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Nick Moss Band feat. Dennis Gruenling / The High Cost Of Low Living – CD-Review

Dass ich vor drei Jahren auf den amerikanischen Sänger/Gitarristen Nick Moss und seine Band aufmerksam, oder besser gesagt aufmerksam gemacht wurde, verdanke ich einzig und allein meinem Freund, Bluesfanatiker und begeistertem RockTimes-Leser Ulrich Meyer-Dengel. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie begeistert er von einem Konzert der Band war, als er mir von den Männern aus Chicago berichtete, die er kurz vorher live gesehen hatte. Und da er mir schon vorher viele sehr gute Tipps gegeben hatte, war es keine Frage für mich, dass ich mir den Gig der Nick Moss Band in der Bluesgarage reinziehen würde. Und diese Empfehlung war wieder mal Gold wert. Der Auftritt war saustark, sodass ich mich seitdem intensiv mit dieser Gruppe beschäftige. Bedauerlicherweise war es der letzte Hinweis von Ulli, der inzwischen leider nicht mehr lebt und den ich sehr vermisse. Die Nick Moss Band werde ich aber immer mit ihm in Verbindung bringen. Danke Ulli!

Soweit eine kleine, etwas wehmütige Rückbesinnung. Jetzt aber zum Wesentlichen, der Musik! Nachdem ein Markenzeichen der Band aus der Windy City die Mischung aus Blues und souligen Klängen war, gab es jetzt eine Umbesetzung im Line-up. Michael Ledbetter, der mit seiner als Opernsänger geschulten Stimme für die nicht am 12-Takter angelegten Songs zuständig war, hat die Band verlassen und wurde durch den Bluesharp-Spieler Dennis Gruenling ersetzt, sodass der Chicago Blues fast zwangsweise im Mittelpunkt der Nick Moss Band steht und das neue Album "The High Cost Of Low Living" sich fast ganz diesem Musikstil widmet.

Los geht es in den ersten zwei Songs gleich mit großem Aufgebot. Wie schon beim Longplayer From The Root To The Fruit verstärkt sich die Nick Moss Band bei diesen beiden Stücken mit einer Bläser-Sektion. In diesem Fall wirken der Tenorsaxofonist Eric Spoulding und Jack Sanford am Baritonsax mit und sorgen für einen sehr dichten Sound.

Doch ab "No Sense", dem dritten Titel des Albums, ist vorwiegend das Stamm-Quintett aktiv. Der Song bewegt sich locker swingend aus den Boxen. Ganz relaxt und doch schön groovend geht es voran, und ein erstes Bluesharpsolo zeigt schon mal die Fähigkeiten von Dennis Gruenling auf. Mit dem Titelsong "The High Cost Of Low Living" wird dann aber mehr Fahrt aufgenommen. Gruenling geht mehr aus sich heraus und seinem Solo folgt ein Alleingang von Taylor Streiff am Piano, während Nick Moss die Slide aufheulen lässt. Starker Song!

"Count On Me" ist dann das erste Stück mit Dennis Gruenling auch am Gesangsmikrofon. Dabei wurde er bei diesem Rock’n’Roll im Refrain von den restlichen Bandmitgliedern tatkräftig unterstützt. Doch der nächste Blues lässt nicht lange auf sich warten. Schwer und sehr ausdrucksstark zieht "Note On The Door" seine Bahnen, wobei das Zusammenspiel von Harmonika und Sechssaiter perfekt klappt.

Etwas lockerer geht es bei dem Otis Spann-Song "Get Your Hand Out Of My Pocket" weiter. Im Mittelteil beherrscht das Piano das Stück und wird von einem tollen Bluesharpsolo abgelöst. Es groovt wie Hölle. Klasse gemacht! Pumpende Bassrhythmen, gepaart mit antreibenden Drums sind die Basis für "Tight Grip On Your Leach". Darüber legt sich wieder diese unglaubliche Harmonika. Dennis Gruenling scheint nun warm gespielt.

Das nächste Highlight folgt mit dem Slow Blues "He Walked With Giants". Die ganze Band spielt unheimlich gefühlvoll und Nicks Stimme tut ein Übriges dazu, den Song immer wieder hören zu wollen. "A Pledge To You" dürfte sich mit seinem Schwung und Elan sehr schnell zu einem Live-Kracher entwickeln, während "Lesson To Learn" wieder mit toller Bluesharp überzeugen kann. Allerdings wirken die hier noch einmal eingesetzten Bläser etwas störend für mich.

Das Instrumental "All Night Dinner" aus der Feder von Johnny Farina fällt dann etwas ab. Zwar sind gute musikalische Passagen enthalten, aber das Ganze wirkt etwas alltäglich auf mich. Eben einfach gute aber nicht gerade auffällige Unterhaltungsmusik. Das Album klingt mit dem nach vorne treibenden Blues "Rambling On My Mind" aus, bei dem sowohl Gruenling als auch Streiff noch einmal ausgiebig Gelegenheit haben, zu solieren. Und auch Nick Moss lässt bei dem Boyd Gilmore-Song nochmal die Saiten glühen.

Die Nick Moss Band hat mit "The High Cost Of Low Living" erneut ein starkes Album abgeliefert und hat sich durch den Einstieg von Dennis Gruenling mit Sicherheit nicht geschwächt.


Line-up Nick Moss Band:

Nick Moss (guitar, vocals)
Dennis Gruenling (harp, vocals – #5,11)
Taylor Streiff (piano)
Nick Fane (bass)
Patrik Seals (drums)
Jim Pugh (organ – #12, piano – #11)
Kid Andersen (rhythm guitar – #11, solo guitar – #3)
Eric Spoulding (Tenor Sax)
Jack Sanford (Baritone Sax)

Tracklist "The High Cost Of Low Living":

  1. Crazy Mixed Up Baby (4:47)
  2. Get Right Before You Get Left (3:51)
  3. No Sense (3:56)
  4. The High Cost Of Low Living (4:04)
  5. Count On Me (4:11)
  6. Note On The Door (4:59)
  7. Get Your Hands Out Of My Pocket (4:48)
  8. Tight Grip On Your Leach (3:54)
  9. He Walked With Giants (4:47)
  10. A Pledge To You (3:53)
  11. Lesson To Learn (4:11)
  12. All Night Dinner (3:40)
  13. Rambling On My Mind (4:23)

 

Gesamtspielzeit: 55:32, Erscheinungsjahr 2018

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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