Noch gelten Odio Deus als unbeschriebenes Blatt. Das könnte sich bereits mit ihrem Debütalbum ändern. 2020 gegründet, veröffentlichen die drei norwegischen Musiker vier Jahre später ihr erstes Studioalbum "Spiritual Syphilis". Die neun Lieder beinhalten nicht einfach nur Black Metal, sondern sind zusätzlich vom US-amerikanischen Death Metal inspiriert. Dies wiederum gestaltet das Album abwechslungsreich, es hört sich an, als sei es in zwei Teile gegliedert: Einmal zu Beginn den reinen Black Metal, im zweiten Teil Stücke, die durch den Einfluss von Death Metal melodischer und mehr nach Heavy Metal klingen.
In jedem Fall experimentiert das Trio auf "Spiritual Syphilis". Es gibt kein festes Schema, schon gar keine monotone Abfolge ähnlich klingender Kompositionen. Mit diesem Album setzte Bandgründer Telal seine Vision um. Zwei Jahre wurde sorgfältig an den Songs gearbeitet. Es geht laut Aussage der Band darum, das radikal Böse zu enthüllen, das in organisierten Religionen stecke, vor allem dann, wenn dort fanatische Führer wirken. Black Metal ist dazu passend das musikalische Ausdrucksmittel. Seit Aufkommen dieses Genres in den 1980ern ist in Schweden und Norwegen die Heimat der Szene zu finden. Die Musik verbreitete sich später in anderen europäischen Ländern. Mit der Nähe zu Death Metal entwickeln Odio Deus vom Start aus ein spezielles Merkmal, das sie auszeichnet. Der Titelsong "Spiritual Syphilis" als vierter Track des Albums ist noch unüberhörbar im reinen Back Metal verankert. Wir hören schnelle Gitarren, die sich im Wettlauf miteinander im Tempo steigern. Der düstere Gesang rundet das Ganze ab. Es ist purer Black Metal, der dem szeneunkundigen Hörer einiges abverlangt.
Mit dem anschließenden, ebenfalls englischsprachigen "Deceiver" sind wir weiter auf Kurs Black Metal. Dem schließen sich vier Lieder mit norwegischen Texten an. Verantwortlich für die Lyrics ist Telal, der zugleich Schlagzeug und Bass bedient. Ihm assistieren im Trio Braatebrann (Gitarre, Gesang, Bass) und Gitarrist Winterheart. "Lenkene er brutt" erinnert mich ein wenig an Amorphis, allerdings ohne den gutturalen Gesang. Die Kompositionen erhalten fortan mehr Atmosphäre, da sie stilistisch breiter angelegt sind. Das klingt für einen Außenstehenden versöhnlicher. Ein kurzes Gitarrensolo zum Abschluss sorgt für einen Überraschungsmoment.
"Svik "setzt diesen Trend fort. Mit 5:44 Minuten gehört es zu den längeren Stücken. Zeit also zum Experimentieren. Der Gesang klingt wieder stark nach Black Metal, doch die Gitarren lösen sich mit melodiöser Spielweise von der ursprünglichen Stilrichtung. Spätestens hier ist hörbar: Es handelt sich um eine Black Metal-Band, die ihren Fans mehr bieten möchte. Damit treten Odio Deus nicht auf der Stelle. In "Glossolalia" trifft Black Metal auf Power Metal. Dabei ist Schnelligkeit Trumpf. "Til evig tid" leitet zum Abschluss mit ruhigem Tempo ein. Die Stimme gehört aber dem Black Metal. Hier erleben wir nochmals verschiedene Einflüsse, wobei die Gitarren und das extrem schnell gespielte Schlagzeug aus diesem Track ein nicht alltägliches Hörerlebnis bescheren.
Fazit: "Spiritual Syphilis" punktet als Debütalbum mit einem Achtungszeichen. Die Black Metal-Fraktion, die ursprünglich einmal in Norwegen das Licht der Welt erblickt hat, darf sich in ihrer Heimat über ein innovatives Album freuen, das von einer vergleichsweise jungen Band mit Namen Odio Deus aufgenommen worden ist.
Line-up Odio Deus:
Telal (drums, lyrics, bass)
Braatebrann (guitars, vocals, bass)
Winterheart (guitars)
Tracklist "Spiritual Syphilis":
- Curse Of Jehovah
- The Con Man
- The Chosen People
- Spiritual Syphilis
- Deceiver
- Lenkene er brutt
- Svik
- Glossolalia
- Til evig tid
Gesamtspielzeit: 47:15, Erscheinungsjahr: 2024
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