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Overhead / Haydenspark – CD-Review

Overhead / Haydenspark – CD-Review

Ab nach Finnland. Mir selbst ist das Land ans Herz gewachsen durch die Fülle hervorragender Jazzmusiker. Dem breiten Pop/Rock-Publikum wurde das Land sicher auch durch Samu Haber und die Band Sunrise Avenue bekannter. Heftig rockend setzte sich beim Eurovision Song Contest Lordi gekonnt in Szene. Und nun die Band Overhead, die mit ihrer Musik sicher auch ein wenig vom großen Kuchen abbekommen möchte. Ein Blick ins Booklet signalisiert eigentlich bereits, wohin die musikalische Reise hingehen könnte. Da hat man sich doch des Covers von "In The Court Of The Crimson King" von King Crimson bemächtigt und einen Teilausschnitt zitiert.

Ja, das kann man durchaus in die Schublade Prog Rock stecken, oder aber auch Art Rock trifft zu, was mit dem Eröffnungssong angeboten wird. Satt rockend, ein virtuoses Gitarrensolo, das ein wenig in die Richtung Yngwie Malmsteen steuert, und hinsichtlich der Harmonien sehr breitflächig angelegt ist – mit sehr viel Melodik und Schönklang. "Haydenspark", das aktuelle Album, hat sechs Jahre auf sich warten lassen. Neben eher ruhigen Songs gibt es auch das eine oder andere Mal die Hard Rock-Kante, gleich "Last Generation" ist ein gutes Beispiel dafür. Anleihen bei Black Sabbath zeigen schwere Riffs wie bei "Death By Tribulation", aber ohne deren Sound aufzunehmen, es bleibt Bestandteil des Ganzen.

Schließlich treibt die Stimmung regelmäßig und überwiegend in eine Richtung, die in den Siebzigern und Achtzigern anzusiedeln ist, also eine Menge an Retro-Sound, aber das gekoppelt mit modernen Einflüssen und Strömungen, mithin eine Mixtur aus Progressive Rock, Art Rock, einem Hauch Metal und Hard Rock. Leicht, locker und luftig, aber auch abwechslungsreich wird der Sound erst dann, wenn Alex Keskitalo die Flöte herausholt und kurze Statements einfließen lässt. Ansonsten ist die Musik sehr gitarrenbetont und mit Jaakko Kettunen besitzt die Band einen guten Mann an den sechs Saiten. Auf "King Of The World" versucht sich der Drummer am Saxofon, doch ist sein Einsatz nicht sehr überzeugend, sind es mehr oder weniger eingeworfene quietschende Fetzen, die (mich) eher stören als dass sie wirklich sounddienlich wären. Da sollte man vielleicht einen kurzen Blick hin zu Van der Graaf Generator werfen, die haben gezeigt, wie man es machen kann.

Als Anspieltipps kann man sicher sowohl den Titeltrack als auch "Gone Too Far" betrachten, sind sie doch die längsten Stücke und bieten gute Beispiele dafür, wie man einen Song mit Spannungsbögen ausstatten und somit kunstvoll gestalten kann. Bei "Gone Too Far" ist es wiederum die Flöte, die wesentliche Akzente setzt. Letztlich ein rundum gelungenes Album voller harmonischer Musik.


Line-up Overhead:

Alex Keskitalo (vocals & flute)
Jaakko Kettunen (guitars, bass, keyboards)
Ville Sjöblom (drums & percussion, saxophone – #5)
Janne Pylkkönen (bass, synth – #4)

Tracklist "Haydenspark":

  1. Animation For The Poor Man
  2. Last Generation
  3. Count Your Blessings
  4. Haydenspark
  5. King Of The World
  6. Across The Nation
  7. Death By Tribulation
  8. The Fall
  9. Gone Too Far

Gesamtspielzeit: 51:50, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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