"Lostman" und "Dead Polygon" sind die Buchstützen von Pater Nembrots Album "Nusun", das Mitte März 2016 auf den Markt kam. Die beiden erwähnten Tracks spiegeln allerdings nur eine kleine, aber sehr feine Oberfläche der Fähigkeiten dieser Formation um den Frontmann Philip Leonard wider. Philip Leonard rief Pater Nembrot zusammen mit dem Bassisten Jack Pasghin ins Leben. Mittlerweile ist der Stoner Rock-Prediger ein Quartett, in dem Ramona March Gitarre und Clarence Casoni Schlagzeug spielt.
Für "Nusun" hat man sich Gäste ins Studio geholt. Den Auftakt macht Pianistin Petra Wallace gleich im melancholisch-getragenen Dreiminüter "Lostman". Das Tasteninstrument kreiert die nachdenkliche Stimmung und setzt Philip Leonardis tollen Gesang in Szene. Wer hier kleine Ähnlichkeiten mit Neil Young bemerkt, wird schließlich einen Rausschmeißer wie "Dead Polygon" lieben. Dabei schlüpft die akustische Gitarre in die Rolle des Piano. Das anfänglich verhaltene Tempo wird im Verlauf des Stücks angezogen, nur um am Ende wieder zum Beginn zurück zu kehren. Zwei herrliche Tracks, die nur unterstreichen, welche Klasse Pater Nembrot erreicht hat.
Christian Peters vom Samsara Blues Experiment erweitert die Reihe der Gäste mit seinem Einsatz am Synthesizer in "Architeuthis". Neben zwei weiteren Nummern gehört "Architeuthis" zum Longtrack-Trio der vorliegenden Platte. Pater Nembrot suhlt sich förmlich im Stoner Rock mit psychedelischen Hochdruck-Ausläufern und Blues-Feeling. Den kräftigen Wind nimmt man für ein herrliches Intermezzo aus den Segeln, aber dennoch gleitet das Lied wie auf einem Luftkissen dahin. In diesem Zwischenspiel zeigt Christian Perters seine Kreativität ganz besonders. Diese Nummer ist ein Highlight.
Der dritte Gast im Bunde ist Piotre Benton mit seinem »Space wind« in "El Duende" sowie "The Rich Kids Of Teheran". Die Beiträge sind okay, aber nicht spektakulär, um für eine ganz besondere Atmosphäre zu sorgen. Allerdings sind die beiden gerade genannten Stücke Hinhörer. "El Duende" deswegen, weil die Dynamik in den Vordergrund gestellt wird und man bei neun Minuten Spielzeit viele instrumentale Teile serviert bekommt.
"Stitch" konterkariert den besinnlichen Opener, denn hier wird harter Stoner Rock á la Pater Nembrot geboten. Die Gitarren regieren die Szenerie aus vorwärts treibenden Beats und auch über die Spielzeit von sechseinhalb Minuten kann das Stück überzeugen. Beim Thema der längeren Tracks muss bereits weiter oben erwähntes "Architeuthis" abermals auf den Plan gerufen werden. Tief im Genre schürfende Instrumente machen diese über zehn Minuten andauernde Nummer zu einer Zeremonie aus passendem Philip Leonardi-Gesang und Gitarren, die sich auf teilweise psychedelischen Pfaden bewegen. Ein herrlich entspannter Mittelteil, mit akustischer Gitarre arrangiert, haucht dem Lied noch mehr Stärke ein. Brillant!
"The Rich Kids Of Teheran" fasziniert den Hörer mit ziemlich unterschiedlichen musikalischen Gesichtern, die in einem Track verdeutlichen, wie niveauvoll-vielfältig der Stoner Rock sein kann. Rock trifft auf Granitsteine, die Psychedelic kreiert eine ganz besondere Atmosphäre und schließlich ist diese Komposition auch fast ohne Worte hochgradig aussagekräftig.
Pater Nembrots "Nusun" macht schon beim den ersten Eindruck eine verdammt gute Figur und wird bei folgenden Hördurchgängen immer weiter ausgefeilt. Neun Stück, davon einige in ausgedehnter Spielzeit, sind Belegt dafür, dass die Formation mit zu den geschärften Meißeln des Stoner Rocks zu zählen ist.
Line-Up Pater Nembrot:
Philip Leonardi (guitars, vocals)
Jack Pasghin (bass)
Ramona March (guitar, tambourine)
Clarence 'Big J' Casoni (drums)
Additional Musicians:
Christian Peters (synthesizer – #3)
Petra Wallace (piano – #1)
Piotre Benton (space wind – #5,8)
Tracklist "Nusun":
- Lostman
- Stitch
- Architeuthis
- Young Rite
- El Duende
- Overwhelmed
- Uknap
- The Rich Kids Of Teheran
- Dead Polygon
Gesamtspielzeit: 55:16, Erscheinungsjahr: 2016
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