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Peter Bruntnell / Nos Da Comrade – CD-Review

Peter Bruntnell - Nos Da Comrade - CD-Review

Wie es heißt, wird Peter Bruntnell bereits seit vielen Jahren und mit jedem neu erschienenen Album von Kritikern der Durchbruch vorausgesagt. Nur hat dies mit seinen ersten neun (übrigens stilistisch sehr unterschiedlichen) Soloalben bisher noch nicht funktioniert. Von Folk über Westcoast bis hin zum Rock hat der in Neuseeland geborene Engländer bereits viele Spielarten zelebriert, bevor er nun bei dem sehr feinen deutschen Label Blue Rose Records gelandet ist. Und erstmal dort, hat er gleich sein mittlerweile zehntes Soloalbum "Nos Da Comrade" (walisisch für 'Gute Nacht, Freund') da gelassen, das nun auch den Weg auf meinen Schreibtisch gefunden hat. Stilistisch will uns Bruntnell hier mit einer Mischung der bereits aufgezählten Genres überzeugen, was ihm im Großen und Ganzen auch gelingt.

Der Brite hat ganz sicher ein gutes Händchen fürs Songwriting und das Kreieren von dichten Atmosphären. Seine etwas angeraute und dennoch helle Stimme passt zu manchen Tracks wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, kann mich jedoch nicht durchgängig überzeugen. Auf was die elf Songs letztendlich rauslaufen, ist gut gemachter Pop/Rock, der vor allem durch die Hinzunahme weiterer Stile gewinnt. Mit "Mr. Sunshine" und dessen rockenden Gitarrenriffs beginnt die Platte äußerst vielversprechend, Bruntnell legt melodische Gesangslinien über einen straighten Beat und wird im Refrain gesanglich noch hervorragend von Dai Godwin unterstützt. Im direkten Kontrast dazu steht das sehr ruhige, dafür durch die erzeugte Aura aber sehr interessante "Where The Snakes Hang Out". Sehr spärlich instrumentiert, ist der Gesang automatisch im Fokus des Hörers und nimmt ihn in eine etwas unsicher wirkende Traumwelt mit.

Zu den Highlights gehört unbedingt auch "Peak Operational Condition", das mich fast ein bisschen an den seligen Tom Petty erinnert. Feiner Folk Rock mischt sich hier mit schmissigem Americana zu einer starken Song-Mixtur mit eingängigen Hooks. Das mit knapp neun Minuten längste Stück hört auf den Namen "Yuri Gagarin" und verfügt über einen unüberhörbaren Neil Young-Vibe aus Zeiten, in denen jener Alben wie "Everybody Knows This Is Nowhere", "Time Fades Away" oder "Zuma" veröffentlichte. Ein klasse Stück mit einem ausgiebigen Jam gegen Ende. Das abschließende "Caroline" atmet die Atmosphäre von Townes Van Zandts Werken der frühen Siebziger und ebenfalls noch erwähnen möchte ich "Long Way Down From A Cloud". Ein schräger, aber sehr gelungener Mix aus den Byrds und (wieder) Tom Petty. Aber selbst wenn ich jetzt ein paar Vergleiche in die Waagschale geworfen habe, so sollen diese lediglich zur Orientierung dienen, denn der gute Peter hat zweifelsfrei sein ganz eigenes Profil.

Ich werde jetzt hier ganz sicher nicht schreiben, dass Peter Bruntnell mit seinem zehnten Soloalbum "Nos Da Comrade" der Durchbruch gelingen wird. Denn darauf sind zwar einige sehr schöne sowie auch interessante Stücke zu finden, aber dennoch fehlt mir etwas. Vielleicht ein oder zwei Titel mehr, die sich in der Liga von "Yuri Gagarin" bewegen… und bei manchen Tracks ist der Gesang einfach nicht mein Fall. Aber das ist reine Geschmackssache. Vom Handwerk und der Umsetzung hat der Engländer ein richtig gutes Pop/Rock/Americana-Album abgeliefert, das Neugierige beherzt anchecken sollten. Bruntnell-Fans brauchen die Scheibe sowieso.


Line-up Peter Bruntnell:

Peter Bruntnell (acoustic & electric guitars, piano, keyboards, lead vocals)
Mick Clews (drums)
Peter Noone (bass)
Dave Little (electric guitars, background vocals)
James Walbourne (acoustic & electric guitars, piano)
Peter Linnane (string machine – #3, pump organ – #11)
Dai Godwin (background vocals – #1)

Tracklist "Nos Da Comrade":

  1. Mr. Sunshine
  2. End Of The World
  3. Rainstars
  4. Yuri Gagarin
  5. Dance Of The Dead
  6. Where The Snakes Hang Out
  7. Fishing The Flood Plain
  8. Peak Operational Condition
  9. Long Way From Home
  10. Long Way Down From A Cloud
  11. Caroline

Gesamtspielzeit: 49:39, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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