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Parzival / David – The Hymn – Vinyl-Review

Parzival / David – The Hymn – Vinyl-Review

Dieses Lebenszeichen einer Band, die sich 1971 gründete und schon zwei Jahre später das Zeitliche segnete, hat Kollege Mario bereits 2021 rezensiert. 48 Jahre lagen also zwischen dem 1973er Output BaRock und der zeitliche Abstand zum Debüt Legend betrug gar 50 Jahre.

Da die CD-Version bereits 2021 über Hypertension Music veröffentlicht wurde, ist die Musik denjenigen, die die Band um die beiden ersten Gründerväter Lothar Siems und Thomas Olivier kennen und schätzten, sicherlich bekannt. Allerdings fügt sich nun zusammen, was zusammen gehört, denn diese 2024er Ausgabe erscheint erstmals auf Vinyl und zwar beim Label Sireena.

Beim gleichen Label und wie es sich für diese Art von Musik gehört – auf  Vinyl nämlich, sind auch die beiden Vorgänger 2011 aufgelegt worden. Zum Debüt schrieb Markus damals, dass Parzival mit einem »sehr eigenständigen Stil am Start« waren, »der selbst aus den anderen Bands der damaligen deutschen Progressive-Szene heraus stach«. Weiterhin, dass sitlistisch »von rockigen Passagen, Folkigem, klassischen Einschüben über Jazz bis Psychedelic alles vertreten war«. Interessant für mich am Rande, dass »Produzenten-Legende« Conny Planck die Band damals unter Vertrag nahm. Interessant deshalb, weil Conny quasi hier um die Ecke geboren wurde.

Mein ehemaliger Kollege Steve rezensierte das zweite Werk der Band, die natürlich nicht nur aus den beiden oben erwähnten Gründervätern bestand, sondern die durch Walter Quintus, der unter anderem seine Geige mitbrachte, dem ursprünglich eher folkigen Touch des Duos Siems und Olivier die Farbe hinzufügte, die das musikalische Gesamtbild von Parzival final ausmachte. Dass natürlich weitere Musiker in Diensten standen, ist den beiden alten Reviews zu entnehmen. Auf vorliegendem Werk sind es gar 130 an der Zahl, die noch dazu aus 23 Ländern kommen. Dazu möchte ich das Label zitieren, dass zu den Gästen schreibt »… darunter Grammy- und Echo-Preisträger. Künstler aus dem Umfeld von Rock-, Pop- und Klassik-Größen wie Santana, Prince, Backstreet Boys und Nigel Kennedy, Mitglieder von der NDR Elbphilharmonie Orchester und vom Festspielorchester Bayreuth, das Deutsche Filmorchester Babelsberg und Trommler der National-Ensembles von der Elfenbeinküste und von Benin«.

Steve bedauerte seinerzeit die Auflösung der Band, der er einen »musikalische Reifungsprozess« im Vergleich zum Vorgänger attestierte. Sein damaliges Fazit lautete »"BaRock" ist gegenüber dem gewiss nicht schlechten Vorgänger eine deutliche Steigerung. Es ist eine Schande, dass eine derart ambitionierte Band wie Parzival nahezu vergessen ist!«.

Nun, die Band ist wieder da und in seinem Artikel zur CD-Version von "David – The Hymn"  klassifiziert Mario den Doppeldecker als »Folkalbum mit Rockelementen und einer großen Portion Weltmusik«. Hinter "David – The Hymn" steht ein Konzept und die enorme Zahl der musikalischen Gäste sowie ihrer Herkunft lässt bereits erahnen, um welche Themen es geht. Es sind die brennenden politischen, gesellschaftlichen und menschlichen Probleme, die uns seit geraumer Zeit um die Ohren fliegen. Thematisch wie auch musikalisch hat sich der Stil der Band also schon verändert. Das allerdings in einem langen Reifeprozess, denn die Stücke auf vorliegendem Album sind zum Teil schon etwas älter. Und wenn man es ganz genau nimmt, dann steht im Prinzip hinter dem Bandnamen nur noch Thomas Olivier, der seit den 1990ern an den Songs arbeitete, auch alte Stücke aufbereitete, sich dann mit dem Hamburger Produzenten und Komponisten Dieter Faber zusammentat, um das Projekt anzugehen, denn dieser fand das Material toll. Thomas holte sich nach und nach musikalische Verstärkung und darunter waren auch die beiden alten Bandmates Lothar und Walter. Letztgenannter starb leider bereits 2017 und konnte somit die Veröffentlichung von "David – The Hymn" nicht mehr erleben.

Parzivals Stil, in den beiden alten Artikeln u. a. als Krautrock und Prog Folk bezeichnet, ist nun orchestraler, stellenweise an Musicals erinnernd, hat eine gehörige Spur Ethno in der Substanz und wird für Liebhaber von "Legend" und "BaRock" erst einmal ein paar Durchläufe des limitierten Vinyls brauchen. Aber die machen Laune, im schönen Gatefold-Cover von Sireena sowieso. Ein erster Eindruck lässt mich den Focus vor allem auf die vielen Gaststimmen legen, oder besser gesagt, auf den Gesang. Aber der ist ja auch da, um die Botschaften zu transportieren. Für ab und an folkige Stimmung sorgt vor allem die Flöte und wenn man denn Rockiges erwähnen möchte, so würde ich bei Art Rock oder Art Pop Rock mein Kreuz machen. Auf jeden Fall bleibt in erster Linie der Gesang hängen und der überwiegend in Musical-Manier. Keine Musik für alle Tage und anders, als man die von Parzival früher kannte.


Line-up Parzival:

Thomas Olivier (drums & percussion, vocals)
Lothar Siems (guitars, vocals)
Walter Quintus [† 20. Februar 2017] (bass, flute, organ, piano)

sowie 130 Mitwirkende aus 23 Ländern

Tracklist "David – The Hymn":

Side A:

  1. Ouverture/Prolog
  2. Old Love
  3. Party Bird
  4. Cash Castle
  5. Never
  6. He’s The One

Side B:

  1. When The Night Comes
  2. Keep Your Eyes On Us (Avalokiteshvara)
  3. Man In The Tower
  4. Wind Blows
Side C:

  1. Incantation (Give Us Rain)
  2. Monsoon
  3. Rain Dance
  4. Emayove
  5. Juanita
  6. Liqueur Talk

Side D:

  1. Wind Blows (Reprise)
  2. Salvation (The Answer Lies Within)
  3. All My Love
  4. Break Of Dawn
  5. Mighty Mouse
  6. Rise Up!
  7. Future Cities

Gesamtspielzeit: 92:34, Erscheinungsjahr: 2024 (2021)

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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