"Live In Berlin 2018": Zwei CDs im »[…] digisleeve – hand numbered «.
Im Wonnemonat Mai und Anfang Juni 2018 gab das Øresund Space Collective (ØSC) gemeinsam mit Black Moon Circle in neun Tagen neun Konzerte in fünf Ländern. »[…] The last show on the tour was in Berlin (2nd June 2018 at Urban Spree), where we never had played before. […]«
Weitere Fakten, die aus dem Informationsblatt zum Album hervorgehen: »[…] ltd. edt.: 510 copies […]«.
Der Doppeldecker erscheint ausschließlich als CD und aus der limitierten Edition steht auf der RockTimes zugeschickten Ausgabe: Promo/510
Die beiden Bands waren Gäste des Sneaky Snake Festivals. Für den authentischen Live-Sound auf den beiden CDs sorgte Rasmus. Gemixt hat Jonathan Segel (auch Camper Van Beethoven). Das sehr ansprechende Artwork des Albums stammt von David Graham, der schon für die Gestaltung einiger ØSC-Veröffentlichungen verantwortlich war.
»Are you guys ready for a space trip?«
Mit diesen Worten eröffnet Dr. Space das Berlin-Konzert. Locker, in eher ruhiger Gemütslage spielt sich das Kollektiv sozusagen warm. Mit den verführerischen Klängen befindet man sich definitiv schon im psychedelischen Bereich des Space Rock. Synthesizer-Rauschen kontrastiert die wimmernden Sounds der Gitarren.
Naja, man könnte auch meinen, dass sich die Formation aus der Unterwasserwelt in höhere Sphären bewegt. Ähnlich wie die spektakulären Reisen der Raumpatrouille Orion begannen. Herrlich relaxt bahnt sich das Sextett seinen Weg und trotz einer zurückhaltenden Rhythmik von Tim groovt es phasenweise ordentlich. Eine knappe halbe Stunde "Improv To The Other Side" stehen auf dem Programm und nach so zirka zehn Minuten sortiert sich die Combo neu, findet einen anderen Weg durch den Weltraum. Dieses Stück ist deutlich von den Sechssaitern bestimmt und es wird dann – bei zunehmender Intensität – richtig rockig. In ihrem Improvisations-Kult überschlagen sich die Ereignisse. Die beiden Gitarren von Jonathan sowie Vermund mischen bluesige Momente in den Space Rock und der Groove wird immer weiter ausgebaut. In einer Koalition mit den anderen Instrumenten regieren hier die Gitarren. Eine denkwürdige Jam, die es absolut verdient hat, für die Nachwelt konserviert worden zu sein.
Die "Sneaky Snake Jam"-Session schwebt in der Hälfte der Zeit des ersten Stücks durch den luftleeren Raum. Jonathan Segel wechselt von der Gitarre zur Violine und schon ändert sich die Atmosphäre. Viele mit dem Bogen gestrichene Klangeffekte bevölkern die Lautsprecher und das zweite Lied der ersten Scheibe ist eine weitere ØSC-Psychedelic-Perle. Orientalische Webmuster schleichen sich in die rockende Szenerie ein und dann gibt es erst einmal ein entspanntes Zwischenspiel, in dem man sich an Jiris Bass-Spielereien erfreuen kann. Spannungsgeladen-instrumentale Konstellationen tauchen unter anderem auch in den Zwölftakter ein und die Synthesizer laben sich am Nektar der Retrospektive. Toll!
Der Trip ist ja noch nicht zu Ende. CD-Wechsel. Es folgt noch eine fette Stunde Space Rock.
Drei Songs stehen auf der Liste. Dabei ist "Henk’s Jam-O-Rama" die längste Session der zweiten Scheibe. Es ist immer wieder erstaunlich, wie es die Band schafft, den Hörer ein ums andere Mal mit infizierender Musik quasi an die Lautsprecher zu fesseln. Mit viel Dynamik und Dramatik unterhält uns die Combo in bester Space Rock-Manier. Bei diesen vollkommen frei improvisierten Stücken gehört schon eine gehörige Portion Fantasie dazu.
Tim trommelt sein Solo. Dazu beschleunigen die Synthesizerklänge und stoßen durch den Himmel. Zum Stakkato-Rhythmus fliegt die Pink Floyd-Kapsel pfeilschnell vorbei und das Gitarren-Spiel wird expressiv. Die Wah Wah-Pedal-Sounds übernehmen den Steuerknüppel und dann folgt "Freaks Of Berlin". Ein Stück, das direkt aus den Brennkammern der ØSC-Rakete kommt. Space Rock und Funk verschmelzen zu einem tollen Schauspiel der Möglichkeiten. Wenn im Informationsblatt zum Doppeldecker von »[…] amazing guitar solos and Mogens finally letting it all out with a monster synth solo on the 'Freaks of Berlin' track […]« die Rede ist, dann darf man vor dieser Jam doch besonders erwartungsvoll sein. In der Tat, "Freaks Of Berlin" ist aufwühlend, atemberaubend, nervenzerreißend und doch betörend.
Vor dem letzten Track weist Dr. Space darauf hin, dass Tim die Hand Drums einsetzen wird und man in groovy-afrikanische Stimmungen eintauchen wird. So ist es dann auch. In "Another Jam For Sabine" schwebt man kollektiv über den Kontinent und so neigt sich ein beeindruckendes Konzert-Dokument dem Ende.
"Live In Berlin 2018" ist galaktisch guter Space Rock, wobei die Betonung durchaus auf Rock liegt. Das Øresund Space Collective hat eine sehr gute Entscheidung getroffen, diesen Auftritt mitgeschnitten und veröffentlicht zu haben. Respekt!
Line-up Øresund Space Collective:
Dr. Space (synthesizers)
Jiri (bass)
Jonathan (guitar, violin, theremin)
Tim (hand drums, drums)
Mogens (synthesizers)
Vermund (guitar)
Tracklist "Live In Berlin 2018":
CD 1:
- Improv To The Other Side (29:38)
- Sneaky Snake Jam (15:26)
CD 2:
- Henk’s Jam-O-Rama (26:49)
- Freaks Of Berlin (17:32)
- Another Jam For Sabine (16:48)
Gesamtspielzeit: 45:04 (CD 1), 63:39 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2018
Neueste Kommentare