Bookelt hab ich gleich wieder weggelegt – die Texte haben mich nicht erreicht. Kenner entdecken aber bei den Bildern Ähnlichkeiten zur Nursery Crime von Genesis.
Ich beobachte mich beim erstmaligen Hören einer CD, von der ich grosses erwarte, immer selbst – gibt es Melodien, von denen ich sofort weiss, dass sie am Ende wiederkommen, grösser, bomböser, ich versuche heruaszufinden, welche Melodien ich dann später beim EInkaufen pfiefen werde, uws….
Gut, die erste CD ist nicht schlecht, ein zwei grosse Melodien, viel Prog, alles ziemlich rund und schön.
Die zweite Cd hab ich auch gleich angemacht und ähnliches festgestellt, die MElodie, die ich mir dachte, kam tatsächlich beim pompösen Ende wieder. Schöne CD, nichts weltbewegendes, aber schön.
Dann ging ich Schlafen.
Und was soll ich sagen – am nächsten Morgen hab ich die CD sofort wieder eingelegt und war überwältigt von der Schönheit des Albums. EIn Klassiker vielleicht, ich weiss es nicht, aber ich ertappe mich dabei, die Melodien laut auf der Strasse zu pfeifen und eine meterdicke Gänsehaut kriecht über mich, mehrmals beim Hören, und am Ende weine ich – Danke Morse, du schaffst es immer wieder!
Roland
11. November 2016 um 7:25 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Mein lieber Herr Gesangverein,
was kommt den da auf mich zu, wenn nur ein Teil deiner Lobeshymnen zutreffen.
Bin auch schon seit den Spock’s Beard Jahren Fan von Morse. Fand aber die letzten Sachen eher schwächer.
Ich hoffe ich bekomme heute meine bestellte CD und werde dir mein Eindruck schildern.
Viele Grüße
Michael Breuer
11. November 2016 um 11:30 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hey Roland,
Danke für Dein euphorisches Interesse, ich hoffe sehr, Du wirst nicht enttäuscht werden!!!
Die letzten Solo-Sachen fand ich auch nicht so riesig, hier aber bringt er aus meiner Sicht die Tugenden von Transatlantic mit einem vor allem musikalisch wirklich berührenden Konzept zusammen, ein roter Faden, dem sich alle unterordnen. Mich hat es total umgehauen. Viele Amerikaner anscheinend auch, was ich so lesen konnte, während die Deutschen Rezensoren eher zurückhaltend reagierten. Bin gespannt, wie Du es siehst.
Beste Grüße
Michael
Roland
6. Dezember 2016 um 15:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Michael,.
ich habe extra lange gewartet, da ich schon oft die Erfahrung gemacht habe, dass die besten Scheiben erst nach einiger Zeit anschlagen. Bestes Beispiel war Whirlwind von Transatlantic. Das Album hat mir am Anfang auch nicht so gefallen, heute ist es für mich das beste aus der Morse Ecke.
"The Similitude Of A Dream" ist nichts neues wie die letzten Cd’s und ich denke die Zeit von Morse steht jetzt still. Keine weiteren Hymnen mehr in Sicht, was echt schade ist. Vielleicht hat maximal das allerletzte Stück auf der DCD, mir fällt der Name jetzt nicht ein, das Zeug dazu.
Aber das Album, z.B. mit Pink Floyd The Wall oder Who’s Tommy zu vergleichen, na ja, da hängt sich der gute Mike Portnoy aber meilenweit zu weit aus dem Fenster.
Zum Schluss,… wie du weist ist das alles Geschmacksache, beim einen klickt es beim anderen nicht. Gut so, sonst gäb es ja nur eine Band 😉
Wenn doch noch schnackelt, melde ich mich noch mal.
Grüße
Roland