Mit Gregg Allman hat uns am 27. Mai 2017 eine echte Größe verlassen, die so ganz nebenbei auch noch einen komplett neuen Sound in die Musik Amerikas, ach was, der ganzen Welt ein- bzw. miteingebracht hat. Was Ende der sechziger Jahre im tiefen Süden der USA, in dem kleinen Nest Macon, Georgia entstand, legte den Grundstein und das Sprungbrett für den sogenannten Southern Rock sowie viele in diese 'Schublade' gesteckten Bands wie etwa Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, die Outlaws und, und, und…
Der noch junge Gregg, der seit frühester Kindheit vaterlos war, wurde nach ersten gemeinsamen Versuchen in Los Angeles (u. a. als The Allman Joys oder Hour Glass) von seinem großen Bruder Duane im Sommer 1969 in den Süden zurückgerufen, da dessen neue Band noch einen Sänger brauchte. Es dauerte nur eine einzige Probe bis alle Musiker nicht nur wussten, dass sie das letzte fehlende Glied in der Kette gefunden hatten, sondern auch, dass der Name dieser Combo nur The Allman Brothers Band sein konnte. Der Rest ist Geschichte…
Als der unangefochtene Bandleader und für Gregg durchaus auch so etwas wie eine Vaterfigur darstellende Duane Allman im November 1971 nach einem Motorrad-Unfall verstarb, wurde Gregg bereits zum zweiten Mal in seinem Leben geradezu der Boden unter den Füßen weggerissen. Wie auch die anderen Bandmitglieder, litt er fürchterlich unter dem Verlust, was dazu seinen leider sowieso schon nicht gerade kleinen Hunger auf Betäubungsmittel aller Art in immer ungeahntere Höhen trieb. Nach Duanes Tod erschienen mit Eat A Peach sowie "Brothers And Sisters" immerhin noch zwei sehr gute Alben, bis Mitte der Siebziger sowohl mit ihm als auch der Band zum ersten Mal alles den Bach runterging.
Es folgte ein Soloalbum ("Playin' Up A Storm", 1977) und die erste Reunion der Brothers (1978), die knapp vier Jahre und drei Studioalben Bestand hatte. Wieder solo landete Allman Mitte der Achtziger mit "I’m No Angel" einen mittleren Hit, der ihn immerhin finanziell über Wasser hielt. Ansonsten war sein Leben geprägt von Alkohol, Drogen und ständig wechselnden Liebschaften. Die zweite und letzte Reunion der Allman Brothers Band erfolgte 1989 und die war nicht ohne. Denn dafür hatte sich mit Allman, Dickey Betts, Butch Trucks, Jaimoe Johansen sowie den Neuzugängen Warren Haynes und Allen Woody das mit Abstand stärkste Line-up seit der ersten Besetzung zusammengefunden.
Gregg Allman machte schließlich in der zweiten Hälfte der Neunziger Ernst und war seit dieser Zeit (so zumindest der Legende nach) clean und trocken. Und nun ist dieser großartige Musiker, Sänger und Komponist von dieser Erde gegangen. Nein, ein »Angel« war er ganz sicher nicht und oft sehr schwierig im Umgang, dennoch hat er uns allen ein großartiges, tiefgehendes und mit Langzeit-Wirkung behaftetes musikalisches Testament hinterlassen. Das letzte Wort aber soll Mr. Allman selbst gehören, ein Auszug des selbstreflektierenden "Old Before My Time" vom letzten Studioalbum der Allman Brothers Band, "Hittin' The Note" (2003):
»Living like children, never doing what we are told
I would not hesitate to take a chance
That Road behind me now was paved with fool’s gold
it’s almost time for the victory dance«
»No more feeling guilty for things I never did
feeling nothing for my crime
Living like a gypsy dreaming like a kid
has made me old before my time«
»There is a long hard Road, it lies so far behind me…«
Rest in peace, Gregg, wir werden dich nie vergessen.
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