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Nick Moss Band / From The Root To The Fruit – CD-Review

"From The Root To The Fruit" ist ein Doppelalbum der Nick Moss Band. Vom Albumtitel ausgehend, beinhaltet das Digipak eine 'Root'- sowie 'Fruit'-CD. Die insgesamt siebenundzwanzig Songs wurden vom Bandleader, Schlagzeuger Patrick Seals, Nick Fane (Bass), Tastenmann Taylor Streiff und Michael Ledbetter (Guitar, Vocals) eingespielt. Dazu gesellten sich für Gastauftritte noch Jason Ricci, Sax Gordon, David Hidalgo (Los Lobos). Betrachtet man sich den Stammbaum von Michael Ledbetter, führt die Verästelung auch zu Leadbetter. Als Damenchor hören wir in einigen Tracks der zweiten Scheibe Tina J. Crawley und Lara Jenkins.

Was die Lead Vocal-Parts auf den beiden Scheiben angeht, hält sich Nick Moss ziemlich zurück. Gemessen an der Gesamtzahl der Nummern bringt sich der Bandleader insgesamt achtmal in Position. So fokussiert sich der Löwenanteil auf den bereits erwähnten Michael Ledbetter. An dieser Stelle der Rezension kann schon festgestellt werden, dass er neben seinen tollen Gitarren-Beiträgen auch am Mikrofon eine klasse Figur abgibt.

Der musikalische Spagat zwischen der eher traditionell-frisch gehaltenen 'Root'-Seite und der im modernen Gewand des Blues Rock daher kommenden 'Fruit'-Scheibe ist definitiv sehr gelungen.
Wenn dort Songtitel wie "Serves Me Right (Space Jam)" mit seinen fast zehn Minuten Spielzeit oder die etwas über sieben Minuten bei "Breathe Easy" beziehungsweise "Speak Up" angezeigt werden, dann heben sich diese Nummern und auch andere von der ersten Platte ab.
Nick Moss hat seinen Lebensmittelpunkt in Chicago und wer auf den Blues-Rhythmus der Windy City steht, wird mit dem Opener "Before The Night Is Through" der 'Root'-CD prächtig willkommen geheißen. Michael Ledbetter singt den 12-Takter sehr überzeugend und schon beim nächsten Track, der auf den Namen "Make Way For Me" hört, zeigt sich, wie variabel Nick Moss & Co. mit dem musikalischen Fundament des Chicago Blues umgehen.

Hier, sowie im folgenden "Dead Man’s Hand" bereichert Sax Gordon mit seinem Holzblasinstrument die Szenerie. Super! Für den gerade erwähnten Song hat der Bläser einen Big Band-Sound aufgelegt und Schlagzeuger sowie Bassist schnitzen einen infizierenden Groove dazu. Dem Saxofonisten gehört dann auch das energetische Solo. Toll! Wie beim Konzert im Blues Moose Café in Groesbeek, liefert Taylor Streiff zum flotten Treiben klasse Pianoklänge. Herrlich fröhlich kommt "Haymarket Hop", ebenfalls mit einem hervorragenden Sax Gordon daher und in "The Woman I Love" greift Jason Ricci zu seinem kleinen Instrument. Nick Moss singt und der Harper bläst einen Blues, der auch in seiner Begleitrolle aufhorchen lässt. Dafür zeigt sich der Frontmann – nicht nur hier – mit seinem Alleingang in bester Spiellaune. In den ersten gut siebenundfünfzig Minuten kommt der Zwölftakter in seiner langsamen Auslage nicht zu kurz. So werden "Symone" oder "Lost And Found" zu besonderen Hinhörern. "Walk Away" darf man als eine Art sehr gelungenen Übergangs-Songs zum zweiten Vorhang ansehen. Der Wah Wah-Pedal-Sound hält Einzug und sowohl die Gitarren als auch die Keyboards sind schon einmal in psychedelischer Stimmung. Klasse!

Mit dem Blick auf die Einsatzbereiche der beiden Gitarristen, steht die zweite CD mehr im Zeichen der Sechssaiter, ohne Taylor Streiff in eine Nebenrolle zu verbannen. Funk gefällig? Okay, dann wird der Hörer mit "Catch Me I’m Falling" und "Jupiter Florida" bestens bedient. Blues Rock-Qualität gibt es hier definitiv nicht im Sonderangebot. Nach den eröffnenden Nummern ist man schon positiv überrascht, wie sich das musikalische Gesicht der Combo gewandelt hat. Allerdings kommt es nie zu einem Punkt, wo sich die Musiker in eine Art Identitätslosigkeit manövrieren.
Die Nick Moss Band spart auch nicht an gut austarierter Heftigkeit. "Breadown" hämmert wie ein Elektromeißel auf harten Stein ein und das bereits angesprochenen "Serves Me Right (Space Jam)", eine von Nick Moss neu arrangiertes Traditional, ist galaktisch gut. Ausladende Gitarrenausflüge in den luftleeren Raum sind angesagt und dieses Stück zählt mit seiner Intensität und phasenweise furiosen Ambiente zu den Highlights.
Auch wenn geschrieben steht, dass die Songs komponiert wurden, kann man beim gerade genannten Track oder bei "Ta Ta For Tay Tay" den Improvisations-Anteil – auch mit einem gewissen Fusion-Part – nicht von der Hand weisen. Das balladeske "Breathe Easy" ist zum Niederknien und mit "Free Will" bringt man eine sehr gelungene Kombination aus Funk, Soul, Psychedelic und Blues an den Mann/die Frau. Apropos Frauen: Die Chordamen singen toll und hätten einen häufigeren Einsatz verdient.
"Grateful" winkt freudig aus den Siebzigerjahren und überhaupt steht die Ausbeute der guten Hörer-Laune auf mehren Beinen, denn die Formation weiß auch in einem größer gefassten Radius des Blues Rock perfekt zu überzeugen.

Auf das komplette Album bezogen, beschränken sich die Akteure auf eine sehr geringe Zahl an Coversongs. An und für sich sind es nur zwei Lieder, unter anderem "Long Tall Woman" aus der Feder von Elmore James beziehungsweise "Love Me" sowie das Traditional.
Die Nick Moss Band und ihre Gäste bieten auf "From The Root To The Fruit" einen bis an den Rand gefüllten Eimer mit Musik-Früchten, die auf dem Fundament des (Chicago-) Blues einen 12-Takter nach dem anderen unter die Haut des Hörers schickt und da es aus meiner Sicht nicht einen aufgeweichten Track auf den Scheiben gibt, ist dieses Doppelalbum ein Tipp.


Line-up Nick Moss Band:

Nick Moss (guitar, harmonica, vocals)
Michael Ledbetter (rhythm guitar, vocals)
Patrick Seals (drums, percussion)
Nick Fane (bass)
Taylor Streiff (keyboards)

With Special Guests:
Gordon Beadle (saxophone)
Jason Ricci (harmonica)
David Hidalgo (guitar)
Tina J. Crawley (background vocals)
Lara Jenkins (background vocals)

Tracklist "From The Root To The Fruit":

CD 1:

  1. Before The Night Is Through
  2. Make Way For Me
  3. Dead Man’s Hand
  4. From The Root To The Fruit
  5. Haymarket Hop
  6. Symone
  7. Love Me
  8. Lost And Found
  9. I Dig
  10. Rump Rash
  11. Long Tall Woman
  12. The Woman I Love
  13. Walk Away
  14. Cold Sore

CD 2:

  1. Catch Me I’m Falling
  2. Jupiter Florida
  3. Breakdown
  4. Serves Me Right (Space Jam)
  5. Ta Ta For Tay Tay
  6. Breathe Easy
  7. Free Will
  8. Grateful
  9. Shade Tree
  10. Stuck
  11. Stand By
  12. Speak Up
  13. Heavy Weather

Gesamtspielzeit: 57:33 (CD 1), 79:50 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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