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Neal Smith / Pop 85/95 – CD-Review

Neal Smith - "Pop 85/95" - CD-Review

Wie wir mittlerweile alle wissen, ist das finanzielle (Über-) Leben als Künstler bzw. Musiker nicht immer einfach. Auch dann nicht, wenn man mal in einer sehr erfolgreichen Gruppe gespielt hat. Neal Smith war Schlagzeuger in der Band von Alice Cooper, die mit ihrem dritten Album "Love It To Death" (1971) so richtig durchgestartet war, anschließend mit unter anderem "School’s Out" weitere Erfolge hatte und spätestens mit der Scheibe Billion Dollar Babies (Februar 1973) dann den ganz großen Wurf landete. Nach der folgenden langen Tour waren die Musiker jedoch physisch sowie psychisch so ziemlich am Ende, nicht besonders gesunde Stimmulationsmittel sowie persönliche Differenzen taten ihr Übriges. Ende 1973 erschien zwar noch die Platte "Muscle Of Love", aber im folgenden Jahr war dann offensichtlich Schicht im Schacht. Der Frontmann und Sänger Vincent Furnier ließ sich den Namen Alice Cooper rechtlich sichern und ist damit bis heute sehr erfolgreich unterwegs.

Glen Buxton hatte es sich mit seinen Bandkollegen offenbar verscherzt, aber Michael Bruce (guitars, lead vocals), Dennis Dunaway (bass, background vocals) und Neal Smith (drums) blieben erstmal unter dem Bandnamen Billion Dollar Babies zusammen, was allerdings auch nicht lange hielt. Smith baute sich im Laufe der Jahre ein zweites berufliches Standbein auf, blieb der Musik aber immer verbunden und veröffentlichte weiterhin Alben mit unterschiedlichen Bands bzw. seinen Soloprojekten. Etwa Mitte der achtziger Jahre arbeitete er mit Phil Collins, der ihn dazu inspirierte, einen Ausflug in die Pop-Musik zu machen. Mit der Band Deadringer veröffentlichte der Protagonist zwar ein Album, die Combo stand aber wegen dem baldigen Bankrott ihrer damaligen Plattenfirma unter keinem guten Stern. Nachdem die Aufnahmen wieder gefunden wurden, wurden sie nun von Smith soundtechnisch überarbeitet und als "Pop 85/95" neu veröffentlicht.

Gerade hinsichtlich des Sounds muss man dem Amerikaner ein großes Kompliment machen, da die hier enthaltenen elf Songs durchaus frisch klingen und kaum Staub angesetzt haben. Ansonsten hält der Albumtitel, was er verspricht: Pop-Musik im Stil der achtziger und neunziger Jahre, die aber (zumindest was die ersten drei Tracks betrifft) noch mit echtem Schlagzeug eingespielt wurde. Verglichen mit seinen späteren Alben unter dem Namen Killsmith klingt der gute Neal hier durchaus melodisch und massenkompatibel. Zumindest, wenn man mal von den manchmal nicht ganz jugendfreien Texten absieht. Außerdem muss man ihm zugutehalten, dass bei diesen Nummern – Pop hin oder her – oft auch die Gitarre von Jay Jesse Johnson (der zeitweise auch als Triple J agierte) noch sehr prominent im Sound vorhanden ist. Mit Jeff Batter sowie Peter Catucci waren zusätzliche Musiker vertreten.

Zugegebenermaßen muss man diesen Stil natürlich entweder mögen oder zumindest eine kleine Schwäche dafür haben, um "Pop 85/95" so richtig abzufeiern. Auf der anderen Seite tut die Scheibe niemandem weh, fließt locker und flockig aus der Anlage und bringt bei mehreren Stücken die Fußwippe des Hörers fast schon automatisch in Bewegung. Wer erst mal reinhören möchte, dem empfehle ich das richtig gute "Love Sets The Night On Fire", "Fly Home Sweet Angel", "I Wanna Be Good, But I Don’t Know How" oder auch "Love Can Run, Love Can Hide". Auf jeden Fall gilt auch hier als Tatsache, dass ein guter Musiker jede Stilrichtung spielen kann. Und Neal Smith kann es offensichtlich.


Line-up Neal Smith:

Neal Smith (drums – #1-3, synth drums – #4-11, synthesizers & keyboards – #4-11, vocals)
Jay Jesse Johnson (lead guitar)
Jeff Batter (synthesizer, synth bass & keyboards – #1-3)
Peter Catucci (bass – #4-11)

Tracklist "Pop 85/95":

  1. If I Only Had You
  2. Dying To Love You
  3. Secret Eyes
  4. Love Sets The Night On Fire
  5. Distant Drum
  6. I Wanna Be Good, But I Don’t Know How
  7. Love Can Run, Love Can Hide
  8. In A Heartbeat
  9. Fly Home Sweet Angel
  10. I Love You To Death
  11. All My Eyes Can See

Gesamtspielzeit: 50:36, Erscheinungsjahr:2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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