Studierte Fingerfertigkeit im seichten Gewässer
Unverhofft kommt oft. Und so wie der gefühlte Dauersommer gerade eine Pause macht, bekommt auch der mit blauem(!) Licht ausgestatte Laser des Rezensenten-CD-Players eine Rock- und Blues-Pause verordnet.
Es flatterte nämlich unlängst eine Best-Of-Compilation eines gewissen Newton Faulkner ins Haus und stürzt nun selbigen Rezensenten in eine mittlere Sinn-Krise. Die obligatorische Recherche brachte nämlich sehr schnell zu Tage, dass der aus Reigate, Surrey (UK) stammende Künstler nicht nur als ehemaliges Gitarrenwunderkind gilt, sondern auch bereits vor zwölf Jahren seinen großen kommerziellen Durchbruch feierte, indem sein Major-Debüt "Hand Built By Robots" sich sage und schreibe 60 Wochen lang in den UK-Album-Charts tummelte … Spitzenposition 1! Die sich darauf befindliche Single "Dream Catch Me" brachte es im Vereinigten Königreich immerhin auf eine Top-10-Platzierung.
Darf der Rezensent also gerne kennen …
Nun ja, nach insgesamt sechs Langeisen zieht Newton Faulkner Bilanz, lässt allesamt sich auf CD 1 mit ein bis vier Songs vorstellen, baut noch drei brandneue Songs ein, um dann auf CD 2 dreizehn Coverversionen erklingen zu lassen, die er auch gerne in seinem Live-Programm präsentiert.
Als diplomierter Absolvent der 'Academy of Contemporary Music' in Guildford und gelehriger Schüler seines Mentors Eric Roche ist Newton Faulkner sicherlich spieltechnisch über jeden Zweifel erhaben, wobei ihn insbesondere eine spezielle perkussive Gitarrentechnik und das sogenannte Tapping auszeichnen. Dieses setzt er auf Akustikgitarren mit großem Korpus um und dürfte damit live auf den Bühnen dieser Welt ein Ereignis sein.
Auf Tonträger konserviert vermisst der Rezensent eben genau diese Spannung versprechenden Aspekte, da sie im Mix leider seltsam unauffällig bleiben.
Deutlich prägnanter erscheinen hier der angenehme, aber manchmal zum 'Eunuchentum' kippende Gesangsvortrag und die melodische Ausführung netter Singer/Songwriter-Popsongs, die niemandem wehtun, aber auch viel zu selten Ecken und Kanten zeigen. Hier wittert der Rezensent deutlich größeres Potential, welches aber einer ziemlich stromlinienförmigen Produktion geopfert wird, die zu selten wirklich erinnerungswürdiges abwirft.
Interessanter ist da schon die explizite Cover-CD, da hier die Stärken von Newton Faulkner besser herausgearbeitet werden … hier fehlt weitgehend das produktionstechnische Hinbiegen auf Radiotauglichkeit.
Allerdings muss der Rezensent zugeben, lediglich vier Vorlagen tatsächlich zu kennen, wobei "May You Never" (John Martyn, 1973) und "You Spin Me (Round)" (Dead Or Alive, 1985) schon ziemlich überraschend kommen. Zusätzlich erfreuen "No Diggity" (Blackstreet, 1996) und das sehr interessant, engagiert und vergleichsweise spartanisch wie gleichzeitig fulminant umgesetzte "Bohemian Rhapsody" (Queen, 1975).
Leider liegen dem Rezensenten keinerlei Informationen bezüglich Song-Credits und beteiligter MusikerInnen vor, aber speziell die zweite CD dürfte überwiegend ein Alleingang sein und darf berechtigt als Kaufanreiz gelten für diejenigen, die bereits alle sechs Scheiben von Newton Faulkner ihr Eigen nennen können. Zusätzlich gibt es auf der ersten CD ja noch drei brandneue Songs, wobei speziell "Take What You Want" sehr Formatradio-Hitverdächtig rüber kommt und tatsächlich zum Tanzen animiert. Damit ist dieser Song im Gesamtkontext eher ungewöhnlich, aber auch erfrischend.
Fazit: Für alle Sympathisanten des Künstlers ist diese Werkschau gerade wegen der zweiten CD in die engere Wahl zu ziehen, während Interessierte, die auf sein ziemliches Alleinstellungsmerkmal der eher ungewöhnlichen Gitarrentechnik abzielen, doch unbedingt vorher reinhören sollten, da diese bei seinen bisherigen sechs Studioalben gerne etwas prominenter im Mix hätte ausfallen dürfen.
Line-up Newton Faulkner:
Newton Faulkner (vocals & guitar)
Tracklist "The Very Best Of Newton Faulkner … So Far":
CD 1:
- Write It On Your Skin (03:16)
- Clouds (03:18)
- Finger Tips (04:26)
- Don’t Leave Me Waiting (03:19)
- Brick By Brick (3:28)
- I Need Something (02:58)
- Wish I Could Wake Up (03:02)
- Passing Planes (03:28)
- Against The Grain (04:29)
- Take What You Want (03:51)
- Never Alone (04:00)
- Teardrop (03:10)
- Indecisive (03:59)
- If This Is It (04:02)
- Dream Catch Me (03:59)
- I Took It Out On You (03:00)
- Shadow Boxing (03:57)
- Up Up And Away (03:34)
CD 2:
- Million Reasons (03:15)
- Send Me On My Way (03:19)
- IDGAF (02:43)
- May You Never (03:00)
- I’ll Be There (03:04)
- City Of Stars (02:22)
- No Diggity (02:44)
- Pure Imagination (03:14)
- You Spin Me Right Round (02:35)
- Payphone (03:41)
- Foundations (03:17)
- Spongebob Squarepants (00:39)
- Bohemian Rhapsody (05:40)
Gesamtspielzeit: 65:17 (CD 1), 39:34 (CD2), Erscheinungsjahr: 2019
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