Peter Finger, Werner Lämmerhirt, Martin Kolbe & Ralf Illenberger / Rockpalast Acoustic 1979 – CD/DVD-Review

Rückblende: Wir schreiben das Jahr 1979.
Am 29. und 31. August gaben Peter Finger beziehungsweise Werner Lämmerhirt ein Gastspiel im Kölner WDR Studio L.
Der 03. September – ebenfalls im WDR Studio L – stand dann unter dem Zeichen von Martin Kolbe & Ralf Illenberger.
Das Mastering des musikalischen Konvoluts gab man in die Hände von Hans-Joerg Maucksch von Pauler Acoustic.
Den englischsprachigen Booklet-Text verfasste Lothar Trampert.

Zur zeitlichen Orientierung standen bei den Musikern folgende Veröffentlichungen an:
Peter Finger brachte 1974 "Bottleneck Guitar Solos" auf den Markt. Dann folgten "Acoustic Rock Guitar" (1977) und "Zwei Seiten" (1979).
Bei Werner Lämmerhirt waren es "White Spots" (1978) sowie "All Alone" (1979).
Vom Duo Martin Kolbe & Ralf Illenberger standen "Waves" aus dem Jahr 1978 sowie "Colouring The Leaves" (1979) in den Regalen. Bei RockTimes gibt es die beiden Platten in einer Kombi-Rezension.

Was man auf den drei "Rockpalast Acoustic 1979"-CDs hört, muss man auch gesehen haben.
Von allen Musikern wird höchste Gitarren-Kunst geboten.

Zu Peter Finger:
In den Tracklists seiner Platten-Veröffentlichungen taucht immer wieder der Zwölftakter auf.
Nicht ohne Grund trägt eines seiner Alben den Titel "Bottleneck Guitar Solos". Der "Mississippi Blues" befindet sich allerdings auf "Zwei Seiten". Bei diesem Stück geht der grandiose Genuss schon los. Peter Finger hat den Blues. Einfach toll, wie er uns seine Sicht auf den akustischen Zwölftakter näher bringt. Hier wird nicht nur der Blues-Fan begeistert sein. Überwältig wird man vom "Erlkönig". Fingerpicking trifft auf flotten Groove. Hinhörer! Über eine wunderschön-dynamische Ballade mit dem Titel "Hope And Memory" kommt es bei "Der Zauberlehrling" zu einem ganz besonderen Peter Finger-Stück, dessen Ursprung das Goethe-Gedicht ist. Nach einer etwas über dreieinhalbminütigen Erklärung der Geschichte inklusive einer musikalischen Vorstellung der beteiligten Personen zieht man den Hut vor dem Protagonisten. Hammer! Faszinierend, was der Gitarrist aufbietet. Großes Kino! Das Lied "Wishbone Ash" widmet er tatsächlich er Band Wishbone Ash, von der Peter Finger »[…] bei diesem Stück sehr beeinflusst […]« war. Highlight!

Da gibt es keine Zweifel, dass akustische Gitarrenmusik zeitlos ist.

Zu Werner Lämmerhirt:
Im Booklet heißt es: »[…] His Rockpalast appearence shows him with an Ovation guitar, whose plastic body and piezo pickup system were groundbreaking at that time. On some pieces he even switched on a phaser effect, favoured by electric guitarists and keyboardists liked to use at the time. […]« Nach einem herrlichen prächtigen "Ovation" kommt es mit "Wintertime Has Come" sowie "Rainy Day In Amsterdam" quasi zu Werner Lämmerhirts Wetterbericht. Beim ersten Track, gesungen vom Protagonisten, wird einem geradezu warm ums Herz. Der angeraute Gesang kommt klasse rüber. Von den Schneeflocken geht es für einen regnerischen Tag rüber nach Amsterdam. Die Regentropfen fallen sozusagen groovend auf den Boden und auch hier hat die Begeisterung beim Hörer freien Lauf. Wie bei Peter Finger hat auch Werner Lämmerhirt seine Hintergrund-Informationen zu den Songs parat. Da hat die verbale Einleitung von "To Live By The River" nichts an Umwelt-Aktualität verloren. Wobei … das Stück ist schön melodisch. Der von Werner Lämmerhirt angekündigte Spaß beim Spielen überträgt sich fast schon automatisch auf den Hörer. Highlight! Zu den Höhepunkten zählen definitiv auch der Jazz-Klassiker "Fly Me To The Moon" und "Yesterday" von The Beatles. Werner Lämmerhirt ist auch noch ein toller Interpret von Fremdkomposition.

Da gibt es keine Zweifel, dass akustische Gitarrenmusik zeitlos ist.

Zu Martin Kolbe & Ralf Illenberger:
Aus dem Booklet erfahren wir, dass die »[…] label’s direction suited the music of this duo, skillfully combining folk, blues, jazz and atmospheric music and thus appealed to a very broad audience. […]«
Folglich ergeben sich bei allen hier dargebotenen Künstlern musikalische Schnittstellen. Die geschickt gemischten Stil-Kombinationen verhalfen dem Duo zu einem großen Wiedererkennungswert und Erfolg. Die Songs von Martin Kolbe & Ralf Illenberger waren beliebt. Ihre Lieder waren speziell.
Ohne den Opener kleinreden zu wollen und ihn als Warm-up zu bezeichnen, kommt es bei "G’schteinigt" genau zu dieser bereits erwähnten Mixtur. Highlight!
Das harmonisch arrangierte "Sommerabend" regt die Fantasie des Hörers an und vom Tempo her steht ganz im Gegensatz dazu das flirrend-schnelle "The Syncophantic Typewriter". Alle Tracks leben vom beeindruckenden Fingerpicking der beiden Akteure. Über das dynamische Auf und Ab von "Break" reflektiert "Ball In Play" das Spiel am Flipper. Nein, damit ist nicht der Delphin gemeint. Am Schluss serviert uns das Duo ihr Lieblingsstück "Waves". Hingabe, Faszination, schwebende Stimmung, changierende Atmosphären prägen diese großartige Nummer. Ein ganz besonderer Konzert-Abschluss.

Da gibt es keine Zweifel, dass akustische Gitarrenmusik zeitlos ist.

Was man auf den drei CDs hört, muss man auch auf der über zweistündigen DVD gesehen haben.
Gegenüber dem bereits von anderen Veröffentlichungen bekannten Weiß auf Schwarz der Verpackung, präsentieren sich die Gigs auf der DVD in Farbe.
Bei dieser "Rockpalast Acoustic 1979"-Rückblende gehen beide Daumen hoch.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up "Rockpalast Acoustic 1979":

Peter Finger (acoustic guitar)
Werner Lämmerhirt (acoustic guitar, vocals)
Martin Kolbe (acoustic guitar)
Ralf Illenberger (acoustic guitar)

Tracklist "Rockpalast Acoustic 1979":

Gesamtspielzeit: 30:06 (CD 1), 43:59 (CD 2), 46:53 (CD 3), zirka 125 (DVD), Erscheinungsjahr: 2021