Nerd School / Blue Sky For White Lies – CD-Review

Die Überraschung – wie bei Ready Set Go! – ist jetzt nicht so groß, denn mittlerweile weiß man, dass es sich bei Nerd School um ein Duo handelt.
Fünf Jahre liegen zwischen dem Debüt und seinem Nachfolger "Blue Sky For White Lies". Die vorliegende Platte bringt es auf zehn Songs, die sich auf eine Gesamtspielzeit von über fünfunddreißig Minuten konzentrieren. Beim Aufnehmen sowie Produzieren hatten Claus Grabke (Donots, Muff Potter, Dog Eat Dog) und Tom Schwoll (Beatsteaks, Selig, Jingo De Lunch) die Hände an den Reglern und Knöpfen. Gemixt haben Marcus Kotter und Carsten Wrede von den Tresohr Studios, Oberhausen. Für das Mastering war Fritz Frey zuständig.

Nerd School klingt nach mehr als nur einem Duo und wenn man sich die zehn "Blue Sky For White Lies"-Tracks reingezogen hat, dann ist man zur Überzeugung gekommen, dass das Genre Rock – ganz allgemein gehalten – nicht auf dem Sterbebett liegt.
Thomas Castro Molina Crowe und Lars D.G. haben sich in der Zeit zwischen den beiden Veröffentlichungen definitiv nicht auf die faule Haut gelegt, sondern weiter an ihrem ganz persönlichen Band-Stil gefeilt. Auch wenn die Scheibe nicht über eine ausgiebige Gesamtspielzeit verfügt, bekommt der Hörer hier verdammt viel Abwechslung und Überraschungen geboten.

Bei der Klasse der Musik darf man "Blue Sky For White Lies" schon an dieser Stelle empfehlen.

Mit dem staubtrockenen "Going Down" sowie "Sine" mit seinem Hochgeschwindigkeits-Punk holt Nerd School schon zu Begin der Scheibe zu einem Doppelschlag der infizierenden Art aus. Diese beiden Nummern dringen in den Hörer ein, sind fetzig und machen einfach Laune. Die etwas tiefer gelegte Stimme im zweiten Lied erinnert an Dieter Maier von Yello.
Beim Spielzeit-Ausreißer und gleichzeitig Album-Rausschmeißer "Girl" zeigt sich, was Nerd School drauf hat, wenn es auf die sechs Minuten-Dauer zugeht. "Girl" ist zunächst düster, fast schon spartanisch instrumentiert. Die Vocals stehen hier zu Beginn im Vordergrund. Die Thomas Castro Molina Crowe-Gitarre tummelt sich in Blues-Metrik und das Lars D.G.-Drumming ist schon dezent zu nennen. In Break-Blitzlichtern nimmt das Treiben kurzzeitig an Intensität zu, was sich zum Ende der Nummer hin steigert. Dieser Platten-Abschluss setzt ein weiteres Ausrufezeichen. Die Scheibe ist einfach klasse. Die Blues-Ecke besucht das Trio auch in "Cave".

Einmal wird das beeindruckende Duo zum Trio. In "Out On The Farm" ist Shari Yeboah als Chor-Dame mit dabei. Hypnotisch rockend begibt sich die Formation ins Desert-Gelände und trotzt der glühenden Sonne. Der Sechssaiter sägt Mengen an Holzstämmen durch und der Gesang ist so intensiv wie die Musik.
Der Nerd School-Rock’n’Roll ("Time") dauert gerademal etwas über zwei Minuten und hier setzt sich aus meiner Sicht der Trommler mit seinem Stakkato-Drumming besonders in Szene. "Anger" macht seinem Songtitel alle Ehre. Die Wut muss raus, sonst gibt es gesundheitlich unerwünschte Folgen in der Magengegend. Metal ist hier das beste Rezept, um körperliche Nebenwirkungen zu vermeiden. Toll!
Der "Ready Set Go!"-Nachfolger hat es in sich und Nerd School hat seinen musikalischen Bogen weiter gespannt.

Line-up Nerd School:

Thomas Castro Molina Crowe (guitar, vocals)
Lars D.G. (drums, vocals)

With:

Shari Yeboah (additional vocals – #7)

Tracklist "Blue Sky For White Lies":

1. Going Down
2. Spine
3. Cave
4. Devil May Care
5. Rookie
6. Anger
7. Out On The Farm
8. A Town Called Home
9. Time
10. Girl

Gesamtspielzeit: 35:34, Erscheinungsjahr: 2018