
Tja, wenn man es erstmal 'geschafft' hat, bekommt man als Dank offensichtlich immer mehr an nervigen Aufgaben abgenommen. Nachdem Elvis Presley der sogenannte 'King of Rock’n’Roll' geworden war und sich anschließend ein knappes Jahrzehnt dem Drehen von qualitativ zumindest fragwürdigen Filmen widmete, lief seine Plattenkarriere natürlich – wenn auch nur als zweites Standbein – weiter. Dennoch tat er dafür nicht sehr viel mehr, als ab und an im Aufnahmestudio aufzutauchen und zu singen. Da Presley eigentlich kein Songwriter war und diesen Job Anfang der Sechziger wie schon zuvor auch gar nicht mehr erledigen wollte, mussten natürlich Songs her. So fiel es gewöhnlich dem Produzent und anderen Mitarbeitern des Labels zu, diese Tracks bzw. die besten aus den massenhaft von jungen Songwritern eingesandten, auszuwählen. Wobei wir es bei der zu reviewenden Scheibe fast ausschließlich mit dem Songwriter-Duo (Sid Wayne/Ben Weisman) zu tun haben.
Nicht nur, um es sich selbst, sondern anschließend auch dem 'King' noch einfacher zu machen, wurde dann ein Sänger eingeladen, dessen Stimme in etwa wie die von Elvis klang. Der sang ein paar Dutzend der Tracks als Demo ein. Nicht nur für die Produzenten eine Hilfestellung um den Kreis der zu verwendenden Stücke nochmals mehr einzugrenzen, außerdem wurde dadurch Presley bereits die Melodie und das Grundgerüst der jeweiligen Nummer vorgegeben. Mit genau solchen Demo-Aufnahmen, in diesem Fall eingesungen von P.J. Proby, haben wir es hinsichtlich der mir nun vorliegenden Platte, "Presley Style", zu tun.
Proby selbst startete seine Karriere sowohl als Sänger, als auch als Schauspieler bereits in den fünfziger Jahren. Der große Erfolg blieb jedoch zunächst versagt und so verdiente er seine Brötchen mit eben solchen Demo-Aufnahmen, deren Songs dann von anderen Musikern aufgenommen und veröffentlicht wurden. Später versuchte er sein Glück in England, wo er 1964 und 1965 mehrere Top10-Hit-Singles (unter anderem "Somewhere", "Hold Me" oder "Together") verbuchen konnte. Allerdings platzte ihm bei einem Auftritt 1965 die Hose, was dem Publikum in einer ausverkauften Londoner Konzert-Stätte seinen Allerwertesten blank legte. Was sich heute vielleicht lustig anhört, führte damals zu einem Auftritts-Bann sowohl hinsichtlich Konzerten, als auch in TV-Shows. Anders gesagt: Goodbye, Karriere! Nicht sehr viel später ging Proby zurück nach Amerika, wo er bis heute als Schauspieler und Musiker unterwegs ist.
Bezüglich der hier vorliegenden 21 Songs bekommt man die Vollbedienung der Anfang der Sechziger angesagten Mucke. Eine Mischung aus Rock’n’Roll und poppigeren sowie langsameren Nummern, die teilweise auch für eine der anstehenden Film-Prouktionen mit Presley gedacht waren. Liebhaber der Musik dieser Zeit – die Songs stammen aus den Jahren 1961 bis 1963 – können also bedenkenlos zuschlagen. Vor allem auch deshalb, weil P.J. Proby ein sehr guter Sänger war/ist, der vor dem Mikro einen einwandfreien Job hinlegte und sich dabei tatsächlich ein bisschen nach dem guten Elvis anhörte. Wer Anspiel-Tipps möchte, dem empfehle ich dafür beispielsweise "Cotton Candy Land", "I’ll Keep Your Secret", "Happy Go Lucky Me", "Whatta They Know" sowie "Til Love Comes To You".
Dazu kommt, wie von Bear Family Records gewohnt, einmal mehr ein sehr ausführliches Booklet, in dem nicht nur auf jeden Song einzeln eingegangen wird, sondern es darüber hinaus auch noch weitere Liner notes und Fotos von Mitwirkenden der damaligen Sessions (unter anderem der später zu Erfolg findende Leon Russell, der Wrecking Crew-Drummer Hal Blaine oder auch Glen Campbell) zu finden sind.
Tracklist "Presley Style":
- Cotton Candy Man
- Take Me To The Fair
- Fun In Acapulco
- Me And Mi Amigo
- Margarita
- Til Love Comes To You
- Which Way Do I Turn
- Slowly But Surely
- It’s Carnival Time
- Happy Go Lucky Me
- Carnival Of Dreams
- I’ll Keep Your Secret
- Everything I Need
- The Greatest Show
- A Fool To Wander
- Come And Get It
- Where Is Pappy?
- Snap To!
- Whatta They Kow
- In My Dreams
- Because Of Love
Gesamtspielzeit: 44:30, Erscheinungsjahr: 2023 (1961-1963)
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