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Noa Levy / Take Two – EP-Review

Noa Levy / Take Two

In den RockTimes-News wurde es bereits verbreitet, dass die Jazz-Sängerin Noa Levy am 17. August 2018 ihre Debüt-EP veröffentlichte.
Nun habe ich sie vorliegen und kann folgendes dazu berichten: Noa Levy ist geboren und aufgewachsen in Israel. In der dortigen Musikszene war sie bereits aktiv und bestritt auch eine eigene Cabaret-Show. 2016 zog sie um nach San Francisco und wandte sich dem Jazz zu. Sie gilt als charismatische Sängerin, also mit einer sehr persönlich geprägten Ausstrahlung. Nicht nur im Jazz ist ihre musikalische Heimat, genreüberschreitend bedient sie ebenfalls Rock, Cabaret, Musical und Pop.

Die EP mit fünf Songs startet mit "Don’t Rain On My Parade", einem Song aus dem Musical aus 1964, "Funny Girl". Und das ist bereits sehr ungewöhnlich, aber auch ungewöhnlich gut. Denn hier wird Noa nur von Dillon Vado am Schlagzeug begleitet, und Vado legt alsbald vehement los. Auf ganz elegante Weise fügt er ein Solo ein, während sich Noa derweil dezent im Hintergrund hält. Sie besitzt eine hervorragende Jazz-Stimme, die nicht nur geschult wirkt, sondern auch sehr swingend und emotional nach außen dringt.

"I’ve Got You Under My Skin" ist ein Klassiker von Cole Porter, der auch bereits im Pop-Bereich Einzug hielt. Hier hört man den Drummer leider nicht, dafür jedoch Omree Gal-Oz am Synthesizer. Doch das passt überhaupt nicht zusammen, das mitunter unsägliche Gequietsche auf dem Keyboard zerstört die Atmosphäre dieses schönen Songs vollends, schade.

"Social Call", ebenfalls ein Jazztitel, bringt eine weitere Begleitung für die Sängerin. Dan Neville am Vibrafon, auf Track fünf ist er noch einmal dabei, bringt den Jazz wieder ins Spiel. Nicht perkussiv spielt er sein Instrument, sondern lässt es hallen, ganz weich im Anschlag und schon fast wie ein Keyboard wirkend. Nicht nur hier, sondern auch ganz besonders wieder bei "Someday My Prince" (eigentlich heißt der Klassiker "Someday My Prince Will Come"), stellt Noa Levy ihr Gespür fürs Jazz-Feeling unter Beweis. Beim "Prinzen" trommelt dann auch Vado erneut und nutzt dabei die ganze Palette seines Drum-Sets inklusive des Streichens an den Rändern der Becken, jedenfalls klingt es entsprechend. Der fast ohne einen Rhythmus auskommende Song wird erneut zum Feature für den Drummer. Der Mann ist echt gut und einfühlsam, wie er auf die Stimme der Protagonistin eingeht, vor allem in dem Moment, wo sie wieder einsetzt nach gut zweieinhalb Minuten und das Stück Tempo aufnimmt, und man meint, nun auch arabisch-israelische Akzente im Gesang zu vernehmen.
Mit "Laura", einer alten Nummer aus 1945, wird die Platte als weiteres Vokal/Vibrafon-Duo beendet.

Diese Platte ist sehr interessant und verlangt nach mehr als nur fünf Tracks auf einer EP, das heißt, den zweiten Titel klammere ich gern aus. Am liebsten wäre es mir, wenn Noa Levy und der Schlagzeuger Dillon Vado gemeinsam eine ganze Platte aufnehmen würden, sicher eine seltene Konstellation im Jazz-Bereich aber gleichzeitig eine Bereicherung.


Line-Up Noa Levy:

Noa Levy (vocals)
Dillon Vado (drums and gadgets – #1, 4)
Dan Neville (vibraphone – #3, 5)
Omree Gal-Oz (synthesizer – #2)

Tracklist "Take Two":

  1. Don’t Rain On My Parade [Styne/Merrill]
  2. I’ve Got You Under My Skin [Porter]
  3. Social Call [Gryce/Hendricks]
  4. Someday My Prince [Churchill/Morey]
  5. Laura [Raskin/Mercer]

Gesamtspielzeit: 18:22, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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