Das Ehepaar Dyanne Potter Voegtlin und Christian Voegtlin sind keine Unbekannten für RockTimes, konnten wir sie euch doch schon unter dem Namen/Projekt Potter’s Daughter und speziell der durchaus ordentlichen EP Casually Containing Rage vorstellen. Auch das hier zu besprechende Album "Close To Nearby" war zunächst unter dem oben genannten Bandnamen angedacht, dann aber stieß die Schlagzeug-Legende Simon Phillips sowie weitere Musiker hinzu und die Combo adoptierte dann doch den neuen Namen Octarine Sky. Eine gute Entscheidung, denn nicht nur bezüglich des Line-ups, sondern auch von der musikalischen Ausrichtung gab es einige Änderungen, von denen im Anschluss noch zu berichten sein wird.
So sorgt bereits der Opener "One" mit seiner sehr progressiven und – wenn man so will – sperrigen Gangart zunächst für ein gewisses Stirnrunzeln. Progressive mit einem starken Hang zum Jazz trifft es wohl am besten. Dominant ist das Piano von Miss Voegtlin, aber auch das Drumming von Simon Phillips hinterlässt hier bereits erste Spuren. Wow, das kann spannend werden. Wobei das folgende "Rosewind" dann aber doch wieder in gewohntere Potter’s Daughter-Fahrwasser gleitet. Sehr angenehm vom Piano unterlegt, eine prägende Lead-Gitarre von Jan Christiana und der schöne, lupenreine und glasklare Gesang der Band-Leaderin prägen hier ein erkennbar harmonischeres Bild. Deutlich melancholisch angehaucht, aber auch sehr melodisch und atmosphärisch. Neben der Sängerin, deren Baby dieses Projekt ganz offensichtlich ist, hat der bereits erwähnte Jan Christiana musikalisch ganz dick die Finger im Spiel, da er neben der Gitarre, dem Bass und zusätzlichen Tasten-Parts auch die Produktion übernommen hat.
"Night Sky/Into The Dream" bewegt sich stilistisch zwischen seinen beiden Vorgängern. Erneut ein Gesangs-Stück, fließt aber auch hier eher ungewöhnliche progressiv-jazzige Instrumentierung mit ein. Ganz sicher Musik, die man sich erstmal erarbeiten muss, ungewöhnlich, fordernd und rein der Kunst gewidmet, denn bezüglich Radio-Einsätzen oder TV-Auftritten braucht man sich bei diesen Songs erst gar keine Gedanken zu machen. Höchst interessant ist das allerdings trotzdem, nur eben nicht zum Nebenbei-Hören geeignet. Bezüglich der Gastmusiker fällt immer wieder auch der in Prog-Kreisen bekanntere Gitarrist Guthrie Govan mit seinen Beiträgen ins Gewicht. Bei "5" wird die Musik fast ewas pompös und die Nummer würde sich auch hervorragend als Soundtrack eignen. Die Band spielt sehr clever mit den Tempi und baut immer wieder geschickte Breaks ein, die die verschiedenen Stimmungen verändern. Speziell bei diesem Stück hinterlässt Govan einen hervorragenden Eindruck.
In die gleiche Kerbe wie der bereits beschriebene Opener "One" haut dann auch "VII" mit abgefahrenen Tonfolgen und eher ungewöhnlichem Arrangement. Ein Fest für Musik-Freaks. Den Schlusspunkt setzt "Hold", das zunächst mit der wunderschönen Gitarrenarbeit von Amit Chatterjee beginnt, bevor Dyanne Potter Voegtlin mit ihrem Gesang übernimt. Ein tolles und stimmungsvolles Finale. "Close To Nearby" ist ganz sicher kein 'einfaches' Album, das gerade mal so im Vorbeigehen genossen werden kann. Vielmehr ist es ein sehr ambitioniertes Werk, das eine musikalische Tiefe in sich trägt, die der Hörer sich erst erarbeiten, von ihm entdeckt werden muss. Sehr anspruchsvolle Musik, die sich – vorausgesetzt die Zeit und der Willen sind vorhanden – aber unbedingt lohnt, entdeckt zu werden.
Nicht für jeden Musik-Fan, aber wer vom Jazz beinflusste atmosphärische Progressiv-Musik mit einem Hang zur Melancholie mag, der wird an "Close To Nearby" von Octarine Sky viel Freude haben.
Line-up Octarine Sky:
Dyanne Potter Voegtlin (piano, keyboards, Hammond B3, lead vocals)
Jan Christiana (bass, guitars, keyboards, Hammond B3, vocals)
Simon Phillips (drums)
With:
Guthrie Govan (guitars – #3,5-7)
Amit Chatterjee (electric & synth guitar – #8)
Christian Voegtlin (narration – #4)
Ronda Dubiel (lyrics – #3,8)
Tracklist "Close To Nearby":
- One
- Rosewind
- Night Sky/Into The Dream
- The Mask
- 5
- Midnight
- VII
- Hold
Gesamtspielzeit: 44:48, Erscheinungsjahr: 2021
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