Der auf Jamaika geborene Neville Staple hatte seine Zeit im großen Scheinwerferlicht als Mitgründer der englischen Dub-, Ska- und Reggae-Band The Specials, mit der er um 1980 zwei Alben aufnahm, die großen Erfolg hatten und in England sogar Gold-Auszeichungen einfahren konnten. Nachdem The Specials sich (vorübergehend) aufgelöst hatten, gründete er das Projekt Fun Boy Three, das mit seinem Debüt "The Fun Boy Three" (1982) ebenfalls Gold- und mit dem Nachfolger "Waiting" (1983) in der britischen Heimat immerhin noch Silber erzielen konnte. Auch bei uns in der RockTimes-Redaktion hat er sich bereits öfter vorgestellt, zuletzt in Form seiner Scheibe Return Of Judge Roughneck. Für sein aktuelles Album "From The Specials & Beyond" konnte Staple die meisten Musiker der erwähnten Vorgänger-Scheibe (allen voran Steve Armstrong am Bass sowie Matty Bane an den Drums, beide Ex-Bad Manners) für eine weitere Zusammenarbeit gewinnen.
Gewohnt schwungvoll geht es bereits beim Opener "Right From Wrong" in die Vollen. Das ist Ska- und Two-Tone-Musik der alten Schule, die ganz herrlich in die Beine geht und die Fußwippe wie ferngesteuert in Gang setzt. Was sehr schnell auffällt, ist dass Staples Gattin Sugary Staple einen deutlich höheren Anteil an den Gesangsspuren hat, als dies zuvor der Fall war. Hier und da (wie beispielsweise bei "Don’t Let Life Pass You By") übernimmt sie sogar die Lead Vocals, was als Farbtupfer aber gerne mitgenommen wird. Thematisch geht es vor allem um zwei Themen, nämlich erstens um die (ohne erhobenen Zeigefinger) ausgesprochene Warnung an die Jugend, sich nicht auf die schiefe Bahn bringen zu lassen. Und Staple weiß ein Lied davon zu singen, da er als Heranwachsender selbst nicht gerade selten mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Das zweite große Thema ist jedoch die Freude am Leben, an der Liebe, an abgefahrenen Partys und allem anderen, was das Dasein auf diesem Erdball angenehmer macht.
Okay, manchmal wird es auch ein bisschen komisch, denn bei Tracks wie "What’s Really Going On" ist trotz der kritischen Lyrics ein gewisser Comedy-Faktor kaum zu überhören. Was aber nur vor Augen bzw. Ohren führt, dass sich der heute 77-jährige Staple selbst nicht über die Maßen ernst, oder anders gesagt zu wichtig nimmt. Unter anderem in der Tracklist vertreten ist auch ein Cover des Ben E. King-Klassikers "Stand By Me". Selbstverständlich geprägt durch eine Ska-Bearbeitung, selbst wenn die Gesangslinien fast eins zu eins übernommen wurden. Um nochmal auf die Texte zurück zu kommen, muss auch erwähnt werden, dass sich der gute Neville durchaus auch mit sozialen Missständen beschäftigt, auseinandersetzt und in seinen Texten verarbeitet. Deutlich wird dies unter anderem in Tracks wie "Something’s Wrong" oder auch "World’s Turned Upside Down".
Als Bonus Tracks hat Neville Staple einen Blick auf die eigene Vergangenheit geworfen und sich noch einmal die beiden The Specials-Stücke "Ghost Town" sowie "Monkey Man" zur Brust genommen. Guter Abschluss. Letzten Endes kann festgehalten werden, dass "From The Specials & Beyond" ein cooles und flottes Album geworden ist, das perfekt in den gerade begonnenen Frühling sowie den kommenden Sommer passt. Klasse Untermalung sowohl zum Grillen, als auch für spätere Stunden, wenn die Tanzbeine geschwungen werden.
Line-up Neville Staple:
Neville Staple (lead vocals)
Sugary Staple (percussion, lead & background vocals)
Steve Armstrong (bass, background vocals)
Matty Bane (drums)
Billy Shinbone (guitars)
Joe Atkinson (organ, piano, background vocals)
Drew Stansall (saxophone, background vocals)
Peter Johnson (trombone, background vocals)
With:
Gary Shail (guitar & bass & drums & horns & background vocals – #9)
Tom Lowry (additional keyboards & guitar – #9)
Sylvia Foster (background vocals – #9)
Tracklist "From The Specials & Beyond":
- Right From Wrong
- Celebrete With You
- Can’t Take No More
- Don’t Let Life Pass You By
- Stand By Me
- Something’s Wrong
- Housewife’s Choice
- Please Don’t Leave Me Lonely
- What’s Really Going On
- Miss Dis’n’Dat
- Way Of Life (pandemic mix)
- World’s Turned Upside Down
- Ghost Town (bonus track)
- Monkey Man (bonus track)
Gesamtspielzeit: 56:07, Erscheinungsjahr: 2021
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