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Peter French / Ducks In Flight – CD-Review

Peter French - Ducks In Flight - CD-Review

Als der Sänger Peter French in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre seinen ersten Solo-Deal ergatterte, hatte er bereits eine imposante Reise durch das Musik-Business hinter sich. Das erste Mal größere Aufmerksamkeit erlangte er als Frontmann der Band Leaf Hound, die 1971 mit "Growers Of Mushroom" immerhin ein starkes Album veröffentlichte, bevor French zu Atomic Rooster wechselte. Auch dort hielt es ihn lediglich für die Aufnahmen zu dem Album "In Hearing Of Atomic Rooster" sowie Tourneen durch Italien wie auch die USA und Kanada. Alles in allem gerade mal vier Monate. Eine Atempause gab es dennoch nicht, denn unmittelbar danach stieg er bei Cactus ein, um dort den gefeuerten Rusty Day für die Scheibe "'ot’n’Sweaty" zu ersetzen. Aber hier reichte es ebenfalls wieder nur zu einem Album, da sich die Rhythmus-Abteilung (bestehend aus Tim Bogert am Bass und Carmine Appice an den Drums) kurz darauf mit dem englischen Gitarristen Jeff Beck zusammentat, um mit ihm das Trio Beck, Bogert & Appice zu gründen (das es ebenfalls auf gerade mal genau ein Studioalbum brachte… aber lassen wir das jetzt).

Bereits das Line-up der Musiker auf diesem (einzigen!) Soloalbum lässt umgehend hellhörig werden. Für die Gitarrenarbeit konnte French keinen geringeren als Brian Robertson (Ex-Thin Lizzy, Jahre später für jeweils… ahem… ein Album bei Motörhead sowie Frankie Miller) gewinnen, am Schlagzeug nahm Kenney Jones (Ex-Small Faces, Ex-Faces, später bei The Who) Platz und die vier dicken Saiten steuerte Dave Markee (später bei Eric Clapton) bei. Super Voraussetzungen also, die der Opener "Slipped And Stumbled" direkt mal unterstreichen will. Kenney Jones eröffnet die Sause mit einem Trommelwirbel auf der Snare, bevor Markee und Robertson (sowie bei diesem einen Track Henry Spinetti als zweiter Drummer) in einen sehr groovigen, ja fast schon funkigen Rhythmus verfallen. Dann kommt Peter French mit seinem rauen, sehr kräftigen Organ ins Spiel und erinnert von seiner Stilistik doch sehr an den Rod Stewart der frühen Siebziger. Robertson liefert die feinen Soli für diese noch etwas gezügelte, dafür sich aber voll im Geschmack der damaligen Zeit befindlichen Nummer. Ein guter Start ist die halbe Miete!

Anschließend wird dann mit "Give Me Your Love" aber bereits deutlich härter gerockt. Musikalisch überlässt die grundsolide Rhythmus-Abteilung Brian Robertson das Feld, auf dem dieser sich mit feinen Licks, Riffs und Soli austoben kann. Ein weiteres Stück im Faces-Stil (Pete French war ein bekennender Fan) ist "Shame Shame" und die Band lässt es erneut krachen. Nicht nur hier ist Micky Moody (zur damaligen Zeit Whitesnake, Ex-Juicy Lucy) zu Gast, wenn auch nur an der Rhythmus-Gitarre. An der Slide ist er bei dem Good Time Rocker "Hold Me, Take Me" zu hören, der richtig gut in die Beine geht und seine Intention, so viel Spaß wie möglich zu verbreiten, hervorragend erfüllt. "Schooldays" ist auf sehr angenehme Weise wieder sehr Faces-like, rockt und rollt, weckt Lust zu tanzen und verfügt in Person von Raphael Ravenscroft auch noch über klasse Saxofon-Parts.

Es geht aber durchaus auch mal ruhiger zu. So etwa bei dem sehr emotionalen "Without You", gebracht mit einer akustischen Gitarre und sehr viel Feeling im Gesang des Protagonisten. Von der Thematik her die alte 'Frau verlässt Mann und Mann ist am Boden zerstört'-Geschichte, dafür aber sehr stark umgesetzt. Trotz Herzschmerz-Text also keine Jammerei (naja, ein ganz kleines bisschen vielleicht), sondern kraftvoll gesungen und mit einer tollen Robertson-Gitarre versehen. Peter Wingfield steht bei der zweiten ruhigeren Nummer, "Same Old Questions", im Fokus und macht seine Sache ganz fantastisch Auch hier kommt die Unterstützung wieder von einer akustischen Gitarre. Micky Moody hat bei "Sweet Annabella" seinen nächsten Auftritt und glänzt einmal mehr mit seiner sehr starken Slide-Arbeit. Und schließlich ist da mit "Goodbye Jesse" noch ein sehr schöner, von der Country-Musik beeinflusster Titel, der das Gesamtbild sehr gelungen abrundet.

"Ducks In Flight" ist zwar kein brillantes, dafür aber ein sehr gutes Rock-Album, auf dem alle Beteiligten ihre Klasse nicht nur aufblitzen, sondern klar erkennen lassen. Warum Peter French verkaufstechnisch damals (1978) nichts reißen konnte, ist heute nicht mehr wirklich nachzuvollziehen. Vielleicht stand straighter Rock in der Hochzeit von Disco und Punk Rock nicht mehr wirklich ganz oben auf der Liste des kaufkräftigen Publikums. Wie dem auch sei, schade ist es allemal, denn bei "Ducks In Flight" haben wir es mit einem typischen Fall von einer 'Vergessenen Perle' zu tun!


Line-up Peter French:

Peter French (vocals)
Brian Robertson (guitars)
Dave Markee (bass)
Kenney Jones (drums)

With:
Micky Moody (slide guitars – #4,7, rhythm guitar – #5)
Tim Hinkley (keyboards)
Peter Wingfield (piano & organ – #3)
Henry Spinetti (drums – #1)
Joe Brown (banjo – #8)
Mick Halls (additional guitars)
Raphael Ravenscroft (saxophone – #9)

Tracklist "Ducks In Flight":

  1. Slipped And Stumbled
  2. Give Me Your Love
  3. Same Old Questions
  4. Sweet Annabella
  5. Shame Shame
  6. Without You
  7. Hold Me, Take Me
  8. Goodbye Jesse
  9. Schooldays

Gesamspielzeit: 35:34, Erscheinungsjahr: 2017 (1978)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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