Omar Sosa Palacios – so lautet der volle Name des 1965 geborenen kubanischen Pianisten und Komponisten. Kontakt hatte er bereits früh mit verschiedenen Genres der Musik, so klassische Musik, Jazz und lateinamerikanische Klänge. Erste Versuche mit dem Erlernen von Perkussion und Marimba endeten damit, dass er sich endgültig dem Pianospiel zuwandte. Es folgten weitere musikalische Einflüsse aus Pop und dem Fusion-Lager.
So ist auch die heutige musikalische Bandbreite des Protagonisten zu erklären, Latin Jazz, afrokubanische Einflüsse, Folk aus Nordafrika, Salsa, Merengue, Funk, Soul, Avantgarde, und auch modernen Strömungen des Hip-Hop verschließt er sich nicht. So verwundert es auch nicht, dass anlässlich des Konzertes vom 31.Oktober 2000 im Kulturzentrum Schlachthof in Bremen ein Rapper anwesend war, Sub-Z.
Sosa betrachtet seine Musik auch als Ausdruck seines politischen und spirituellen Bewusstseins und ist Anhänger der kubanischen Religion Santería, so tritt er oft auch in rituellen Gewändern auf. Kuba ist natürlich ein großes Thema bei der Ausführung der Musik, doch als Hauptbestandteil lässt diese folkloristische Ausrichtung mit viel Perkussion noch sehr viel Spielraum für Jazz, und dessen improvisatorischer Ausdruck kommt anteilig mit Sicherheit nicht zu kurz, sondern stellt die zweite Säule der Musik dieses Konzertes dar.
Auf zwei CDs bilden den jeweiligen Hauptteil zwei Songs über die Spieldauer von dreißig Minuten hinaus, auf der ersten CD ist es "Medley: Eleggua / Dame Un Tiempo" mit 35:38 Minuten und auf der zweiten CD "Medley: Gracias Senor / Blanco En Africa" mit 33:06 Minuten! Doch ebenfalls deuten die langen Spielzeiten der übrigen Songs auf viel improvisatorische Gestaltung hin.
Sehr erinnert mich die Musik an die sechziger/Anfang siebziger Jahre, die Freiheit der Gestaltung mit einigen'"Ausbrüchen', die Spontaneität, die Spielweise, die Stimmung. Immer wieder spüre ich einen Hauch der Musik von Pharoah Sanders. Wenn Sosa Piano spielt, assoziiere ich gelegentlich zu Keith Jarrett und ganz stark zu Thelonious Monk, Emotionen und avantgardistische Strömungen gehen nebeneinander her und bilden Gegensätze, dergestalt, wie es in der Geschichte der Entwicklung des Jazz eben genau in der von mir genannten Ära oft vorkam. Diese freien Passagen sind es, die voller Lebendigkeit sprühen, und gerade Sosa hat hier einen großen Anteil daran. Doch auch Sheldon Brown versteht es, mit seinen Beiträgen an den Saxofonen mitzureißen. Ein wesentlicher Anteil ist natürlich auch die rhythmische und äußerst perkussive Ausgestaltung durch Gustavo Ovalles. Aber auch Bassist Geoff Brennan erhält Gelegenheit, sich durch durchdachte und sehr effektive und ausdrucksstarke Soli in Szene zu setzen. Überhaupt war die Band an jenem Abend mit vor Energie sprühenden erstklassigen Musikern besetzt, auf allen Posten!
Die sehr große stilistische Bandbreite wird darüber hinaus noch erweitert durch das Hinzuziehen des Rappers Sub-Z, so dass die Besucher in Bremen einen unglaublich unterhaltsamen Abend haben genießen dürfen, nun noch nachzuvollziehen auf dieser sehr wichtigen Veröffentlichung auf MIG. Denn vergleicht man diese Musik mit anderen Platten des Musikers, dann dürfte man feststellen, dass hier sehr locker musiziert wurde, mit einer großartigen Ausstrahlung und sehr viel praktizierter Freiheit, die letztlich diese kraftvolle Umsetzung bewirkte, Musik, die mit jedem Ton fesselt und mitreißt, auch als Konserve, so, als wäre man doch ein bisschen live dabei gewesen, denn auch die Klangqualität ist einfach hervorragend!
Line-up Omar Sosa:
Omar Sosa (piano, percussion, vocals)
Sub-Z (rap)
Sheldon Brown (soprano saxophone, tenor saxophone, bass clarinet)
Geoff Brennan (bass, electric bass)
Gustavo Ovalles (percussion, conga drums, bongo, culo’e puya)
Elliot Kavee (drums)
Tracklist "Dame Un Tiempo, Live in Bremen 2000":
CD 1:
1 Medley: Eleggua / Dame Un Tiempo (35:38)
2 Mis Tres Notas (17:59)
3 Remember Monk (15:48
CD 2:
1 Una Dia Despues (17:38)
2 Medley: Gracias Senor / Blanco En Africa (33:06)
Gesamtspielzeit: 69:23 (CD 1), 50:41 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2024
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