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Paradogs / Ich nehme dich in Zauberhaft – CD – Review

Paradogs / Ich nehme dich in Zauberhaft

Der Untertitel dieser Veröffentlichung lautet: 'Lieder aus dem Märchenwald'. Auf der Webseite wird man wie folgt begrüßt: »Herzlich willkommen! Wir sind die Paradogs: Gudrun Peter, Volker Itze und Volker Wendt. Wenn Du schöne Melodien, Gesänge und Klänge liebst, bist Du hier richtig!«

Ob der Bandname so gewählt ist, um auf die Bedeutung des Wortes 'Paradox' (widersinnig, widersprüchlich) hinzuweisen? Ich lasse mich überraschen, ob ich schuldig und in Zauberhaft genommen werde. Recht eigentümlich, zu Beginn umgibt mich "Dunkler Wald", und gruselig klingende Tierlaute erschallen aus diesem, bevor ein stampfendes Schlagzeug zusammen mit einem Heulen und dem Sound von Keyboards und Streichern einen düsteren Sound erschafft. Volker Wendt singt dazu fast anteilsnahmslos, das Schlagzeug schlägt monoton weiter, und hier nehme ich die erste Widersprüchlichkeit wahr, wohl gemerkt, subjektiv betrachtet, denn diese geheimnisvoll wabernde Stimmung hätte eher ein filigranes Schlagwerk verdient, dadurch wäre diese Atmosphäre noch mystischer gestaltet worden, so zwingt es mich, auf dem Boden der Realität zu verweilen.

Es zirpen Grillen, es heulen Wölfe, entweder hat man echte 'field sounds' integriert oder Samples verwendet, es erscheint nun "The Enchanted Path" und eine gar liebliche Stimme schickt sich an, einige Laute von sich zu geben zur zart aufspielenden Harfe. Doch nach zweieinhalb Minuten ist es zu Ende, irgendwie fehlt hier etwas, so mein Gefühl.

"Der Zauberspruch" wird nun richtig als Gesangsstück vorgetragen, von Gudrun Peter. Ihre Stimme steht klar im Vordergrund und versteckt sich nicht hinter Soundwänden. Vielmehr wird hier durch überwiegend akustische Instrumente eine Atmosphäre geschaffen. Diese stellen für mich einen Song vor, den ich angesichts meiner ersten Erwartungen an das Album auch erhofft hatte. Das ist in der Tat so etwas wie zauberhaft, mystisch, aber nicht düster und dunkel, sondern geheimnisvoll und die Fantasie beflügelnd.

Und Lieder dieser Art gibt dann doch noch gar mehrere, einige mit angenehmen keltischen Anstrich ("Märchengarten"), das Trommeln von "Der Fluch" erinnert mich sehr eindeutig an "Running Up That Hill" (Kate Bush), ein eigenartiges Vokal-Arrangement zeigt sich mit "Es rauscht und zischt und schäumt (Andro)", irgendwie habe ich hier das Gefühl, es passt nicht zusammen (Merke: paradox!).

Überhaupt nicht passend und total aus der Rolle fallend ist ""Sleeping Beauty". Man rockt diesen Song, ein wenig Blues-Feeling scheint man einarbeiten zu wollen, und Gudrun Peter vermag es so gar nicht, diese rockende Nummer gesanglich auszufüllen. Also – noch einmal paradox, der Song gehört weder in einen Märchenwald noch ist er zauberhaft!

Da halte ich mich dann gern an wirklich schöne Stücke wie "Nur mit Dir", nur Gesang und Piano, oder das leichtfüßig tänzelnde "Little Lamps", ach, das fließt so wunderbar unbeschwert dahin. Das mit einem Teiltext in Latein ausgestattete "A Contract With The Stars" besitzt ein wenig Flair des Mittelalters, auch hier wird eine warme und mystisch-schöne Stimmung erzeugt. Letztlich fehlt der Platte als gesamtheitliches Produkt der Zauber, der leider nur von einigen Songs oder Passagen ausgeht, um als Gesamtwerk wirklich als Einheit dazustehen, der Märchenwald wird nicht mit allen Liedern repräsentiert.

Um noch einmal auf den anfänglichen Hinweis auf der Webseite zurück zu kommen, »schöne Melodien, Gesänge und Klänge«, so trifft das ausschnittsweise zu, jedoch entdecke ich tatsächlich 'Paradoxien' in der Musik der Paradogs, dieser im Übrigen im Jahre 2005 in Braunschweig gegründeten Band!


Line-up Paradogs:

Gudrun Peter (Harfe, Gesang, Flöte, Gitarre, Djembe, Ocean Drum, Psalter, Tasten, Punji)
Volker Wendt (Gesang, Machina Magica, Zimbeln, Bongos, Chicken Shake, Zimbeln, Gitarren, Body Beats, Kastagnetten, Glockenspiel)
Volker Itze (Harfe, Flöte, Gitarre)
Fabian Wiehle (Tasten, Chicken Shake)
Niklas Rosen (Tasten, Tamburin, Bongos, Schlagzeug, Percussion, Chicken Shake)
Thomas Pein (Cello)
Jogi Schnaars (Waldzither)
Jie Jie Ng (Violine)

Tracklist "Ich nehme dich in Zauberhaft":

  1. Dunkler Wald (5:00)
  2. The Enchanted Path (2:30)
  3. Der Zauberspruch (5:34)
  4. Märchengarten (3:15)
  5. Der Fluch (2:29)
  6. Es rauscht und zischt und schäumt (Andro) (5:08)
  7. Elfenmond (2:12)
  8. Sleeping Beauty (3:53)
  9. Nur mit Dir (3:26)
  10. Secretum (3:04)
  11. Little Lamps (2:53)
  12. Die letzte Fee (1:40)
  13. A Contract With The Stars (4:44)
  14. Happy End (2:33)

Gesamtspielzeit: 48:21, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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