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Omega-Sänger unvergessen / Zum Tod von János 'Mecky' Kóbor – Nachruf

J. D. Souther am 17. September 2024 verstorben

An den endgültigen Abschied der Helden aus unserer Jugendzeit müssen wir uns nach und nach immer mehr gewöhnen. Seltenheit hat jedoch der Verlust ehemaliger Mitstreiter innerhalb so kurzer Zeit wie bei der ungarischen Band Omega. Im November 2020 mussten die Fans den Tod des Gründungsmitglieds und Keyboarders László Benkö verschmerzen. Noch im gleichen Monat starb der langjährige Bassist Tamás Mihály. Zwei Jahre zuvor war der rührige Manager Tibor Nagy an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben. Unvergessen bleibt die Leidenschaft, wie dieser Mann hinter den Kulissen seine Band antrieb und immer neue Pläne schmiedete.

Am 6. Dezember 2021 verstarb nunmehr Sänger János 'Mecky' Kóbor an den Folgen einer Corona-Infektion. Der Frontmann, der 78 Jahre alt wurde, war die Vitalität in Person. Ans Aufhören war bei ihm bis kurz vor seinem Tod nicht zu denken. Beobachter bescheinigten dem Mann mit der silbergrauen Lockenmähne eine saubere Stimme bis ins hohe Alter. Da war nichts aufgesetzt oder gar peinlich. Was 'Mecky' allerdings fehlte, waren seine langjährigen musikalischen Weggefährten, die sich nach und nach aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen vom aktiven Geschehen verabschieden mussten. An einigen Instrumenten wie Bass und Gitarre gab es neue Musiker zu hören, so dass Omega bis 2019, dem Jahr vor Corona, touren konnten. Ein Jahr später erschien Omegas letztes Album unter dem Titel "Testamentum" (Testament).

János 'Mecky' Kóbor beim Konzert am 04.06.2005 in Landsberg bei Halle an der Saale

János 'Mecky' Kóbor beim Konzert am 04.06.2005 in Landsberg bei Halle an der Saale

Viele Fans verbinden ihre Vorliebe für die Band mit dem charismatischen Sänger, dessen markante Erscheinung schon ein Alleinstellungsmerkmal war. Kobor, der die Formation 1962 im Alter von 19 Jahren mit gründete, war ursprünglich Diplom-Ingenieur. Doch seine Berufung führte ihn sehr schnell zur Musik, die ihn bekanntlich nie mehr los ließ.
Für die Bandmitglieder spricht die anhaltend geringe Fluktuation innerhalb der eigenen Reihen. Musikalisch wussten die Protagonisten Achtungszeichen zu setzen. 35.000 Besucher bei einem Konzert 1982 im Berliner Plänterwand waren eine stolze Hausnummer. 70.000 Besucher kamen sogar zu einem Konzert drei Jahre zuvor ins Népstadion in Budapest. Das Liveereignis aus dem Jahr 1979 wurde auf Vinyl verewigt und erschien als Doppel-LP. Das legendäre Konzert sollte in ähnlichen Besucherzahlen bei Höhepunkten im Laufe der Karriere mehrere Wiederholungen finden. Aufgrund dieser Popularität wurden Omega in ihrem Heimatland wie Helden gefeiert.

In Ostdeutschland nahmen die Fans gern Notiz von den englischsprachigen Produktionen. Da die Musiker aber auch in Westeuropa gastierten, umgab sie bei ihren Konzerten in der DDR immer so etwas wie ein Glamour-Faktor: Die weltoffene ungarische Band als Ersatz für den unerreichten Westen.
Die vordergründig auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit während eines Konzerts teilte János 'Mecky' Kóbor stets mit seinen Kollegen. Er gab sich gern als Teamplayer. Sprichwörtlich war die Nähe zu seinen Fans. Autogrammrunden und Gespräche gab es nach jedem Gastspiel.

Kobor war eine Marke. Dafür sorgten seine Stimme und die Verbundenheit mit den Fans. Die ungarische Sprache im Original, die es auf den meisten Platten zu hören gab, beschreibt den authentischen Faktor der Band, die immer lebendig bleiben wird. Dessen bin ich mir sicher. Musik mit Leidenschaft und einem hohen Wiedererkennungswert – vor allem dank ihm: János 'Mecky' Kóbor.

R.I.P 'Mecky'


Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

2 Kommentare

  1. Mario Keim

    Ich danke Dir sehr herzlich für Deine Empathie und Dein Interesse. Lass es Dir gut gehen, lieber Steffen. Gruß Mario

  2. Steffen Nitzsche

    Genau die richtigen Worte für die Lichtgestalt der Musikszene im östlichen Teil Europas, den es nie mehr wieder geben wird. Ein Stück "Rock" ist wieder Geschichte. Danke Mario

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