Zwei Urgesteine des niederländischen Blues waren am 26.08.2020 zu Gast im Blues Moose Café.
Der Sänger Oscar Benton und der auch durch Barrelhouse bekannte Gitarrist Johnny Laporte gaben ihre musikalischen Visitenkarten ab.
In der Summe der beiden Werdegänge kommen locker über neunzig Jahre zusammen.
Mit von der Partie war Julian Rijken, Johnny Laportes Sohn.
Bereits 1967 gründete der Vokalist die Oscar Benton Blues Band. Ein Jahr später kam das Debütalbum "Feel So Good" auf den Markt, gefolgt von "The Blues Is Gonna Wreck My Life".
Unter eigenem Namen veröffentlichte Oscar Benton 1981 den "Bensonhurst Blues". Zwei Jahre später konnte man sich ein Bild von "My Kind Of Blues" machen.
Die Mitte der Siebzigerjahre war schon eine verrückte Zeit. Mit neuen Bandmitgliedern verschwand der Name der Oscar Benton Blues Band. Blue Eyed Baby hieß es fortan und der Bandleader nannte sich Billy Boy Bishop. 1974, "Benton ’71" sowie eine "Best Of …" standen bereits in den Plattenläden, verließ die komplette Band Oscar Benton und rief Barrelhouse ins Leben.
Mit dabei war Johnny Laporte und irgendwie kreuzten sich die Pfade wieder. 2018 postulierte Oscar Benton "I Am Back" mit Gast Ruben Hoeke und ebenfalls in dem Jahr erschien "50 Years On Stage". 2019 hieß es dann "Mirrors Don’t Lie", wieder mit Johnny Laporte.
Der dritte Mann bei dem Gig war – wie geschrieben – Julian Rijken, Johnny Laportes Sohn.
Er setzte ziemlich viele Instrumente ein. Vornehmlich konzentrierte sich sein Spiel auf die Percussion-Seite.
Vater und Sohn eröffneten den Auftritt.
Hinter der Bühne hing eine Leinwand auf der zum Instrumental "Bengawan Solo" das Bild eines Waldes mit schmalem Wasserfall, der in einem kleinen See mündete, auftauchte. Die Sehnsucht der Johnny Laporte-Gitarre spiegelte sich in weiteren Leinwand-Impressionen wider. So gestaltete sich die Konzert-Eröffnung überraschend ungewöhnlich, aber hoch intersiv.
Noch ohne Oscar Benton startete der Blues passgenau mit "I’m In The Mood" von John Lee Hooker. Johnny Laporte zeigte sich nicht nur als ein versierter Musiker auf der E-Gitarre, sondern konnte auch durch seinen Gesang punkten. Der Klassiker verfügte über eine persönlich Note.
Danach war der Moment gekommen, als man Oscar Benton unter Publikumsbeifall zu seinem Stuhl auf die Bühne half. War dabei zunächst der Wah Wah-Pedal-Funk eines Johnny Laporte angesagt, wurde "When I Rule The World" im Zwölftakter-Terrain verdammt schnell rockig. Nach einem dramatischen Unfall in der Vergangenheit beeindruckte Oscar Benton durch seine kräftige Stimme. Respekt!
Unerwartet schnell bediente das Trio den Slow Blues.
In B.B. Kings "Sweet Little Angel" regierte auf Johnny Laportes Saiten der zarte Solo-Schmelz und am Ende der Nummer gab es viel Beifall für die tolle Interpration.
So überraschend, wie der Slow Blues bedient wurde, kann es nach dem Track zu einer Art Oscar Benton-Interview, bei dem Johnny Laporte die Fragen stellte. Es ging um das Jazz Festival im Jahr 1968, bei dem der niederländische Blues-Pionier einen Plattenvertrag gewann. Außerdem schilderte der Sänger das Zusammentreffen mit Johnny Laporte. Als seine Blues-Favoriten nannte er Muddy Waters beziehungsweise Howlin' Wolf.
Die ganze Blues-Kultur spross aus allen Poren, als man die begrenzte Anzahl der Zuschauer mit "I Feel So Good" begeisterte. Oscar Benton verfügte über eine ausdrucksstarke Stimme, die die vielen Jahre Blues-History in sich hatte.
Später kam es zu einem weiteren McKinley Morganfield-Klassiker. "I Got My Mojo Working" verpackte das Trio, in dem Julian Rijken mit Jazzbesen, Snaredrum, Hi-Hat sowie ein zur Bassdrum umgebautes Cajon interessante Rhythmen servierte, ganz tief im Zwölftaker mit eindeutiger Country-Auslage.
Wenn schon, denn schon. Chester Burnett aka Howlin' Wolf-Songs hatte man natürlich auch im Köcher. Zunächst ganz beim "How Many More Years"-Original, entfernte man sich in groovender Manier dann von der Vorlage und das Break hin zu einer relaxt-ruhigen Phase stellte Oscar Bentons klasse Gesang prominent in den Vordergrund.
Diese Nummer hatte allerdings ein ganz besonderes Intro, denn durch ein "Oh Well"- sowie ein "Albatross"-Blitzlicht outete sich Johnny Laporte als Fan des am 25. Juli 2020 verstorbenen Peter Green. So diente "Oh Well Part 2" dann als Einleitung zu "How Many More Years". Eine sehr gelungene Kombination.
Howlin' Wolf zum Zweiten: E-Gitarren-Spitzen würzten die klasse Interpretation von "I’ll Be Around", dessen Ende das Trio sehr apart gestaltete.
Nicht nur in Ansätzen ehrten Johnny Laporte sowie Julian Rijken die Ikone durch "Need You So Bad". Gesanglich sowie musikalisch ein Genuss.
Zum ungewöhnlichen Gig-Start passte auch die Einleitung des zweiten Konzertteils, der über ausgesprochen exotische Formen verfügte. Es gab auch Bemerkenswertes abseits vom Blues. Klasse!
Gelungen war auch die Rock’n’Roll-Musikstunde mit Lehrmeister Johnny Laporte, denn er erklärte dem Publikum wie sich dieser Stil von der Indo Rock-Variante unterschied. Den allseits bekannten "Red River Rock" von Johnny And The Hurricanes spielte das Barrelhouse-Mitglied mit Indo Rock-Würzung. Super!
Oft gingen die Blicke zu Julian Rijken.
Ihn sah man in der Rolle eines prägenden Begleitmusikers, der die Lieder auf ganz besondere Weise färbte. Ob Ukulele, diverse Percussion-Instrumente, die Dobro oder das E-Piano … bei diesem Gig hatte Julian Rijken mehrere instrumentale Wohnzimmer. Diesem jungen Mann konnte man jede Menge Lob zollen.
Auch er erzählte etwas über seinen musikalischen Werdegang. Zunächst für das Schlagzeug zu klein, widmete er sich der Gitarre und dann dem Piano. Seine favorisierte Musikrichtung stellte er dann gleich am E-Piano vor. Sein Boogie Woogie törnte einfach an und schon wieder hatte die Fußwippe einen Großeinsatz. Der Song hatte echt Format und anschließend ließ man des bei "We Gonna Rock" rustikal rocken.
Ein Song durfte an diesem Abend jedenfalls nicht fehlen: der "Bensonhurst Blues" zu dem es auf Oscar Bentons Website heißt: »[…] His worldwide break through came when actor Alain Delon used a song, recorded by Oscar Benton, in the movie 'Pour la peau d’un flic' in 1981. Originally written by Artie Kaplan and Artie Kornfeld, the Bensonhurst Blues was recorded by Oscar almost a decade earlier. […]« Mit Hingabe und viel Feeling gehörte dieses Lied definitiv zu den Highlights des Auftritts. Eine solch besonders emotionale Nummer hatte es verdient, als Zugabe nochmals gezogen zu werden. Super!
Oscar Benton, Johnny Laporte sowie sein Sohn Julian Rijken sorgten für einen sehr abwechslungsreichen Konzertabend mit vielen musikalischen Überraschungen und einigen Musiker-Gesprächen zu diversen Themen.
Dieser Auftritt war definitiv nicht alltäglich.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.
Line-up Oscar Benton & Johnny Laporte:
Oscar Benton (vocals)
Johnny Laporte (vocals, backing vocals, electric guitar, Dobro, e-piano)
Julian Rijken (Dobro, ukulele, e-piano, snare drum, cajon bassdrum, hi-hat, backing vocals)
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