Zwei hervorragende deutsche Musiker treffen hier aufeinander, beides Gitarristen. Das sind der 1961 geborene Peter Autschbach, einst als Autodidakt gestartet und dann mit einem Jazz-Studium abgeschlossen, und der 1956 geborene Ralf Illenberger, der vor allem bekannt wurde durch seine lange Zusammenarbeit mit Martin Kolbe.
Im Gegensatz zu solchen Konstellationen von Gitarristen wie beispielsweise die Zusammentreffen von John McLaughlin, Al di Meola und Paco de Lucia, wo sich Virtuosität und Schnellspielen oft zu überschlagen schienen, gehen die Beiden wesentlich harmonischer und einfühlsamer an die gemeinsame Arbeit heran, nicht gegeneinander, um sich auszustechen, sondern wirklich gemeinsam.
Der Sound wirkt durchgehend gleich in den Harmonien, doch die Verwendung verschiedener Gitarren bringt das nötige Quäntchen Abwechslung ins Spiel. Im Pressetext zu dieser Veröffentlichung wird Jörg Conrad von der Süddeutschen Zeitung zitiert, in dem dieser (hier auszugsweise) davon berichtet, dass die beiden Musiker keinen Pop (obwohl die Melodien leicht ins Ohr gehen), keinen Jazz (auch wenn ein Großteil ihrer Musik improvisiert ist), keinen Blues (auch wenn ihre Musik Tiefe und Seele besitzt) und keinen Folk (auch wenn die Grundlage ihres Tons fest in der Tradition verankert ist) spielen, vielmehr handele es sich um eigenständige Musik, die gleichermaßen zeitgemäß und zeitlos sei.
Nun, in der Tat lässt sich das, was die beiden Künstler hier bieten, wohl schlecht in eine Schublade stecken. Man mag noch die Begriffe New Age und Klassik mit hinzufügen in dem Versuch einer Kategorisierung, aber letztlich ist es müßig, sich hierüber im Detail auszulassen, denn wenn man sich darauf einlässt, dann wird man wissen, was einen erwartet: Instrumentalmusik von hoher Güte, die mit Sicherheit keine Spuren von Pop oder Blues aufweisen wird, so sehe ich es. Doch Folk als Grundlage und Elemente des Jazz, zusammen mit Anflügen von New Age dürfte diese letztlich als Unterhaltungsmusik definieren, die eine angenehme Ruhe und Beschaulichkeit ausströmt, für Einige vielleicht viel zu langweilig, auch angesichts der durchgehend relativ gleichbleibenden Atmosphäre. Andere wiederum dürften begeistert sein, dann, wenn der nervenaufreibende Alltag einmal zu etwas mehr Ruhe gemahnt, dann dürfte diese Rezeptur sicher Abhilfe schaffen können.
Sicher ist es auch stimmungsabhängig, ob man sich gerade darauf einlassen kann oder nicht. Für Feinschmecker ist diese Musik jedoch immer geeignet, ob als dezente Hintergrundmusik für einen netten Abend mit Freunden oder ganz einfach, um sich hinzulegen und sich berieseln zu lassen von einem Schauer der Virtuosität und des Schönklangs.
So empfinde ich einen Schwall von Klängen, die aus den Boxen schwappen, eine flirrende, schwirrende Atmosphäre, geschaffen auf Gitarrensaiten, alles fließt, alles fliegt, fliegt dahin, um mich und meine Gedanken mitzunehmen auf eine imaginäre Reise. "New Arrival", eine neue Ankunft, vielleicht auch wie das Wasser, das nach der Ebbe bei großer Sturmstärke wieder an den Strand spült. Ja, und schon öffnet sich ein großes Tor für Assoziationen. "Zero Gravity", die Schwerkraft also gleich Null, nun, das mag in der Tat zutreffen. Zwar ist die Scheibe nicht im umgangssprachlichen Sinne abgehoben, also auf gewisse Art unzugänglich, sondern fühlt sich an, als sei sie frei von Zwängen, also nicht festgehalten, festgezurrt, sondern sich lösend von Allem, was Kummer und Sorgen bereiten kann. Und so mag man in jeden einzelnen Song, seinen Titel und die Stimmung persönliche Dinge hineininterpretieren, ich wünsche Allen viel Spaß dabei.
Line-up Peter Autschbach & Ralf Illenberger:
Peter Autschbach (guitars)
Ralf Illenberger (guitars)
Nico Deppisch (fretless bass – #5)
Tracklist "Zero Gravity":
- New Arrival (5:09)
- Zero Gravity (5:15)
- Sellie (3:20)
- Heads Up (4:07)
- The Truth (8:43)
- Solstice (5:20)
- Topaz (3:27)
- Twilight Dance (5:44)
Gesamtspielzeit:41:19, Erscheinungsjahr:2017
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