
Die musikalische Sogkraft der Sechziger- beziehungsweise Siebzigerjahre hat über die Jahrzehnte nicht nachgelassen und wird wohl auch in Zukunft von Bedeutung sein.
Unter diesem Aspekt steht im Informationsblatt mit einem Verweis auf Black Sabbath sowie »[…] Old-School-Rock’n’Roll […]« auch: »[…] Retro ohne Mief! […]«
Ex-Electric Six-Musiker J. Frezzato hat sich den Namen Octopus für die Formation ausgedacht, weil er »[…] gern von riesigen postapokalyptischen Raumschiffen und U-Booten in Form eines Oktopus träumt. […]«
Das Cover der aus Detroit stammenden Band reflektiert gleichzeitig Fantasie und Mystik. Das Quartett plus Schlagzeuger Todd Glass (unter anderem auch Electric Six) veräußert auf "Supranatural Alliance" insgesamt zehn Songs, die alle von der Combo geschrieben wurden. Viel Zeit für Improvisationen oder Jams lässt sich die nicht. Fast alle Lieder pendeln so um die vier Minuten.
Die Stücke "Fleetwood Mac" und "The Unknown" sind mit ihren über fünf Minuten die Ausnahme. Einen Song Fleetwood Mac zu betiteln, schürt Blues-Erwartungen.
Randbemerkung: Im Inhaltsverzeichnis der vorliegenden Platte taucht an der "Fleetwood Mac"-Stelle ein Titel mit dem Namen "All The Love" auf. Okay, musikalisch in diese Nummer Retro-Blues Rock mit verträumten Phasen, Wah Wah-Gitarre und die Keyboards beleuchten die Szenerie aus einem gewissen progressiven Blickwinkel. Der 12-Takter bildet als Schmiermittel nur eine hauchdünne Schicht. Verträumte Mystik trifft auf heftigen Rock. Aus meiner Sicht ein Platten-Highlight!
"The Unknown" ist der zweite Zeit-Ausreißer. Auch musikalisch stößt Octopus hier an die Grenzen des Stoner Rock mit sowohl Doom-Aussichten als auch helleren Momenten. Die Gitarren heulen zum Alarm und die Hintergrund-Orgel lernt einen das Fürchten. Eine entsprechende Lautstärke verstärkt den insgesamt bedrohlichen Charakter von "The Unknown".
Bei "Child Of Destiny (Inaugural Trilogy, Part 3)" lässt man sich – bei herrlich melodisch klingenden Keyboards/Synthesizern – Zeit für eine, wenn auch kurze, Sechssaiter-Jam.
Octopus' Tentakel beinhalten jede Menge Power, eine Sängerin Masha Marijeh, die sich mit ihrer wohl von Effekten verfremdeten Stimme gegen die mächtige Keyboard-/Synthesizer- und Gitarrenwand klasse durchsetzt.
Octopus hat den peripheren Blick für die Rockmusik und für deren Qualität stehen schließlich alle Bandmitglieder gerade. Gerade die Vielschichtigkeit wird zu einer Art Sprachrohr der Combo und irgendwie zieht einen die Musik auch wie ein Oktopus in seinen Bann. Retro hin oder her. Octopus macht tatsächlich was her.
"Supernatural Alliance" gefällt trotz der kurzzeitigen Songs. "Fleetwood Mac" hat sich schon nach dem zweiten Hören ins Gehirn gebrannt und ein "Dragonhead"-Fan wird man dann auch noch.
Octopus steht am Beginn seines Werdegangs und kann dieses Album als ein solides Fundament für weitere Aktivitäten ansehen.
Line-up Octopus:
Marsha Marjieh (vocals)
J. Frezzato (guitar, backup vocals)
Matt O’Brien (bass)
Adam Cox (keyboard, synthesizer, backup vocals)
Todd Glass (drums, percussion, backup vocals)
Tracklist "Supernatural Alliance":
- Beyond The Center (4:08)
- Supernatural Alliance (4:18)
- Slave And Master (3:52)
- Strike [While The Iron Is Hot] (3:31)
- Child Of Destiny [Inaugural Trilogy, Part 3] (3:23)
- The Unknown (5:53)
- The Sword And The Stone (3:13)
- Fleetwood Mac (5:10)
- Black Dynamite (3:42)
- Dragonhead (3:14)
Gesamtspielzeit: 37:45, Erscheinungsjahr: 2018
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