Zehn Jahre nach der Pee Wee Bluesgang-Gründung erschien 1987 "A Soft Suicide".
Das siebte Album der Combo ist sozusagen eine undercover Live-Scheibe, denn:
»[…] Wie so oft vorher und auch später spielten die fünf Musiker die Songs live im Studio ein. […]«
Der Tatort der Einspielung am 1. August 1987 war das Jovel Cinema, Münster.
Bei den Aufnahmen saß Walter Wiewel an den Schiebern und Reglern.
Das CD-Mastering im Exil Studio, Berlin übernahm Marlon Klein.
Die CD wurde von Tom Redecker produziert und für das Artwork war Friedel Mulders vom Label Fuego zuständig.
Alle Songs wurden von Thomas Hesse geschrieben.
Nur "Hey Joe" stammt von Billy Roberts.
Diese Nummer wird in erster Linie natürlich Jimi Hendrix zugeschrieben.
Für die Pee Wee Bluesgang-Institution schon gewohnt, geht es mit dem richtungsweisenden "Harley Davidson" ab auf den Highway und dort direkt auf die Überholspur.
Die Zahnräder des Quintetts greifen geschmeidig ineinander und dann drückt der Tastenmann Werner Melzig mit seinem tollen Solo weiter auf das Gaspedal. Thomas Hesse verschärft die Stimmung durch seinen knackigen Alleingang.
Die Pee Wee Bluesgang legt eine perfekte Album-Eröffnung vor.
Ein Momentum der ruhigeren Art bekommen die Leute vor den Lautsprechern mit "Love Is Changing All The Time". Dafür schaltet Werner Melzig auf Pianoklänge um und der Schritt zu einer noch entspannteren Phase kommt sehr an. Dabei rückt der klasse Richard Hagel-Gesang etwas in den Vordergrund.
So kann der sanfte Selbstmord bei der Pee Wee Bluesgang nur am Horizont erahnt werden.
Wenn sich das Begehren um weitere balladeske Momente rankt, dann darf man den "Sweet Blue Angel" auf keinen Fall verpassen. Flächige Synthesizer-Sounds bilden die Basis für feine Gitarren-Exkursionen und abermals darf Richard Hagels Stimme – die hier von kleinen Effekten eingebettet ist – gelobt werden.
Lob, wem Lob gebührt.
Bassist Heribert Grothe zupft die dicken Saiten seines Tieftöners mit einer herausragenden Kompetenz und Friedbert Falkes Drumsticks fliegen förmlich über Felle und Becken. Kraftvoll trommelt er geradeaus, wenn Blues Rock angesagt ist und sensibel bei Balladen. Beide Daumen hoch für das Rhythmus-Duo.
Die Pee Wee Bluesgang befeuert den Funk im Zwölftakter nicht nur durch Wah Wah-Pedal-Action von Thomas Hesse.
Die Band wirft den Anker über Bord und der findet festen Halt im Boden des traditionell ausgerichteten Blues Rock nach Chicagoer Art und man schnürt die Rock’n’Roll-Tanzschuhe, wenn es Zeit ist für das treibende "Point Blank: Mr. Jones". Da klimpert das Piano und Sänger sowie Gitarrist sind in Hochform. Hammer, Thomas Hesse schraubt seine Fretboard-Fahrt vehement gen Himmel. Der Beifall ist nicht nur hier berechtigt. Super Song!
Über einen schönen "The Gambler"-Shuffle neigt sich die vorliegende Platte dem Ende entgegen. Den Albumtitel serviert uns die Formation in zwei Teilen. Die Pee Wee Bluesgang beherrscht den instrumental-sphärischen Stil wie seinerzeit Pink Floyd und "Hey Joe" ist so etwas wie die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Man ruft die Psychedelic auf. Das so bekannte Lied macht die Band zu ihrer persönlichen Spielwiese. Thomas Hesse extrovertiert, ein Saiten-Feuerwerk, quasi ohne Grenzen. Wow! "A Soft Suicide Part Two" beruhigt die erhitzten Zuhörer-Gemüter wieder.
Die neun Songs haben keinen Staub angesetzt, sind frisch und haben auch nach gut über dreißig Jahren Bestand.
Wenn es passt, ein Zitat aus der Pressemitteilung, in der (leider) auch angekündigt wird, dass "A Soft Suicide" das letzte Album bei Sireena Records auf CD war:
»[…] Ein Job, der dem Label großen Spaß gemacht hat. […]«
Den Spaß werden die Leute beim Hören auch haben.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Pee Wee Bluesgang:
Richard Hagel (lead vocals)
Thomas Hesse (guitars, vocals)
Heribert Grothe (bass)
Werner Melzig (synthesizers, keyboards)
Friedbert Falke (drums)
Tracklist "A Soft Suicide":
- Harley Davidson
- Christine
- Love Is Changing All The Time
- Point Blank: Mr. Jones
- Sweet Blue Angel
- Turn It On Like Solomon
- The Gambler
- Soft Suicide Part One
- Hey Joe/Soft Suicide Part Two
Gesamtspielzeit: 45:40, Erscheinungsjahr: 2021 (1987)
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