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Pat Travers / Live At Rockpalast – Cologne 1976 – CD/DVD-Review

CD/DVD-Review-Pat Travers-Live At Rockpalast-Cologne 1976

Der kanadische Teenager Pat Travers war wie vom Donner gerührt, nachdem er die Erfahrung eines Jimi Hendrix-Konzertes machen durfte. Keine Frage, eine Gitarre musste her. Die wurde dann auch mit Inbrunst beackert, geübt, geübt und nochmal geübt. Schließlich war er soweit, dass er mit einer Band durch die Clubs in Toronto zog. Mit gerade mal zwanzig Jahren wagte er den Sprung über den großen Teich und zog nach London. Im Frühling 1976 erschien dann endlich sein gleichnamiges Debütalbum, mit dem er durchaus für Aufsehen sorgte. Unterstützt wurde der klassische Blues Rock des Nordamerikaners zu dieser Zeit von dem Briten Peter 'Mars' Cowling am Bass und kurz bevor die beiden nach Köln für einen Auftritt im Rockpalast aufbrachen, vervollständigte noch der Schlagzeuger Nicko McBrain (Ex-Streetwalkers, seit 1982 bei Iron Maiden) das damals aktuelle Line-up.

Der Auftritt fand am 04. November 1976 im atmosphärisch doch etwas unterkühlten WDR-Studio vor scheinbar wahllos aufgegriffenem bzw. auf der Straße eingesammeltem Publikum statt, das zu allem Übel auch noch durch eine große Lücke von der Band getrennt auf sehr langen Sitzbänken saß. Das auf der Bühne rockende Trio versuchte sich dadurch aber gar nicht erst aus der Ruhe bringen zu lassen und packte mit "As My Life Flies" gleich schon mal gehörig den Hammer aus. Kraftvolle Power-Chords und eine starke Rhythmusabteilung lassen direkt aufhorchen, selbst wenn es hier und da noch ein bisschen 'rumpelt', was sicher auch der Tatsache geschuldet ist, dass der Drummer McBrain erst kurze Zeit davor eingestiegen war. Sogar noch eine Spur besser und diesmal mit richtig coolem Groove ausgestattet bestätigt im Anschluss "Stop And Smile" den ersten sehr guten Endruck.

Travers selbst zeigt sich sehr agil und bewegungsreich auf der Bühne, was zwar hier und da mal zu Ungunsten von sauber gespielten Tönen geht, das Live-Erlebnis im Studio und jetzt vor den Bildschirmen aber noch etwas aufregender gestaltete. Neben den Travers-Eigenkompositionen bringt die Band auch Blind Willie McTells "Statesboro Blues" (ebenfalls bekannt durch die Versionen von Taj Mahal und der Allman Brothers Band) sowie die Nummer "Boom Boom (Out Go The Lights)" von Little Walter. Speziell "Statesboro Blues" überrascht durch sein eher ungewohntes und wahrscheinlich recht nahe am Original gehaltenes Arrangement, was das Stück allerdings keinesfalls schlechter macht. So richtig gut nach vorne geht der Little Walter-Titel, der sich zu einem echten Blues Rocker-Stampfer entwickelt.

So gut der Auftritt von Pat Travers auch war, wird dennoch deutlich, warum sein Name damals wie heute nicht ganz so hell leuchtet wie die von Genre-Kollegen der Marke Rory Gallagher, Stevie Ray Vaughan oder Johnny Winter. Natürlich ist das auch immer so ein bisschen wie Äpfel mit Birnen vergleichen, aber dennoch: In Punkten wie Songwriting, Technik, Brillanz oder Ausstrahlung konnte er den drei vorgenannten Musikern damals noch nicht das Wasser reichen. Was aufgrund seines noch jungen Alters aber auch gar kein Beinbruch ist. Weniger sympathisch sind dann schon zwei leichte Ausraster, einmal gegen einen Studiosound-Techniker und dann auch gegen seinen Drummer, der dies jedoch immerhin mit Humor nimmt und ihm auch verbal Kontra gibt. Aber halb so wild, alles im Rahmen.

Sowohl Sound als auch Bild der DVD sind erfreulich gut und ein Antesten/Anchecken ist diese CD/DVD-Kombi also allemal wert, ein historisches Zeitdokument ist sie sowieso. Wo Pat Travers dann in der persönlichen Rangliste des interessierten Blues Rock-Fans landet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.


Line-up Pat Travers:

Pat Travers (guitar, vocals)
Peter 'Mars' Cowling (bass)
Nicko McBrain (drums)

Tracklist "Live At Rockpalast – Cologne 1976":

  1. As My Life Flies
  2. Stop And Smile
  3. Hooked On Music
  4. Feelin' Right
  5. Need Love
  6. You Don’t Love Me
  7. Statesboro Blues
  8. Medley 1 & 2
  9. Boom Boom
  10. Rock And Roll Susie
  11. Makes No Difference

Gesamtspielzeit: 53:29 (CD), 62:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2017 (1976)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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