Vielen Musikfreunden und natürlich Omega-Fans dürfte der Vergleich hinreichend bekannt sein: Danach gelten die Musiker der ungarischen Band als die 'Rolling Stones des Ostens'. Bei aller Vorsicht bei Vergleichen trifft zumindest das gemeinsame Gründungsdatum zu: 1962. Die Stones waren nach dem Tod von Schlagzeuger Charlie Watts im vergangenen Jahr mit Steve Jordan auf US-Tour.
Für Omega, die mit einer verjüngten Band noch immer aktiv waren und weitreichende Zukunftspläne hatten, wurden 2020 und 2021 zu schwerwiegenden Schicksalsjahren. Innerhalb weniger Monate mussten die Fans die Nachrichten vom Tod der einstigen Idole und langjährigen Mitstreiter János Kobor, Tamás Mihály und László Benkö verarbeiten. Das ist ein weiterer Grund, sich den frühen Jahren von Omega zuzuwenden. Das heißt konkret, die Band entweder auf diese Art kennenzulernen oder andernfalls in Erinnerungen zu schwelgen. Da passt es gut, dass das Hannoveraner Label MIG-Music aktuell einen ungefilterten Eindruck in die Zeit der 1970er Jahre ermöglicht. Mit "Omega" und "III" wurden anlässlich des runden Geburtstags der Band zwei englischsprachige Alben auf einer Doppel-CD veröffentlicht. Doch Vorsicht: Wo englischsprachig draufsteht, steckt gefühlt ungarische Musik drin. Kein Hörer wird wohl ernsthaft ein klassisch englischsprachiges Album vernehmen. Die Ungarn sind zu sehr in ihrer Heimatsprache verwurzelt, sodass sich dies auf die beiden Produktionen überträgt. Ein Nachteil ist das gewiss nicht.
Beide Alben zeigen, wie erwachsen in musikalischer Hinsicht Ungarns Rock-Export Nummer 1 zu diesem Zeitpunkt schon war. Die Titel dokumentieren vom ersten Stück an das eigenständige musikalische Profil. Die Band experimentierte viel. Die Akteure ließen stets neue Einflüsse in ihre Musik einfließen. Doch dank ihres unvergleichlichen Stils klingen ihre Werke bis heute zeitlos. Bester Beweis sind die beiden vorliegenden Platten, die noch dazu gut unterhalten.
"Omega" ist in erster Linie eine Hardrock-Scheibe. Dabei spielt für das Quintett das Keyboard eine tragende Rolle. Dazu kommen chorale Ansätze. Klanglicher Höhepunkt ist das abschließende "White Magic Stone", das schon aufgrund seiner Spielzeit von 8:10 Minuten herausragt, während die anderen kompakten Tracks alle um die vier Minuten Länge haben.
Darf man "Omega" bereits als eine Empfehlung hinsichtlich ausländischer Konzertaktivtäten verstehen, so legt "III" noch eine Schippe drauf. Bei der 1973 erschienenen LP "Omega" handelte es sich um die Zusammenstellung aus Songs von "Élö" und von "Omega 5", das im selben Jahr in Osteuropa auf den Markt kam. Knackiger, mit neun eingängigen Hardrock-Kompositionen, präsentieren sich Omega Ende 1974 auf dem Album "III". Keine der Nummern überschritt übrigens die Vier-Minuten-Marke. Für die Veröffentlichung hatten Peter Hauke vom damals zuständigen Bacillus Label und Omega nicht nur aktuelles Material verwendet, sondern auch auf Songs zurückgegriffen, die im ungarischen Original bereits 1969 auf Platte erschienen waren. Dabei handelt es sich um die beiden Einsteiger "Stormy Fire" und "Spanish Guitar". Um ein möglichst breiteres Publikum anzusprechen, waren die Stücke entschlackt worden, instrumentale Alleingänge hielten sich in Grenzen.
Die zwei Alben wurden jeweils in der Besetzung, die am längsten aktiv war, eingespielt. 1971 formierte sich die folgende Stammformation, die bis in die 2010er Jahre aktiv war und gelegentlich durch andere Musiker ergänzt wurde: János 'Mecky' Kóbor (Gesang), György 'Elefánt' Molnár (Gitarre), Tamás 'Misi' Mihály (Bass, Gitarre, Gesang), László 'Laci' Benkö (Keyboard, Gesang), Ferenc 'Ciki' Debreceni (Schlagzeug).
Bei Omega darf nach dem Rückblick in die Historie weiter geträumt werden: Einmal von einer Zukunft der 60-jährigen Band in veränderter Besetzung, in der Ferenc Debreceni noch aktiv ist. Die bisherigen Vorhaben hatte stets der 2021 verstorbene Sänger János Kóbor im Fokus. Aber hinter Omega steht auch eine über viele Generationen eng verwurzelte Fangemeinde, die für ihre Treue und Loyalität bekannt ist. In jedem Fall bleiben Tondokumente, mit denen viele Musikliebhaber sehr individuelle Konzerterlebnisse verbinden. Omega waren und sind keine gewöhnliche Band. Das darf man in jeder Hinsicht positiv sehen.
Die Serie mit Wiederveröffentlichungen von Omega aus dem Katalog des Rocklabels Bacillus wird nach Informationen von MIG-Music fortgesetzt. "Omega" und "III" liegen bisher im CD-Digipack vor und soll es im Herbst ebenso auf Vinyl geben.
Line-up Omega:
János Kóbor (vocals)
György Molnár (guitar)
Tamás Mihály (bass)
László Benko (keyboards)
Ferenc Debreceni (drums)
Tracklist "Omega" und "III"
CD 1 – "Omega":
- Everytime She Steps In 04:27
- After A Hard Year 05:47
- Delicate Sweep 04:09
- Parting Song 04:58
- The Bird 04:22
- The Lying Girl 02:53
- White Magic Stone 08:10
CD 2 – "III":
- Stormy Fire 04:02
- Spanish Guitar 03:34
- Go On The Spree 02:35
- Remembering 03:28
- Everytime She Steps In 03:47
- Live As Long As 03:21
- Just A Bloom 04:33
- I Go Away 03:32
- Omegautó 03:54
Gesamtspielzeit: 67:32 (CD1: 34:46, CD2: 32:46), Erscheinungsjahr: 2022 (1973/1974 )
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