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Optimystik Visionaries / Return – Digital-Review

Optimystik Visionaries / Return

Heute geht es um eine Band aus dem United Kingdom, sie nennt sich Optimystik Visionaries und formierte sich um den Keyboarder Nick Steed, der im Übrigen zum aktuellen Line-up von Colosseum zählt. Steed und Drummer Greg Morgan fühlten sich bei der Gründung inspiriert vom Jazz Rock der Siebziger und Achtziger, diese wichtige Zeit bei der Entstehung und Entwicklung dieses Genres aus Jazz und Rock sowie Funk, eben genau dieser Fusion.

Und so wird man mehr als einmal an solche großartigen Formationen wie Chick Coreas Return To Forever erinnert, aber in erster Linie vernehme ich eher die britische Ausprägung des Genres, Ian Carr’s Nucleus, Gary Boyle, Isotope und weiteren. Aus dem Rocklager mag man sich auch hier und da bedient haben, doch tendiert die Musik eigentlich mehr in Richtung Jazz, allein durch die oft frei fließenden Improvisations-Anteile. Greg Morgan, der Schlagzeuger ist für mich ein wichtiger Pfeiler der Musik, verschmilzt er mit seinem Spiel doch elegant die Elemente, und das weckt bei mir spontan Assoziationen an Soft Machine, an deren damaligen Drummer John Marshall. Genau – und an die Soft Machine der frühen Siebziger muss ich ebenfalls grundsätzlich bei der Gestaltung der Songs von Optimystik Visionaries denken.

Die Band veröffentlichte 2012 ihr Debütalbum und "Return" ist der jetzt erst nachgeschobene Nachfolger. Und mit "19 Ways To 16" startet die Platte sogleich voller Druck und elastischem Jazz Rock. Hier passt alles zusammen, die groovende Bassline, das Bläserarrangement, das elegant und locker gespielte Schlagzeug und die flinken Finger des Gitarristen. Es ist der für den eigentlichen Gitarristen Nick Waddecar – der sich am Handgelenk verletzte – eingesprungene Nick Mellor. Er gefällt mir sehr gut mit seinem sehr flüssigen Stil und erinnert mich damit ganz gewaltig an den Kollegen Allan Holdsworth.

Einige der Titel sind als Hommage an berühmte Vorbilder zu verstehen, so geht es im Einzelnen um Chick Corea ("Chick’s Danza") und George Duke ("Dukey Sunrise" und "Me Leve De Volta"). Aber letztlich schimmert stets ein wenig von mehreren offensichtlichen Vorbildern aus der so reichhaltigen Szene der Siebziger durch. Kenner des Jazz Rocks und der Fusion-Bewegung jener Tage werden das bemerken.

Die Musik wirkt wie aus einem Guss, so manch' ein Song könnte, individuell betrachtet, unterschiedliches Klientel ansprechen. Mir gefallen zum Beispiel das elegant und druckvoll federnde "Pulsar" außerordentlich gut. Aber auch "Optimistic Vision Return" ist ein mitreißender Jazz-Rocker auf hohem Niveau. Mit Songs wie "Stay With Me" wird ein wenig die Handbremse angezogen und wir begeben uns hier fast schon ein wenig in die Richtung hin zum Smooth Jazz. Doch letztlich ist die Band davon in der Regel noch weit entfernt und wird es auch hoffentlich bleiben. "Positano" featured den Saxofonisten Kim Nishikawara mit einem soulvollen Solo, er wandert schon eher in Richtung der Fusion der Achtziger und somit sind es die verschiedenen Ausprägungen der einzelnen Musiker, die die Fülle und Vielfalt der Musik herstellen.

Diese Qualität fußt natürlich auf den Fähigkeiten der beteiligten Musiker, so ist es zum Beispiel auch der bekannte Perkussionist Lenny Castro, der auf einigen Titeln für reichlich Feuer sorgt. Nicht nur Einer, sondern zwei der Musiker zählen im Übrigen inzwischen zur Formation der britischen Band Colosseum, das ist neben Steed der Saxofonist Kim Nishikawara. Naheliegend ist ja hier schon fast, dass mich der letzte Song des Albums, "Tomb Of Nefertiti", stark an den Sound von Barbara Thompsons Paraphernalia erinnert.
Ein großartig inspirierender Abschluss einer sehr vorzüglichen Platte, deren Musik im Übrigen möglicherweise auch Freunde des Prog Rocks ansprechen könnte.


Line-up Optimystik Visionaries:

Nick Steed (keyboards, percussion programming)
Greg Morgan (drums, bass)
John Sandham (bass)
Nick Waddecar (guitar – #8,12)
Nick Mellor (acoustic and electric guitar)
Peter Mason (guitar – #5,6,9,10)
Mete Ege (guitar – #10)
Kim Nishikawara (saxophone, flute)
Nigel Clutterbuck (bass)
Amanda J. Heywood (vocals – #5)
Lenny Castro (percussion – #2,5,9,11)

Tracklist "Return":

  1. 19 Ways To 16 (3:30)
  2. Chick’s Danza (4:54)
  3. Quiet Town (4:50)
  4. Pulsar (5:59)
  5. Dukey Sunrise (4:29)
  6. Optimistic Vision Return (4:05)
  7. Stay With Me (5:21)
  8. Positano (4:14)
  9. Me Leve De Volta (4:03)
  10. Chilli Confuzion (4:13)
  11. Jugar, Solo Jugar! (2:20)
  12. Tomb Of Nefertiti (4:32)

Gesamtspielzeit: 52:30, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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