Der britische Gitarrist Peter Banks lebte vom 15. Juli 1947 bis zum 7. März 2013. 1971 war das Jahr der Gründung von Flash, bis 1973 gab es drei Alben in Folge, danach startete der Gitarrist seine Solokarriere mit dem Ergebnis des Debüts, "Two Sides Of Peter Banks". Gleichzeitig spielte er unter dem Namen Empire, war als Studiomusiker tätig und erst 1993 war es Zeit für das zweite Soloalbum, "Instinct". Zwei Jahre später erschien "Self Contained", auf das vierte Studioalbum "Reduction", musste man bis 1999 warten. Die drei letztgenannten Alben sind nun auf "The Self-Contained Trilogy" vereint.
Mit "Instinct" belohnte Banks das lange Warten auf ein weiteres Soloalbum mit einem sehr guten Werk. Nach einer kurzen Einleitung, die einen leichten Jazz-Anflug mit einer sehr träumerischen Note beinhaltet, kommt Banks schon mit der nächsten Nummer auf den Boden der Tatsachen zurück. Nämlich darauf, dass er sicher kein Jazz-Musiker ist, sondern zumindest auf der Basis von Prog Rock die Fühler zum Jazz Rock ausstreckt. "All Points South" unter Verwendung von Vokal-Samples, man meint hier einen Flamenco-Sänger zu hören, ist ein wunderbar schleppender Song mit einer ganz ruhigen und schönen Atmosphäre, wobei der Musiker unter Beweis stellt, dass er ein innovativer Gitarrist ist. Und das, laut Angabe im Booklet, alles auf einer Gitarre, einer Ibanez, dazu begleitet vom Gitarren-Synthesizer. Die Instrumental-Platte ist einerseits relativ Song-orientiert, lebt andererseits jedoch viel von der Improvisation.
Jazz Rock/Fusion-Freunden sei der Titel "Sticky Wicket" nahe gelegt. Hier zeigt sich einmal mehr klar und deutlich, wie sehr die Grenzen zwischen Prog Rock und Jazz Rock/Rock Jazz mitunter verschmelzen und eng aneinander liegen. Während "Angels" eindeutig dem Rock zuzuordnen ist, so greift "Instinctive Behaviour" nur ganz kurz, für etwa fünfundvierzig Sekunden, die frickelige Jazz Rock-Ausrichtung auf. Der "Dominating Factor" erinnert mich stark an Musik von King Crimson und zum Abschluss fließt die Platte langsam und beschaulich mit "Never The Same" aus. Nicht zwingend fällt es auf, doch bei manchen Titeln wäre ein echter Schlagzeuger wünschenswert gewesen. Einiges auf der Platte ist auch mit augenzwinkerndem Humor behaftet, in den Liner Notes trägt Banks unter anderem vor: »If you enjoy listening to it half as much as the enjoyment I had recording it, then I have had twice as much fun as you!« Alles klar, Peter, ich hatte viel Vergnügen beim Hören!
Nun zu "Self-Contained": Mit Humor startet es auch hier, ein Radiosender wird hektisch gesucht, vorher hat jemand hustend den Raum betreten und scheint sich eine Flasche geöffnet zu haben, um welches Getränk es sich gehandelt hat, ist den Liner Notes nicht zu entnehmen. Ansonsten taucht die Flasche poltenderweise später noch einmal auf (#3), und noch immer, nach drei Songs, bleibt so etwas wie Struktur aus, irgendjemand spricht etwas auf Französisch, aber mit "Massive Trouser Clearance" startet es nun endlich doch. Erneut handelt es sich um eine Instrumentalplatte, weitestgehend ähnelt die Musik der des Vorgängers. Einige kleine Veränderungen haben sich ergeben, so sind es die Gestaltung des Gitarrensounds mit mehr Effekten, aber auch einmal ein Griff in jazzige Gefilde im Spiel (#10), aber insbesondere ist es die Vorstellung einer Suite, genannt "It’s All Greek To Me". In neun Teilen verarbeitet Banks viele folkloristische Einflüsse, natürlich vornehmlich solche aus Griechenland, es klingt nach Bouzouki, Orient, und das im rockigen Gewand, diese Suite ist sehr gut gelungen. Ansonsten fehlt mir insgesamt die positive Dichte des Gesamtbildes von "Instinct", obgleich diese Platte sicher experimenteller und abwechslungsreicher in der Ausrichtung ist.
Erst 1999 erschien dann "Reduction". Mit einer Liveansage der Peter Banks Band startet die Platte mit diesem Sample, und solche werden dann erneut hin und wieder verstreut eingesetzt. Klar, alles wieder Instrumentalmusik – klare Songstrukturen in Gestalt von durchdachten Kompositionen gibt es eher wenig, meist scheint vieles an Ideen aus dem Augenblick oder nach kurzen Vorgaben entstanden zu sein. Seine Gitarre lässt der Meister wieder in verschiedenen Sprachen sprechen und zeigt erneut seine Vielseitigkeit und Improvisationsfreudigkeit. "The Age Of Distortion" ist erneut einer jener Songs, die die Musik stark in die Nähe von Jazz Rock führen. Die für diese Musik eher nicht so passenden künstlichen Drums stören ein wenig (ich höre hier eher die Nähe zu Bands wie Massive Attack) und lassen gerade hier den Ruf nach einem echten Schlagzeuger laut werden. Stilistisch spielt der Mann alles durch, Jazz, Hard Rock, Surf, mal klingt er wie Jan Akkerman, dann wieder meint man Anklänge von Oldfield zu vernehmen. "Fade To Blue" könnte auch in Richtung Al di Meola gehen, hier einmal mit der Akustischen vorgetragen, laut Booklet scheint Banks jedoch zu einer Takamine gegriffen zu haben.
Und so hat sich mit diesem Album die Trilogie geschlossen, die Musik ist im Vergleich zum Vorläufer wieder strukturierter und im Vergleich mit dessen experimentellen Elementen stellt sie eine gute Verquickung der Entwicklung des Musikers dar. Allen gemein ist des Künstlers Alleingang, den er wie folgt begründet: »Sometimes there is consolation in isolation«.
Line-up Peter Banks:
Peter Banks (all instruments)
Gerald Goff (keyboards – CD 2, #4)
Tracklist "Instinct":
- No Place Like Home
- All Points South
- Fogbound
- Sticky Wicket
- Shortcomings
- Code Blue
- Angels
- Anima Mundi
- Swamp Report
- Instinctive Behaviour
- Dominating Factor
- Never The Same
Tracklist "Self-Contained":
- Radio Foreplay
- Endless Journey
- More Foreplay
- Massive Trouser Clearance
- Lost Days
- Away Days
- Two Sides
- Self-contained
- Clues
- The Three Realms
- Tell Me When
- Funkin' Profundity Suite: It’s All Greek To Me:
- The Great Dionysia
- Erotokritos
- Less Talk
- Oriental Bent
- In An Idyll Moment
- Unnatural History
- Greekspeak
- The Great Stifado
- Thinking Of You
Tracklist "Reduction":
- Diminuendo In Bloom
- Tone Down
- The Age Of Distortion
- Fade To Blue
- Fathat
- As Night Falls…
- Consolation In Isolation
- Dirty Little Secret
- As Ever
- Pirate’s Pleasure
- Rosa Nova
Gesamtspielzeit: 56:03 (CD 1), 75:41 (CD 2), 46:17 (CD 3), Erscheinungsjahr: 2018 (1994, 1995, 1997)
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