«

»

Pat Travers / Swing! – CD-Review

Pat Travers / Swing!

Rock- und Pop-Stars, die unbedingt swingen wollten, gab es bereits. Ob es Joe Jacksons "Jumpin' Jive", Paul Ankas "Rock Swings" oder Pat Boones "In A Metal Mood" waren. Und nun will es auch Pat Travers versuchen.

Der 1954 geborene kanadische Rock- und Blues Rock-Gitarrist hatte 1978 mit "Heat In The Street" und seiner Pat Travers Band einen großen Erfolg und 2015 gab es mit Retro Rocket die bisher letzte, fetzig rockende, Veröffentlichung. Mit "Swing!" versucht er, Big Band-Klassiker der vierziger und fünfziger Jahre wiederzubeleben.

Der Versuch startet mit "Sing Sing Sing", ein Stück von Louis Prima, in der Version von Benny Goodman wohl am bekanntesten geworden, vor Allem wegen des enthusiastischen Einsatzes des Schlagzeugers Gene Krupa. Das sollte man nicht vergleichen mit dem auf Travers' Version trommelnden Musiker, denn der wilde Swing des Originals existiert hier nur ansatzweise, weil der Song, im Übrigen instrumental, in das Rock-Idiom transferiert wurde. Somit rockt es also eher, als dass es swingt. Interessant ist jedoch allemal, welche Akzente Travers hier mit der Gitarre setzt und es insofern vollbracht hat, aus dem alten Schlachtross einen rockenden Mustang zu kreieren.

Doch es bleibt nicht allein beim Rock, "Opus One" wird elegant in einen swingenden Blues-Modus versetzt, yeah, das geht der Band so richtig locker von der Hand. Mit "Is You Is Or Is You Ain’t My Baby" erfolgt dann der erste Gesangseinsatz, der ursprüngliche Charakter des Rhythm & Blues wurde ansatzweise übernommen und geschaffen wurde ein Song, der zudem von Rock und Blues ausgefüllt ist. Hier singt Travers mit sehr rauer Stimme, dabei hätte etwas mehr Feeling nicht schaden können. So ganz überzeugend klingt er nicht, das gleiche gilt für Track sechs.

Letztlich birgt die Songliste noch einige mehr oder auch weniger gelungene Versionen bekannter Titel, "In The Mood" von Glenn Miller dürfte wohl Jede/r kennen, auch hier ist es wie beim Eröffnungsstück, es ist ein vom Blues inspirierter Rock-Song geworden. Als sehr gelungen halte ich "Take The 'A' Train von Billy Strayhorn, bekannt durch Duke Ellington, denn auch hier swingt die Musik sehr elegant und Travers' Gitarre liefert mit den übrigen Solisten eine unterhaltsame Basis für diese Verschmelzung verschiedener Stile, wobei es Travers gelingt, sich mit seiner Rock-Gitarre in das Jazz-Feeling einzubringen und sich darin zu behaupten.

Zum Schluss wird es dann romantisch. "Tenderly" von Walter Lloyd Gross wurde bereits von etlichen Interpreten gespielt und gesungen, von Rosemary Clooney über Bert Kaempfert hin zu Chet Baker. Die eigentlich romantische Stimmung wird von Travers' verzerrt gespielter Gitarre ein wenig aufgemischt und so bringt er eine Atmosphäre in die Nummer, die ein wenig klingt wie Gary Moores "Still Got The Blues". Aber das ungewöhnliche Melodica-Solo und die nachfolgenden kurz eingeworfenen Bläser-Arrangements richten das wieder ein wenig.
Im Übrigen sind die beteiligten Bläser jene Musiker, die das rechte Jazz-Feeling in diese Fusion gekonnt einbringen. Schließlich halte ich "Swing!" für ein gelungenes Unterfangen, Jazz, Blues, Rhythm & Blues und Rock unter einen Hut zu bringen, in Form einer abwechslungsreichen Ausprägung aller Einzelelemente und als Gesamtheit.

Wenn die Platte allein den Wunsch erweckt, nach den Originalen zu forschen, dann sind Sinn und Zweck bereits erfüllt, denn Jazz hat es verdient, mehr beachtet zu werden und nicht als Außenseitermusik lediglich ein Nebendasein zu fristen. Wem, nebenbei bemerkt, der Name Pastorius bekannt vorkommt, genau – David Pastorius ist der Neffe des großartigen Bassisten Jaco Pastorius.


Line-up Pat Travers:

Pat Travers (guitar and vocals)
Tommy Craig (drums)
David Pastorius (bass guitar)
Michael Franklin (piano, melodica, arrangements)
Tim Franklin (stand up string bass)
Eddie Metz (drums)
Brian Scanton (trumpet)
Pat Gullotta (trombone)
Douglas Spoonamore (tenor sax)
Brian Snapp (alto/baritone sax, arrangements)

Tracklist "Swing!":

  1. Sing Sing Sing
  2. Opus One
  3. Is You Is Or Is You Ain’t My Baby
  4. In The Mood
  5. Take The 'A' Train
  6. Let The Good Times Roll
  7. Apple Honey
  8. Tenderly

Gesamtspielzeit: 30:53, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>