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Nils Kercher / Can You Smell The Rain? – CD-Review

2020 ist das Jahr von Nils Kerchers "Can You Smell The Rain".
Nachdem Suku – Your Life Is Your Poem einen enorm bleibenden Eindruck hinterließ, greift der Protagonist auf der vorliegenden Platte wieder mehr zur Gitarre, auch wenn der Künstler natürlich die Kora nicht beiseite gelegt hat.
Er und seine Lebensgefährtin Kira Kaipainen, die alle Texte verfasst hat, sind gleichgesinnte Partner.
Die Texte »[…] entstehen meist unabhängig von den Kompositionen des Songschreibers, doch die Intension der beiden Kompapnons verschmelzen so kongenial, dass der Musiker nur in sie heimische Schublade zu greifen braucht, um genau die Lyrics zu finden, nach denen er sowieso gerade gesucht hat. […]«
An dieser Stellen sollen aber auch die weiteren "Can You Smell The Rain"-Mitwirkenden genannt werden. Da wäre einerseits Vincent Goritzki, der neben Double Bass sowie E-Bass diverse andere Saiteninstrumente zum Klingen bringt. Andererseits ist es Kris Gorski am Grand Piano. Aus meiner Sicht zählt Nils Kerchers vielseitige Stimme irgendwie auch zu den Instrumenten.

Das Album beginnt mit dem Titeltrack "Can You Smell The Rain".
Bereits dieses Stück entwickelt sich zu einem Hinhörer. Herrlich, wie sich die Gitarren die Klang-Klinke in die Hand geben. Hier und da schimmert der Funk durch und rhythmisch-perkussiv beeindruckt die Komposition durch ihre Vielschichtigkeit. Feine Breaks sorgen für Freude und Nils Kerchers Gesang ist – auch mit dem einen oder anderen Effekt versehen – einfach zum Niederknien. Neben den herrlich ausgestalteten entspannten Phasen darf man durchaus zum Ausdruck bringen, dass dieses Lied durch seine Faszination ein Gesicht bekommt.

Auf der anderen Seite der Tracklist befindet sich "Child Who Has No Name".
Sinnlich-nachdenklich schließt Nils Kercher das Album ab. Man bekommt den Eindruck, als sei diese Nummer vom Künstler solo eingespielt worden. Er begleitet seinen intensiven Gesang auf der Kora und am Ende sorgen zusätzlich ausgesuchte Basstöne für Aufmerksamkeit. Dieses Stück schleicht sich über eine Gänsehaut direkt an die Nervenenden des Wohlgefallens. Mit seiner Wirkung ist dieses Lied zeitlos schön, hörenswert auch noch in der Zukunft.

Allerdings gilt die Zeitlosigkeit nicht nur für den Schluss-Track.
Perfekt reflektiert Vincent Goritzkis »[…] Flagolet Guitar […]« die Atmosphäre des eher nachdenklichen "Feathers". Zeitweise haucht Nils Kercher den Text und kontrastiert diese gesanglichen Gefühle durch einen großformatigen Chor. Dann nimmt das Stück unvermittelt Fahrt auf und schlussendlich begeistert dieses Lied ebenfalls.
Kris Gorski ist auch in "I Wish She’d Ask For More" mit von der Partie. Wunderschön, wie er den Hintergrund dieser anziehenden Nummer gestaltet. Highlight!

In der Ruhe liegt die Kraft.
Es ist schon eindrucksvoll, wie sehr einen die zehn Songs auf ganz unterschiedliche Weise berühren.
Nils Kercher verfügt über eine faszinierende, individuell-musikalische Handschrift, die ihn als einen der herausragenden, sich nicht auf Genre festgelegten, Künstler auszeichnet.
Träumerische Stimmungen treffen auf großartig gestaltete Dynamik ("The Day I Became A Song").
Persönliche Geschichten verschmelzen mit der Musik zu einer unschlagbaren Einheit.
Beide Daumen strecken sich weit nach oben.
Hats off, Nils Kercher & Co.!


Line-up Nils Kercher:

Nils Kercher (lead vocals, backing vocals, guitars, acoustic bass, kora, drums, percussion, violin, balafon)
Vincent Goritzki (electric guitar – #1,3,4,9, double bass – #2,5, solo acoustic guitars – #6,8,9, flagolet guitar – #5, electric bass – #6,8)
Kris Górski (grand piano – 2,5,7,9)
Kira Kaipainen (lyrics)

Tracklist "Can You Smell The Rain?":

  1. Can You Smell The Rain ? (5:08)
  2. I Wish She’d Ask For More (4:24)
  3. This Side Of The Road (5:17)
  4. You Know Who (5:24)
  5. Feathers (4:38)
  6. Time To Shed Your Skin (4:04)
  7. Shadow (4:25)
  8. The Day I Became A Song (5:19)
  9. Moonray (3:54)
  10. Child Who Has No Name (5:49)

Gesamtspielzeit: 48:45, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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