«

»

Nuclear Storm / Tales From The Depth – Digital Review

Nuclear Storm - Tales From The Depth

Nuclear Storm – das klingt nach 80er Jahre Thrash Metal, war mein Gedanke. Also entweder nach einer alten Band dieser Sparte oder nach einer jungen, die sich daran orientiert. Doch weder noch…  die Franken Wolfgang 'Barney' Dreiseitel und Denis Fuhrmann, die seit 2003 (mit Pause) unter diesem Namen aktiv sind, lassen sich am ehesten als Melodic Death Metal umschreiben.
Wobei zunächst noch Thrash-Einflüsse vorhanden waren, die mittlerweile jedoch einer düstereren Ausrichtung gewichen sind, was das Material stärker macht. Außerdem wurde für die neue Scheibe ein Gastsänger (Miki Stojanov, ausgebildeter Tenor der Dresdner Semperoper) dazu geholt.

Doch blicken wir erst kurz zurück: 2004 erschien das Debüt "Testbomb" (diesen Titel finde ich für einen Erstling recht amüsant… wir testen erst mal, ob das was wird…). 2015 war dann für "Ten Years After", wiederum ein geschickter Titel, der einerseits die verstrichene Zeit berücksichtigt, andererseits (in Kombination mit dem Bandnamen) an den Film "The Day After" aus den 80ern erinnert, der zeigte, wie es nach dem Atomkrieg sein könnte.

2022 folgt nun "Tales From The Depth", wobei sich der Titel (und die Lyrics der ersten fünf Songs) auf Herman Melvilles Roman "Moby Dick" beziehen. Was bei mir als Ahab-Fan gleich mal Sympathiebonuspunkte einbringt. Gleiches gilt für das dazu passende und gelungene Coverartwork, das von Torsten Machatschek (Duhd&Deifl-Tattoo) stammt.
Hören wir uns mal an, wohin die Reise geht:

"The Animal" schleicht sich erst einmal ruhig heran, bevor nach einer Minute der (metallische) Sturm losbricht. Die Mannschaft von Nuclear Storm sticht hier in See auf der Suche nach Abenteuern unter der Flagge Melodic Death Metal, der Begriff passt hier musikalisch und auch bei den angegrowlten Vocals. »We searched for adventure / Found only death«
Bei "The Crew" wird die See bzw. die Musik ein wenig rauer, bewegt sich jedoch in ähnlichen Gewässern. Bei "The Empire" zeigt sich der Ozean nun vielfältiger, einerseits ruhiger (am Anfang) und mit mehr (versteckten) Melodien, etwas erhabener (hymnischer) und doch auch fieser (durch die stellenweise keifende Stimme). Toller Song, der es verdient hat, dass er ausgewählt wurde, um dazu ein Lyric-Video-Clip zu gestalten.

"The Great White" fängt an (und endet) mit gesprochenen Worten und Wellenrauschen. Hier werden dann das erste Mal Clean Vocals eingesetzt. "Deadman’s Island" beginnt fast schon balladesk bevor wieder die Melodic Death Metal Keule zuschlägt, wobei hier dennoch ein paar kleine Feinheiten eingebaut sind.
Damit ist der "Moby Dick"-Teil beendet, sollte es neben der limitierten Digi-CD jemals Vinyl geben (würde sich bei dem schönen stimmungsvoll-düsteren Coverartwork lohnen), wäre das dann die erste Seite.

Die zweite Hälfte der Scheibe kommt ohne Konzept daher, musikalisch bleibt es dennoch ähnlich. Ein paar kleine Feinheiten gibt es zu entdecken, beispielsweise die unterschwelligen Harmonien gegen Ende von "Evil Spirit". Bei "Fate Of Mankind" gibt es mehrere Gesangsstile, unter anderem Chöre. "Undertaker", bei dem auf typische Heavy Metal Stimme gesetzt wird, macht dann nach gut 38 Minuten der Deckel zu.

Es lohnt sich durchaus, für diese Zeitspanne in die "Tales From The Depth" einzutauchen, denn die ordentlich produzierten neun Tracks bieten einiges an Ideen im Songwriting und (vor allem bei den Vocals) Abwechslung. Aufgeschlossene Melodic Death Metal-Fans, die auch anderes mögen, beispielsweise traditionellen Heavy Metal, sollten mal reinhören.


Line-up Nuclear Storm :

Denis Fuhrmann (Gitarre, Bass, Keyboard, Schlagzeug Programmierung)
Wolfgang 'Barney' Dreiseitel: (alle Vocals…… außer…. siehe Miki)

(Session-Sänger) Miki Stojanov (Tenor Chöre und Heavy Metal Gesang)

Tracklist "Tales From The Depth":

  1. The Animal (4:57)
  2. The Crew (3:29)
  3. The Empire (3:56)
  4. The Great White (5:58)
  5. Deadman’s Island (4:14)
  6. Evil Spirit (4:03)
  7. Eye For An Eye (3:39)
  8. Fate Of Mankind (4:03)
  9. Undertaker (3:50)

Gesamtspielzeit: 38:12, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
Über mich
Meine Seite im Archiv
News
Konzertberichte als Team mit Jens
Mail: andrea(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>